TKrautsander Naturrind gibt’s bald als Wurst in zwei Supermärkten

Bockwurst vom Krautsander Naturrind mundet auch beim Weihnachtsessen mit Kartoffelsalat - davon sind Beatrice Claus vom WWF und die Landwirte Claus-Christoph Hermann (rechts) und Marco Schmidt überzeugt. Foto: Knappe
Das Pilotprojekt läuft so erfolgreich, dass es ausgeweitet wird. Nun können sich Verbraucher bei Bock- oder Currywurst überzeugen. So viel kostet die Krautsander Wurst.
Drochtersen. Anfang 2023 startete das Projekt, bei dem Naturschützer vom WWF (World Wide Fund For Nature), der Krautsander Landwirt Claus-Christoph Herrmann und das Elbstrand Resort an einem Strang ziehen. Seit Sommer dieses Jahres macht auch der Landwirt Marco Schmidt auf Asselersand mit.
Rindfleisch von der Weide wird wegen seiner guten Qualität geschätzt. Im Rahmen des Krautsander Pilotprojekts wird es in tierfreundlicher halbjähriger Weidehaltung produziert. Für den Namen Krautsander Naturrind muss der Landwirt besondere Maßgaben auf seinen Flächen erfüllen, die das WWF-Naturschutzgroßprojekt auf Krautsand unterstützen.
Restaurantleiter begeistert vom Naturrind
Das Projekt hat das Ziel, die einzigartigen Lebensräume an der tidebeeinflussten Elbe-Flussmündung auf Krautsand zu retten. Bislang gab es das Krautsander Naturrind-Fleisch vor allem beim Projekt-Kooperationspartner, dem Elbstrand-Resort. Restaurantleiter Michael Reinhardt ist begeistert: Die Veranstaltungen, etwa Grill- und Eventabende, bei denen Gerichte vom Naturrind serviert wurden, seien stets schnell ausgebucht gewesen.

Anfang 2023 startete das WWF-Projekt „Krautsander Naturrind für Artenvielfalt“. Foto: von Allwörden
Gäste, Einheimische wie Touristen, fragten regelmäßig nach Gerichten mit Fleisch vom Krautsander Naturrind. „Deshalb haben wir jetzt auch ständig ein, zwei wechselnde Gerichte mit Naturrind auf der Karte“, so Reinhardt. Das Fleisch habe eine gute Qualität, sei nicht so fett. „Verbraucher sind bereit, dafür auch Geld auszugeben.“
Ansonsten kamen bislang nur noch die Kantinengäste der Hamburger Umweltbehörde in den Genuss des Krautsander Naturrinds - dorthin wurden Hackfleisch, Knochen und Gulasch geliefert. Außerdem nahm eine Nottensdorfer Fleischerei mitunter ganze Rinder ab.
Bock- und Currywurst gibt‘s künftig in zwei Märkten
Weil das Fleisch so gut ankommt, beschreitet WWF-Projektleiterin Beatrice Claus jetzt einen zusätzlichen Vermarktungsweg: Ab 11. Dezember werden Bock- und Currywürste vom Krautsander Naturrind in den beiden Rewe-Märkten in Drochtersen erhältlich sein. Für Mittwoch, 11. Dezember, 11 bis 13 Uhr, ist im großen Rewe-Markt an der Drochterser Straße eine Verkostungs-Aktion geplant. Die Würste werden von einem Jorker Verarbeitungsbetrieb ausschließlich aus Rind hergestellt.
Der WWF hat das Label „Krautsander Naturrind für Artenvielfalt“ inzwischen auch eintragen lassen. Das Logo zeigt in grüner Scherenschnitt-Optik ein Rind und einen Kiebitz.
Die aufwendigere Weidehaltung hat ihren Preis: Die abgepackten Würste werden zunächst zum Aktionspreis erhältlich sein, der rund 3 Euro unter dem Normalpreis von 21 Euro pro Kilo liegt. Eine Packung Würste wird zwischen 6,70 Euro bis 8 Euro kosten, sagt Beatrice Claus. „Wir gucken jetzt, ob es einen Markt dafür gibt.“
Hochwasserschutz
T Deicherhöhung auf Krautsand: Treppe muss weichen
Krautsands Naturrind-Pionier ist Landwirt Claus-Christoph Hermann. Die Familie hält Mastfärsen, Mutterkühe und Bullen auf der Elbhalbinsel. Will der Landwirt Fleisch vom Krautsander Naturrind anbieten, muss er auf mindestens 30 Prozent der Flächen auf Pflanzenschutzmittel, Insektizide und chemisch-synthetische Düngemittel verzichten. Das war für Hermann keine große Hürde, da er auch vorher schon extensiv bewirtschaftet und am Agrarumweltprogramm teilgenommen hat.
Doch für die Teilnahme am Pilotprojekt muss auch das Wassermanagement auf den Flächen den Zielen des Naturschutzgroßprojekts angepasst werden. Da wird es schon schwieriger. Denn traditionell lassen die meisten Krautsander Landwirte ihre Gräben im Winter trocken fallen. Im Rahmen des Pilotprojekts sollen aber ganzjährig Mindestwasserstände in ausgewählten Gewässerabschnitten gehalten werden.
Was den Landwirten Sorgen macht
Im Winter 2022/2023 klappte das auch. Im Vorjahreswinter sei wegen der Dauerregenfälle abgebrochen worden, erzählt Claus-Christoph Herrmann. Er habe die Sorge gehabt, dass sonst im Dorf Keller volllaufen könnten. „Solange die Drainage funktioniert, können die Gräben voll bleiben“, argumentiert dagegen Beatrice Claus vom WWF.
In Sachen Grabenwasserstände sind Naturschutz und Landwirtschaft zwar nicht einer Meinung - aber es gibt den ständigen Dialog. „Der WWF geht den Weg der Kooperation. Frau Claus versucht immer, uns mitzunehmen“, sagt Herrmann. Sorge bereitet den Landwirten momentan der giftige Sumpfschachtelhalm. Der breitet sich bevorzugt auf nassen, extensiv genutzten Weiden aus - „dieses Jahr ganz schlimm“, sagt Herrmann. „Weidetiere selektieren beim Fressen. Aber bei der Nutzung als Heu und Silage wird es schwierig.“
Dieses Jahr schon 17 Naturrinder verkauft
Die Teilnahme am Naturrind-Pilotprojekt hat sich für Landwirt Hermann bislang dennoch gelohnt. Acht Mastfärsen hat er im Vorjahr als Krautsander Naturrind verkaufen können - „dieses Jahr waren es schon 17 Tiere“, freut er sich.

Das ist das inzwischen auch eingetragene Label für Produkte vom Krautsander Naturrind für Artenvielfalt. Das Scherenschnittmotiv zeigt ein Rind und einen Kiebitz. Foto: privat/WWF