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Museumsschiff

TKurz vor Saisonstart: Stades „Greundiek“ hat ein Problem

Das Museumsschiff „Greundiek“ wurde in dieser Woche in Cuxhaven eingedockt.

Das Museumsschiff „Greundiek“ wurde in dieser Woche in Cuxhaven eingedockt. Foto: Fischer

Nanu? Wo ist denn Stades Museumsschiff geblieben? Die Spur führt nach Cuxhaven. Dorthin, wo die „Greundiek“ zuletzt vor mehr als 70 Jahren lag. Das hat Gründe.

Von Tim Fischer Samstag, 02.03.2024, 10:10 Uhr

Stade/Cuxhaven. Im August 1951 sank die „Hermann-Hans“ vor der Südküste der Ostseeinsel Öland nach einer Kollision mit einem schwedischen Frachter. Das Schiff, das heute als „Greundiek“ eines der Wahrzeichen des Landkreises Stade ist, wurde noch im selben Jahr gehoben und anschließend auf der Beckmannwerft in Cuxhaven repariert. Mehr als 70 Jahre später liegt das Museumsschiff aus dem Stader Stadthafen nun erneut in einer Cuxhavener Werft.

„Grund dafür war ein kleines Leck, das wir an der Backbordseite entdeckt haben. Hier in der Werft wurde es bereits repariert und zusätzlich der gesamte Rumpf überprüft“, erklärt Klaus Kahrs, zweiter Vorsitzender des Vereins „Alter Hafen Stade“ und ergänzt: „Jetzt, wo das Schiff trocken liegt, können wir gleich weitere notwendige Arbeiten durchführen lassen.“

Die „Greundiek“ wurde 1949 als „Hermann-Hans“ auf der Rickmers Werft in Bremerhaven auf Kiel gelegt, Stapellauf war am 21. Januar 1950.

Zur Geschichte der Stader „Greundiek“

Das Schiff war eines der ersten Schiffe, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gebaut wurden und eines der ersten zivilen Schiffe überhaupt in Vollschweißbauweise. Auftraggeber war der Reeder Hermann Behrens, der das Schiff nach seinen beiden im Krieg gefallenen Söhnen benannte.

Imposanter Anblick: Die „Greundiek“ im Dock bei der Bredo Dry Docks/Mützelfeldtwerft in Cuxhaven.

Imposanter Anblick: Die „Greundiek“ im Dock bei der Bredo Dry Docks/Mützelfeldtwerft in Cuxhaven. Foto: Fischer

1986 erwarb der Landkreis Stade das Schiff für die Seefahrtschule Grünendeich, um an Bord praktischen und theoretischen Unterricht für die Ausbildung durchzuführen, seit 1994 ist der Verein „Alter Hafen Stade“ Eigentümer.

Seitdem hat die „Greundiek“ ihren Liegeplatz im Hafen von Stade, wo es bis zum Jahr 2000 restauriert und wieder fahrtüchtig gemacht wurde. Seitdem werden auf dem Museumsschiff neben Ausflugsfahrten auf der Elbe und im Ostseeraum auch Hochzeits- und Firmenfeiern sowie Trauungen durchgeführt.

Neue Saison mit der „Greundiek“ vor dem Start

„Anfang April beginnt für uns die neue Saison“, sagt der erste Vorsitzende des Vereins, Gerd Becker. Der Vorstand hofft, bereits in der kommenden Woche Cuxhaven verlassen zu können. Doch zurück nach Stade kann das Museumsschiff vorerst nicht. Der Stader Hafen wird derzeit gespült und vom Schlick befreit, deshalb wird die „Greundiek“ bis Ende März vorübergehend im Ruthenstrom (Krautsand) liegen.

Die Vorsitzenden des Vereins „Alter Hafen Stade“, Klaus Kahrs (links) und Gerd Becker.

Die Vorsitzenden des Vereins „Alter Hafen Stade“, Klaus Kahrs (links) und Gerd Becker. Foto: Fischer

Mit der „Greundiek“ unternimmt der Verein etwa 50 Fahrten im Jahr, alles mit Ehrenamtlichen. Die Herausforderung: „Wir müssen mit zwölf Mann Besatzung fahren. Jede Position an Bord muss doppelt besetzt sein. Und dafür suchen wir immer zertifiziertes Personal. Maschinisten können wir an Bord selbst ausbilden, aber vor allem Kapitäne fehlen uns“, so Becker.

„Greundiek“ funkt S.O.S.: Es fehlt an Freizeitkapitänen

Von den ehrenamtlichen Helfern an Bord scheiden immer wieder einige aus, weil sie zum Beispiel aus Altersgründen keine Seediensttauglichkeit mehr bekommen. „Wir suchen immer wieder Kapitäne, die Lust haben, sich ehrenamtlich auf diesem besonderen Schiff zu engagieren“, wirbt Kahrs.

Der Vorstand der „Greundiek“ hat bereits im vergangenen Jahr externe Hilfe in Anspruch genommen, um alle Fahrten wie geplant durchführen zu können. Für einige Fahrten fehlten Kapitäne mit gültigem Seediensttauglichkeitszeugnis. Nils Karsten und Bernd Petersen vom Feuerschiffverein „Elbe 1“ in Cuxhaven leisteten daher für vier Fahrten „Amtshilfe“.

Kosten müssen erwirtschaftet werden

Wenn Gerd Becker und Klaus Kahrs über das Schiff sprechen, kommen sie schnell ins Schwärmen. Ihre Begeisterung vor allem für die Maschine des Schiffes ist ansteckend. Verbaut ist ein Viertaktdieselmotor mit sechs Zylindern der Firma Deutz für 250 PS Antriebsleistung und mit offenen Kipphebeln. Diese Begeisterung wollen sie auch immer an die Gäste weitergeben: „Die Freude der Gäste zu sehen, wenn sie mit strahlenden Augen über das Schiff laufen, ist ein toller Lohn für unsere Arbeit“, sagt Becker.

Die beiden Vorsitzenden sind bereits seit über zehn Jahren im Verein aktiv, beide hatten nach ihrem Berufsleben den Wunsch, sich ehrenamtlich im maritimen Bereich zu engagieren.

Neben dem Museumsschiff unterhält der Verein das Informationszentrum zur Stader Hafengeschichte im Holzkran am Fischmarkt und die Fleetkahnlinie auf dem Burggraben. Die „Greundiek“ ist Eigentum des Vereins. Die anfallenden Kosten müssen im Wesentlichen durch die Fahrten erwirtschaftet werden.

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