TLandwirte in Sorge: Wolf reißt Kalb im Kreis Cuxhaven

Wieder ist der Wolf unterwegs: Jetzt hat er ein Kalb auf einer etwa 15 Hektar großen Fläche auf dem Außendeich bei Cuxhaven-Arensch gerissen. Foto: Rehder
Der hinzugerufene Gutachter hat keinen Zweifel: Ein Wolf hat dieser Tage ein junges Kalb in Arensch im Bereich des Nationalparks Wattenmeer gerissen. Die betroffenen Landwirte bangen jetzt um ihre Rassetiere.
Landkreis Cuxhaven. Landwirt Uwe Osterndorff aus Berensch ist ratlos. Als er in den frühen Morgenstunden des vergangenen Donnerstags gegen 7 Uhr nach seiner Herde im Bereich des Deichabschnitts in Cuxhaven-Arensch schaute, fand er ein totes Kalb.
Hatte der Wolf wieder zugeschlagen? Wie Oberdeichgräfe Günter Veltmann vom Deichverband Land Wursten in der vergangenen Woche mitteilte, wurde auf einem eingezäunten Deichabschnitt ein Kalb der Rasse „Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind“ gerissen.
Bissspuren stammen eindeutig vom Wolf
Bereits gegen Mittag war ein Rissbegutachter der Landwirtschaftskammer aus Oldenburg an Ort und Stelle. Er nahm das verendete Tier in Augenschein und untersuchte es gründlich. Den Bissspuren nach handelt es sich eindeutig um einen Wolfsübergriff.
Daher lautet die amtliche Feststellung des Gutachters „Verursacher: Wolf“. Insgesamt waren zum Zeitpunkt des Übergriffs etwa 25 Rinder auf der Weide, darunter auch mehrere größere Kälber.
Der Landwirt Uwe Osterndorff hat jetzt die Möglichkeit, einen Antrag auf sogenannte Billigkeitsleistungen (Entschädigung) zu stellen. Doch der Schaden ist natürlich nicht nur monetärer Natur, schließlich hat er ein junges Kalb verloren. Von dem toten Kalb wurden DNA-Proben genommen.
Über deren Verwendung befindet abschließend das Wolfsbüro, das zum Umweltministerium gehört. Letzteres ist beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) angegliedert.
Kehlbiss war eindeutig zu erkennen
Bei der Herde von Uwe Osterndorff handelt es sich zumeist um einjährige Tiere, einige ältere sind Muttertiere. Allesamt gehören zur geschützten Rasse, die ganz bewusst auf den Außenflächen im Nationalpark Wattenmeer gehalten werden.
„Diese Flächen sollen mit diesen speziellen Rindern beweidet werden. Das ist der ausdrückliche Wunsch“, sagt Osterndorff und erinnert sich: „Wir hatten vor etwa eineinhalb Jahren schon einmal einen Wolfsriss bei der Biobäuerin Ada Fischer und jetzt ist es wieder passiert.
Der Kehlbiss war eindeutig zu erkennen, die Kieferspuren lagen etwa vier Zentimeter auseinander. Auch die Schwanzwurzel des Rindes wurde vom Wolf angesprungen. Der Pansen lag frei“, schildert der Landwirt.
Jede Nacht Wache fahren keine Option
In der Nacht darauf wurde Uwe Osterndorff gegen 12.30 Uhr von einem benachbarten Landwirt angerufen. „Mein Kollege hatte lautes Tierbrüllen vernommen, was für unsere Ecke eher ungewöhnlich ist“, sagt Uwe Osterndorff und fügt hinzu: „Wir sind dann hingefahren.
Die 24 verbliebenen Tiere rannten auf der Weide aufgeregt am Zaun hin und her. Die Tiere waren klitschenass, sie waren richtig durchgeschwitzt. Definitiv war der Wolf auch in dieser Nacht wieder bei der Herde. Diesmal hat er jedoch glücklicherweise kein Tier gerissen.“
In dem Bereich der Außendeiche ist es nach Angaben des Landwirtes einfach unmöglich, einen Wolfszaun aufzustellen. Die Areale werden regelmäßig von der Nordsee überflutet. Für Uwe Osterndorff ist es definitiv keine Option, die Rasserinder künftig im Stall zu halten.
„Der Sinn der Übung ist den Nationalpark mit dieser besonderen Rasse zu begrasen. Die Tiere fressen nur Gras, wir füttern keine Silage hinzu. Jede Nacht Wache zu fahren, ist ebenfalls sinnlos.“