TKinderärztin aus Ukraine möchte endlich arbeiten – und kämpft mit hohen Hürden

Myroslava Sylman hofft, bald eine Anstellung, als Kinderärztin in der Region zu bekommen. Foto: Lindenau
In Zeven sucht eine erfahrene Kinderärztin nach einer Anstellung. Doch zwischen ihr und einem Arbeitsplatz in der Region stehen hohe Hürden. Myroslava Sylman teilt ihre Geschichte und schildert Herausforderungen auf dem Weg zum beruflichen Neuanfang.
Zeven. Eine Frau mit einem klaren Ziel vor Augen. Myroslava Sylman (40) ist nach Beginn des Krieges in der Ukraine aus ihrer Heimatstadt Rivne geflohen.
Gemeinsam mit ihrer elfjährigen Tochter fand sie Zuflucht in einem kleinen Dorf in Polen. Doch leider gab es dort keine Möglichkeit, ihrer Tätigkeit als Kinderärztin nachzugehen, geschweige denn ihrer Tochter die Möglichkeit zu geben, eine Schule zu besuchen.
Der Weg von Polen nach Zeven
Durch eine Freundin, die bereits in Deutschland lebte, und dessen Kontakte, bekam sie die Chance, bei einer Familie in Zeven unterzukommen. Zudem bot sich ihr die Aussicht, hier als Ärztin arbeiten zu können. Sie überlegte nicht lange und kam im April 2022 schließlich in den Stader Nachbarkreis Rotenburg nach Zeven.
Das DRK empfängt die kleine Familie mit offenen Armen
Bei ihrer Ankunft in der Stadt nahm sich Claudia Oerding der Situation von Myroslava Sylman und Tochter an. Als DRK-Mitarbeiterin und Leiterin der Zevener Notunterkunft steht sie der Familie seit ihrer Ankunft tatkräftig zur Seite.
Oerding unterstützt die beiden in allen Belangen, sei es bei der Suche nach einem neuen Zuhause, das sie kürzlich bezogen haben, oder beim mühsamen Prozess der Arbeitsplatzsuche. Dabei geht ihre Hilfe über rein berufliche Unterstützung hinaus. Denn auch privat setzt sie sich für ihre Schützlinge ein.

Claudia Oerding unterstützt die Ukrainerin Myroslava Sylman, wo sie kann. Foto: Lindenau
Es gibt immer wieder neue Hürden zu bewältigen
Die Kinderärztin sieht sich mit unerwarteten Herausforderungen konfrontiert, die ihren beruflichen Wiedereinstieg erschweren. „Es werden einem viele Steine in den Weg gelegt, bevor man sein Ziel erreicht“, sagt Oerding.
Ursprünglich war die Idee, dass die Ukrainerin den Kinderarzt-Part in einer allgemeinmedizinischen Praxis übernimmt. Doch die Planung verlief nicht ganz so wie gedacht.
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Der Dokumentenwahnsinn nimmt kein Ende
Anfangs fehlten Myroslava Sylman bestimmte Formulare, die für ihre Zulassung als Kinderärztin in Deutschland erforderlich sind. Es war also notwendig, die verschiedenen Dokumente übersetzen zu lassen und zu verschicken, was nicht nur viel Zeit in Anspruch nahm, sondern auch eine kostspielige Angelegenheit war.
Hohe Kosten und lange Wartezeiten
„Eine Übersetzung für das Jobcenter kostet schnell mal 700 Euro“, erklärt Oerding. Sie erzählt, dass Angebote von verschiedenen Dolmetschern eingeholt und verglichen werden müssen, bevor es zur eigentlichen Übersetzung kommt. Dieser Prozess beansprucht viel Zeit und zieht das Verfahren unweigerlich in die Länge, lässt sie wissen.
Zusätzlich sind wichtige Dokumente der Kinderärztin noch in der Ukraine, was den Prozess weiter erschwert und verlangsamt. Hier spielen die Eltern der Frau eine wichtige Rolle. Per Post schicken sie ihrer Tochter die Papiere nach Deutschland.
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Ein Praktikum soll Einblicke verschaffen
Trotz des langwierigen Prozesses ist die Ukrainerin äußerst engagiert und widmet sich intensiv der deutschen Sprache. Claudia Oerding bezeichnet sie als „sehr bewundernswert“ und betont, wie eifrig die Kinderärztin beim Lernen ist.
Gemeinsam organisierten sie Myroslava Sylman einen Praktikumsplatz in einer Arztpraxis in Bremervörde. Ab dem 23. April wird die 40-Jährige dort den Alltag einer hiesigen Arztpraxis kennenlernen, ihre Deutschkenntnisse vertiefen und das Team unterstützen. „Ich tue mein Bestes“, sagt sie. Entschlossen, sich so rasch und gut wie möglich zu integrieren, hofft sie darauf, bald wieder voll als Kinderärztin arbeiten zu können.
Dankbarkeit schreibt die Kinderärztin groß
Außerdem ist Myroslava Sylman äußerst dankbar und betont es immer wieder in dem Gespräch mit unserer Redaktion. Sie schaut positiv in die Zukunft und hat mittlerweile auch Anschluss in Zeven gefunden. Darüber hinaus gewöhnt sich auch ihre Tochter immer mehr an die neue Umgebung und fühlt sich zunehmend wohl.
Ein Hindernis steht noch im Weg
Ihr derzeitiges Hindernis besteht jedoch darin, dass sie ab dem 23. April nach Bremervörde zu ihrer Praktikumsstelle gelangen muss, jedoch noch keine Möglichkeit hat, selbst zu fahren.
Daher würde sie sich über eine Fahrgemeinschaft am Morgen freuen. Personen, die Sylman morgens nach Bremervörde mitnehmen können, sodass sie um 8.45 Uhr in der Praxis sein kann, werden gebeten, sich beim DRK unter der Telefonnummer 0173/6348174 zu melden.