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Handball

TLeun-Nachfolger? Warum Adrian Fuladdjusch den BSV verlässt

Adrian Fuladdjusch führte die Buxtehuder A-Jugend zur deutschen Vizemeisterschaft.

Adrian Fuladdjusch führte die Buxtehuder A-Jugend zur deutschen Vizemeisterschaft. Foto: Jan Iso Jürgens

Jugendtrainer Adrian Fuladdjusch verlässt den BSV zum Saisonende. Was hat er danach vor? Und warum wollte er nicht selbst Cheftrainer werden?

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Von Tim Scholz
Freitag, 15.11.2024, 11:05 Uhr

Buxtehude. Prüfung bestanden! Gut gelaunt geht Adrian Fuladdjusch ans Telefon. Gerade hat er erfahren, dass er sich nach einer mehrmonatigen Ausbildung an der Trainerakademie Köln nun DOSB-Athletiktrainer nennen darf.

Diese Episode passt gut zu dem 36-jährigen Handballtrainer, der vor drei Jahren nach Buxtehude kam, um dort viel zu lernen und sich weiterzuentwickeln. „Ziel erreicht“, sagt Fuladdjusch heute.

Zum Saisonende wird er den BSV verlassen. Das gab der Verein vor wenigen Tagen bekannt. Fuladdjusch sucht nun eine „neue Herausforderung“, wie er sagt.

Fuladdjusch verschreibt sich dem Frauenhandball

Fuladdjusch brachte bereits einige Erfahrung mit. Zuvor war er hauptamtlicher Trainer und Jugendkoordinator beim heutigen Erstligisten Bensheim/Auerbach, danach Geschäftsführer und Bundesligatrainer der Kurpfalz Bären.

Fuladdjusch kam vor drei Jahren zum BSV und verlässt den Verein am Saisonende.

Fuladdjusch kam vor drei Jahren zum BSV und verlässt den Verein am Saisonende. Foto: Jan Iso Jürgens

Der Buxtehuder SV sollte der nächste Karriereschritt werden. Fuladdjusch übernahm das Juniorteam, das in der 3. Liga der Frauen und der A-Jugend-Bundesliga spielt, und wurde zudem Co-Trainer der Bundesligamannschaft. Ein umfangreiches Pensum.

So sieht der Alltag des Trainers aus

Seine Arbeitstage beginnen manchmal um 7 Uhr und enden gegen 22 Uhr. Dazwischen: Trainingseinheiten vorbereiten und leiten, Athletikpläne und Videoanalysen erstellen, Talente sichten, mit Trainerkollegen telefonieren und und und.

Dazu kommen verschiedene Projekte, an denen er mitarbeitet, zum Beispiel die Partnerschule des Leistungssports oder die Entwicklung eines modernen Athletikkonzepts.

Was er von Cheftrainer Leun gelernt hat

„Ich habe mich bewusst für ein Top-Leistungszentrum entschieden, um die Strukturen und die Jugendarbeit kennenzulernen“, sagt Fuladdjusch. Die Bedingungen in Buxtehude seien viel professioneller als bei seinen bisherigen Stationen.

Außerdem schätzt Fuladdjusch den engen Austausch mit seinen Trainerkollegen, allen voran Dirk Leun, der seit 2008 die Buxtehuder Bundesligamannschaft betreut. „Von ihm habe ich schon viel gelernt“, sagt Fuladdjusch, zum Beispiel den Umgang mit Erfolg und Misserfolg, die Ansprache an die Mannschaft und die Detailtiefe in der Ausbildung der Talente.

In der vergangenen Saison erreichte die Buxtehuder A-Jugend das Finale um die deutsche Meisterschaft.

In der vergangenen Saison erreichte die Buxtehuder A-Jugend das Finale um die deutsche Meisterschaft. Foto: Scholz

„Dirk macht einen super Job“

Als seinen größten Erfolg bezeichnet Fuladdjusch die vergangene Saison, die in der deutschen Vizemeisterschaft mit der A-Jugend gipfelte. „Generell freue ich mich, wenn ich Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleiten kann und sie es in die Bundesliga schaffen“, sagt Fuladdjusch.

