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TLärmschutzwände: Deutsche Bahn bekommt Gegenwind aus Horneburg

Die Informationsveranstaltung zum Lärmschutz entlang der Bahnstrecke interessierte viele Bürger aus den betroffenen Gemeinden.

Die Informationsveranstaltung zum Lärmschutz entlang der Bahnstrecke interessierte viele Bürger aus den betroffenen Gemeinden. Foto: Buchmann

Wer direkt am Gleis wohnt, musste sich bisher mit Zuglärm abfinden. Die Deutsche Bahn will das ändern. Doch die Bürger in der Samtgemeinde Horneburg sind gespalten.

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Von Steffen Buchmann
Donnerstag, 05.06.2025, 09:50 Uhr

Horneburg. Am Dienstagabend drehte sich in der Aula der Horneburger Oberschule alles um das Thema Lärmschutz entlang der Bahnlinie Hamburg-Cuxhaven. Fast vier Kilometer Lärmschutzwände will die Deutsche Bahn in Horneburg, Nottensdorf und Dollern bauen. Doch nicht alle sind von der Idee begeistert.

„Das ist ein einschneidendes Ereignis für uns alle“, merkte Horneburgs Fleckenbürgermeister Jörk Philippsen (FWG Aue) zu Beginn der Infoveranstaltung an. Bahn-Projektleiterin Freya Sieger übernahm anschließend das Wort und stellte den Zuhörern die Kernfakten des Projekts vor.

Hier sollen Lärmschutzwände gebaut werden

In Dollern ist südlich des Bahnübergangs - zwischen Lehmgrund und Osterberg - eine 650 Meter lange und bis zu drei Meter hohe Lärmschutzwand im Gespräch. In Horneburg soll östlich der Bahn (1770 Meter) eine 2,50 Meter hohe Wand errichtet werden - vom Milchberg bis zu den Kalkwiesen. Weitere bis zu drei Meter hohe Wände seien im Bereich Schlagenbeck, Grüner Weg, In den Niederhöfen und Tivoli geplant. In Nottensdorf soll das Claustal vor dem Lärm vorbeifahrender Güter- und Personenzüge geschützt werden. Agathenburg hingegen geht leer aus, hier seien nur passive Maßnahmen an den Gebäuden möglich.

Die 2023 gegründete Bahntochter DB InfraGo habe die aktuelle Planung auf Basis einer schalltechnischen Berechnung erstellt, sagt Sieger. Das Ziel: Bis 2050 den Lärmschutz in allen von Bahnlärm betroffenen Städten und Gemeinden zu verbessern. Auf knapp 6500 Kilometern des gesamten Streckennetzes liegt der nächtliche Lärm über dem erlaubten Messwert von 54 dB(A). Die Strecke Hamburg-Cuxhaven gehört laut einer internen Karte mit mehr als 75 db(A) zu den lautesten Abschnitten.

Wer trägt die Kosten des Projekts?

Die Baukosten für die Lärmschutzwände in der Samtgemeinde schätzt Sieger auf etwa 11 Millionen Euro, die vollständig aus Bundesgeldern finanziert werden. Für die Samtgemeinde und die Gemeinden fallen hierbei keine Kosten an, da die Bahn-Tochter Bauherr der Maßnahme ist.

Überschreitet der Lärm trotz Schutzwänden dennoch den Grenzwert, gibt es noch den passiven Schallschutz. Durch den Einbau von Schallschutzfenstern oder schallgedämmten Wandlüftern können Hauseigentümer den Lärm weiter reduzieren. Der Eigenanteil an den Kosten liegt hier bei 25 Prozent, den Rest fördert der Bund. Das sei mit einer Wertsteigerung des Eigentums verbunden, sagt Sieger.

Die Farben der Lärmschutzwände bestimmen die Gemeinden und Städte selbst (Symbolbild).

Die Farben der Lärmschutzwände bestimmen die Gemeinden und Städte selbst (Symbolbild). Foto: Markus Scholz/dpa

Der Bau der Lärmschutzwände könne nach derzeitigem Stand Mitte 2027 beginnen und bis Ende 2028 abgeschlossen werden. Doch es bestehen auch Risiken, die die Planung verzögern könnten. Etwa aufgrund der Sperrpausen des Gleises, die mindestens drei Jahre vorher beantragt werden müssten. Auch fehlende Flächen für die Baustelleneinrichtung oder Baugrund mit Gestein oder Moorboden könnten laut Sieger die Planung beeinflussen. Aktuell werde die technische Machbarkeit im Horneburger Gebiet geprüft.

„Wir wollen gefragt werden!“

Die Bürger hatten im Anschluss Nachfragen und äußerten Bedenken gegenüber Bahn und Verwaltung. Es bildeten sich zwei Lager unter den Bürgern: Die einen wünschten sich mehr Lärmreduzierung, die anderen kritisierten die optischen Einschränkungen durch die Schutzwände. Ähnlich war die Lage in Sachen Schallschutz in Neukloster, wo es auch zwei Lager gibt.

Ein spontanes Stimmungsbild unter den Anwesenden zeigt: Ein Großteil steht den geplanten Lärmschutzwänden skeptisch gegenüber.

Ein spontanes Stimmungsbild unter den Anwesenden zeigt: Ein Großteil steht den geplanten Lärmschutzwänden skeptisch gegenüber. Foto: Buchmann

Die wichtigste Forderung aus Bürgersicht erhielt lautstarken Applaus: „Wir wollen gefragt werden!“. Projektleiterin Sieger beschwichtigte: „Wir wollen sie nicht ärgern, sondern etwas Gutes für die Menschen schaffen.“ Samtgemeindebürgermeister Willenbockel betonte den Beteiligungswillen durch den Infoabend, und dass die Bürger mit Weitsicht entscheiden sollen.

Gleichzeitig nahm der Verwaltungschef die Deutsche Bahn in die Pflicht, die Samtgemeinde gegebenenfalls finanziell etwa bei einer Bürgerbefragung zu unterstützen. Freya Sieger stellte klar: „Wenn die Mehrheit dagegen ist, dann machen wir das auch nicht.“ Jedoch mit einem Seitenhieb: „In den nächsten 30 Jahren sind wir bestimmt nicht mehr hier.“

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