T„Kein Fan davon“: BSV-Frauen müssen auf besinnliche Feiertage verzichten

Mie Elen Rakstad reist für drei Tage zu ihren Eltern nach Norwegen. Foto: privat/nomo
Sporthalle statt Wohnzimmer, Umkleide statt Couch: Für die Handballerinnen des Buxtehuder SV endet die WM-Pause unmittelbar nach Weihnachten. Den Spielerinnen bleibt nicht viel Familienzeit.
Buxtehude. Als Vorspeise serviert Charlotte Kähr eine Pastinakensuppe, die sie vor ein paar Tagen schon mal gekocht und für schmackhaft befunden hat. Danach tischt ihr Bruder selbstgemachte Spätzle und Geschnetzeltes auf, und ihre Mutter ist für das Dessert zuständig. So sieht das Weihnachtsessen der Familie Kähr aus, das in diesem Jahr allerdings auf den 23. Dezember fällt.
Grund dafür ist der Spielplan der Handball-Bundesliga der Frauen. Bis Donnerstag trainieren Charlotte Kähr und der Buxtehuder SV. Danach haben die Spielerinnen drei Tage frei. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag bereitet sich die Mannschaft auf das Heimspiel gegen Neckarsulm (27. Dezember, 18 Uhr) vor.
Charlotte Kähr reist trotz des engen Terminplans nach Hause in die Schweiz und verbringt die erste Zeit bei ihrer Familie in Zürich. An Heiligabend ist sie bei ihrem Freund in Basel. Am ersten Feiertag geht es morgens zurück nach Hamburg, abends wird in Buxtehude trainiert.
Heimspiel im Fokus
Normalität im Leistungssport? „Im Alltag ist man schon viel Verzicht gewohnt“, sagt Kähr. Doch dass in Deutschland auch an Weihnachten trainiert und kurz darauf gespielt wird, das war neu für die 22-Jährige, die vor zwei Jahren nach Buxtehude kam. In der Schweizer Liga war das anders.

Charlotte Kähr verbringt die freien Tage in der Schweiz. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie (Archiv)
Auch BSV-Trainer Dirk Leun ist damit nicht so glücklich. „Ich bin kein Fan davon, aber das ist leider der Standard im Handball. Was bleibt uns anderes übrig?“ Die Mannschaft müsse nach der kurzen Weihnachtspause wieder in Schwung kommen, taktisch vorbereitet werden. Nur drei Tage nach dem Neckarsulm-Spiel geht es schon zum Tabellenführer Bietigheim.
Noch enger geht es in der 2. Männer-Bundesliga zu. Dort wird am 23. und 26. Dezember gespielt. Leun weiß das nur zu gut, denn seine Söhne Finn (Ludwigshafen) und Jakob (Aue) spielen in dieser Klasse. Für einige Handballer lohnt es sich daher kaum, über Weihnachten in die Heimat zu fahren, da sie an Heiligabend trainieren.
Kirche, Eislaufen, gutes Essen
Für BSV-Spielerin Mie Elen Rakstad geht es dagegen nach Hause. Zusammen mit ihrem Freund August Pedersen, der in Flensburg spielt, verbringt sie die freien Tage bei ihren Eltern in Norwegen. Sie werden in die Kirche gehen, Schlittschuh laufen, gut essen. „Mein Vater wird für mich wieder Elchfleisch kochen“, sagt sie.
Doch viel Zeit bleibt nicht. Am Freitag fliegt Rakstad nach Norwegen, am Montag kommt sie zurück. Was ihr hilft, damit umzugehen: „Dass Familie und Freunde hinter mir stehen, dass ich Spaß am Training habe, dass man das Glück hat, jeden Tag den Sport auszuüben, den man liebt.“
Zudem wissen die Buxtehuderinnen, worum es geht. Die Spiele zwischen den Jahren locken viele Zuschauer in die Halle und sind lukrativ für den Verein. Außerdem will der schwach in die Saison gestartete BSV wichtige Punkte sammeln, gerade gegen Schlusslicht Neckarsulm. Das gilt auch für das anschließende Heimspiel gegen Zwickau (7. Januar). „Wenn wir beide Spiele gewinnen, sind wir einen großen Schritt weiter“, sagt Leun. Die monatelang verletzte Spielmacherin Sinah Hagen wird voraussichtlich dabei sein.
BSV kämpft mit Ausfällen
Allerdings gestaltete sich die Vorbereitung während der WM-Pause schwierig. Leun, nach überstandener Erkrankung wieder zurück, musste mit dezimiertem Kader auskommen. „Wir hatten immer drei Ausfälle“, sagt er, darunter einige Corona-Fälle. So trainierte der BSV einmal pro Woche gemeinsam mit seinem Partnerverein Buchholz.
Der BSV konzentrierte sich auf verschiedene Bereiche. Im Angriff ging es darum, effektiver zu werden. Hinten nahm man sich unter anderem die anfällige rechte Abwehrseite vor. Zudem wurde intensiv an Kondition und Kraft gearbeitet. „Wir sind echt viel gerannt. Das hat man an den freien Wochenenden im Körper gemerkt“, sagt Kähr.

Magda Kašpárková und ihr Freund Vojtěch Patzel bleiben über Weihnachten in Lübeck. Foto: privat/nomo
Ihre Teamkollegin Magda Kašpárková wird über Weihnachten in Deutschland bleiben, da es von Hamburg keine Direktflüge nach Prag gibt. Und mit dem Auto wäre sie mehr als zehn Stunden unterwegs. Wie letztes Jahr verbringt sie die Zeit mit ihrem Freund Vojtěch Patzel, der beim Zweitligisten Lübeck spielt, im Norden.
Kartoffelsalat und Schnitzel
Und für Heiligabend haben sie auch schon einen Plan: „Vormittags gehen wir auf den Weihnachtsmarkt und trinken Punsch.“ Am Abend bereitet Kašpárková Kartoffelsalat und Schnitzel zu, ein typisches tschechisches Weihnachtsessen, wie sie sagt. Zwei Mitspieler ihres Freundes kommen dazu.
„Natürlich würde ich gerne bei meiner Familie sein. Aber das ist okay. Das ist mein Job“, sagt Kašpárková. Ein paar Tage später bekommt sie dann Besuch, ihre Eltern bleiben über Silvester.