Andererseits hat der Job des Jugendtrainers auch seine unangenehmen Seiten. Zum Beispiel, wenn er harte Entscheidungen treffen muss. „Es ist schwer, einer jungen Spielerin zu sagen, dass sie am Wochenende nicht im Kader steht oder dass es für die nächste Saison nicht reicht“, sagt Fuladdjusch.

In der Bundesliga ist er im Krankheitsfall bereits fünfmal für Leun eingesprungen und hat vier Spiele gewonnen. Fuladdjusch erwähnt seine Erfolgsbilanz selbst, will ihr aber keine große Bedeutung beimessen.

Fuladdjusch hat vom Buxtehuder Bundesligatrainer Dirk Leun schon viel gelernt.

Fuladdjusch hat vom Buxtehuder Bundesligatrainer Dirk Leun schon viel gelernt. Foto: Felix Schlikis

Leun hätte gerne weiter mit ihm zusammengearbeitet. „Adrian ist ein kompetenter Kollege. Unser Austausch ist immer sehr inspirierend und gewinnbringend“, sagt er. Obwohl Leun Verständnis für die Entscheidung seines Assistenten zeigt, ist er nicht sehr glücklich über dessen Weggang.

Die Frage, ob er Ambitionen auf den Posten des Cheftrainers gehabt habe, verneint Fuladdjusch. Überlegungen oder Gespräche, eines Tages sein Nachfolger zu werden, habe es nicht gegeben. „Dirk macht einen super Job“, sagt Fuladdjusch. Der 60-jährige Leun hat einen unbefristeten Vertrag und würde mit 67 Jahren regulär in den Ruhestand gehen.

Welche Jobs kann sich Fuladdjusch vorstellen?

Fehlende Perspektiven waren also nicht der Grund für den Abschied. „Ich habe Lust auf den nächsten Schritt, auf etwas, wo man sich neu beweisen muss“, sagt Fuladdjusch.

Vorstellbar ist für ihn auch ein Job im männlichen Jugendhandball, bei den Herren ab der 3. Liga oder in einem Verband. Voraussetzung: „Es sollte ein professionelles Umfeld sein“, sagt Fuladdjusch. Gespräche habe es noch nicht gegeben.

Sollte kein passendes Angebot kommen, kann sich Fuladdjusch auch eine Pause oder einen Job in der Wirtschaft vorstellen. „Ich bin da sehr offen und entspannt“, sagt er. Was nicht viele wissen: Fuladdjusch ist gelernter Versicherungskaufmann und Finanzassistent.

BSV sucht einen Nachfolger

Seinen Abschied hatte er dem BSV schon vor der Saison mitgeteilt. Nun sucht der Verein einen Nachfolger, einen hauptamtlichen Nachwuchstrainer für den weiblichen Leistungsbereich. Erster Arbeitstag ist der 1. Juli 2025.

Fuladdjusch will bis zum Saisonende Gas geben. In der 3. Liga will er mit seiner Mannschaft nicht in den Abstiegskampf geraten und mit der A-Jugend so weit wie möglich kommen. Am Samstag (17 Uhr) kann der BSV in eigener Halle gegen Werder Bremen den Einzug in die Meisterrunde perfekt machen.

Sein Team gratulierte ihm übrigens auf Instagram zur bestandenen Athletiktrainer-Ausbildung und fügte mit einem Augenzwinkern an: „Auch wenn das bedeutet, dass unser Warm-up und Kraftplan noch anstrengender wird.“

Für Heim-EM nominiert

Die BSV-Handballerin Charlotte Kähr gehört zum 18-köpfigen Aufgebot, das die Schweiz bei der Heim-EM vertreten wird. Ab dem 29. November trifft das Team in Basel auf die Färöer, Dänemark und Kroatien. Die 23-jährige Kähr hat bereits 91 Länderspiele (249 Tore) bestritten. Zuletzt bekam die Halblinke in der Nationalmannschaft nicht so viel Einsatzzeit, gehört aber zum Stammpersonal.

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