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Gewalt

Notaufnahme: Immer mehr Angriffe auf Klinikpersonal

Angriffe auf Klinikpersonal erfolgen am häufigsten in den Notaufnahmen.

Angriffe auf Klinikpersonal erfolgen am häufigsten in den Notaufnahmen. Foto: Christian Charisius/dpa

Verbände beklagen mehr und mehr Gewalt gegen Mitarbeiter in Kliniken - vor allem in der Notaufnahme. Welche Konsequenzen gefordert werden.

Von dpa Montag, 12.02.2024, 09:22 Uhr

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Hannover/Bremen. Die Krankenhausgesellschaften Niedersachsens und Bremens registrieren einen Anstieg von Gewalt an Mitarbeitern in Kliniken. Das geht aus Antworten auf Anfragen der Deutschen Presse-Agentur hervor. Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) fordert die Politik zum Handeln auf.

Es gebe aus Krankenhäusern Rückmeldungen, dass die Zahl der Übergriffe steige, teilte die NKG mit Sitz in Hannover mit. Die Gewalt gehe von den Patienten und vielfach von den Angehörigen aus. Auslöser seien häufig als zu lang empfundene Wartezeiten.

„Angriffe auf Klinikpersonal erfolgen am häufigsten in den Notaufnahmen“, teilte die NKG mit. Nach Einschätzung des Verbands suchen Menschen auch in Bagatellfällen Notaufnahmen auf. Das könne damit zusammenhängen, dass die Patienten in Arztpraxen abgewiesen worden seien, Praxen geschlossen hätten und in ländlichen Regionen fehlten. „Dies führt im Ergebnis zu immer längeren Wartezeiten in den Notaufnahmen und zu mehr Konfliktpotenzial.“

Krankenhausverbände: Mitarbeiter häufiger Opfer von Gewalt

Die Krankenhausgesellschaft der Freien Hansestadt Bremen (HBKG) äußert sich übereinstimmend mit der NKG. „Die Zahl der Besucher in den Krankenhäusern, die mit Gewalt Probleme lösen wollen, hat leider zugenommen“, heißt es aus Bremen. Das Personal erfahre verbale, physische und psychische Gewalt. Mitarbeitern böte man Gespräche zur Aufarbeitung sowie Übungen zur Deeskalation und Selbstverteidigung an. Zudem offeriere die Polizei Beratung. Sicherheitspersonal werde in einzelnen Bereichen bereitgehalten.

Hintergrund der Gewalt seien erhöhte Ansprüche der Patienten. Die Wünsche der Menschen kollidierten mit einer Unterversorgung der Krankenhauslandschaft, teilte die HBKG mit. Die HBKG ist nicht zuversichtlich, dass sich die Situation bessern wird. Sie verweist auf eine fehlende finanzielle Absicherung der Häuser.

Die NGK fordert, dass die angespannte Situation in den Notaufnahmen entschärft wird. „Die Politik muss handeln und die Notfallversorgung grundlegend reformieren“, heißt es. Patienten sollten anders als bislang gesteuert werden. Das Personal müsse entlastet werden. Statistiken zu Gewalt in Krankenhäusern lagen der NKG und der HBKG nicht vor.

Polizei wirbt für Respekt gegenüber Rettungskräften

Zum Europäischen Tag des Notrufs am Sonntag haben Polizeidienststellen in Niedersachsen Einblicke in ihre Arbeit gegeben und mehr Respekt für Rettungskräfte gefordert. Besucherinnen und Besucher konnten am Sonntag unter anderem Einsätze in den Landkreisen Leer, Aurich, Wittmund und der Stadt Emden in Echtzeit mitverfolgen. Möglich war das über polizeiliche Accounts von Social-Media-Plattformen.

„Wir wollen den Menschen einen Einblick in die tägliche Arbeit von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst geben und damit auch für Transparenz, Akzeptanz und Vertrauen sorgen. Wir haben alle ein Ziel, nämlich den Menschen, die Hilfe benötigen, schnell und professionell zu helfen“, sagte Marco Ellermann, Sprecher der Polizeidirektion Osnabrück.

Das erste Fazit sei positiv, bei den Usern käme die Aktion sehr gut an. Rund 400 Anrufe gehen laut Ellermann pro Tag über die Notrufnummern 112 und 110 bei der Kooperativen Regionalleitstelle Ostfriesland in Wittmund, einer gemeinsamen Leitstelle von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr, ein.

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