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Fußball-Regionalliga

T„Matti war das Opfer“: D/A-Coach erklärt, wie er seine Spieler weckte

Matti Steinmann verpasste in der vergangenen Saison kaum ein Spiel. In dieser Saison ist das anders.

Matti Steinmann verpasste in der vergangenen Saison kaum ein Spiel. In dieser Saison ist das anders. Foto: Struwe

Der 2:1-Sieg gegen den Bremer SV erzählt viele Geschichten. Eine handelt von Matti Steinmann. Der steht mal wieder in der Startelf und erlebt einen bitteren Abend.

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Von Daniel Berlin
Sonntag, 28.09.2025, 11:07 Uhr

Drochtersen. Zum zweiten Mal erst in der laufenden Saison steht Matti Steinmann am Freitagabend in der Startelf der SV Drochtersen/Assel. In der vergangenen Saison war das noch anders. Nur vier Regionalligaspiele hatte der ehemalige HSV-Profi verpasst, weil er krank, verletzt oder gesperrt war. 30 Mal spielte er von Beginn an. 29 Mal spielte er bis zum Abpfiff durch.

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Die Rolle des Reservisten ist bei D/A neu für den 30-Jährigen. Maximilian Geißen verdrängte Steinmann zu Beginn der Spielzeit aus der Startelf. Geißen spielt in der Form seines Lebens. „Maxi hat es auf der Position richtig gut gemacht“, sagt Trainer Oliver Ioannou. Da liegt es nahe, in der Schaltzentrale des D/A-Spiels, im Mittelfeld, nicht unnötig zu experimentieren. Steinmann, so der Coach, habe das genauso gesehen.

So lobt Steinmann seine Mannschaftskollegen

„Vor der Saison habe ich nicht damit gerechnet, Reservist zu sein“, sagt Steinmann. „Stunk“, weil er plötzlich in dieser Rolle steckt, macht er freilich nicht. „Maxi spielt überragend. Er ist unser bester Spieler aktuell“, sagt Steinmann.

Gegen den Bremer SV am vergangenen Freitagabend im Kehdinger Stadion entschied sich Ioannou auch aufgrund der Verletzung von Allah Aid Hamid, die Aufstellung in Nuancen zu ändern. Steinmann profitierte. „Matti hat seine Rolle angenommen. Wenn er reinkommt, versucht er, der Mannschaft zu helfen“, sagt Ioannou. Hat er ihr gegen den Bremer SV geholfen?

In der ersten Halbzeit spielte D/A schwach. Das frühe Gegentor nach einer Ecke war schlampig bis gar nicht verteidigt. Justin Gröger musste in der zweiten Minute nur den Fuß reinhalten. D/A traf im Angriffsspiel mehrfach die falschen Entscheidungen. Und in einer toxischen Partie mit vielen versteckten Fouls und verbalen Attacken ließen sich die Gastgeber den Schneid abkaufen von einer robust bis grenzwertig agierenden Mannschaft aus Bremen.

Laut und emotional in der Halbzeit

„Gegen solch eine Mannschaft musst du die Zweikämpfe annehmen und die Laufbereitschaft zeigen“, sagt Ioannou. Sonst werde es brutal schwer. Auf die Gangart der Bremer eingestellt und selbst rustikaler zu Werke war D/A erst nach dem Seitenwechsel. Nachdem es in der Kabine lauter wurde. „Es war sehr emotional“, sagt Ioannou über die Stimmung bei der Halbzeitanalyse.

Matti Steinmann hatte Ioannou zu diesem Zeitpunkt schon ausgewechselt. Der Mittelfeldmann agierte 38 Minuten lang so durchwachsen wie die gesamte Mannschaft. In der zweiten Minute führte er vor dem eigenen Strafraum einen Freistoß schnell, aber fahrig aus. Das führte zu einem Ballverlust und fast schon zum Rückstand. Nachdem Torwart Patrick Siefkes per Flugeinlage einen Kopfball entschärfte und zur Ecke klärte, nutzte der Gast eben jenen frühen Standard zum 1:0.

Nach gut einer Viertelstunde leistete sich Steinmann einen Fehler, den Innenverteidiger Tjorve Mohr im letzten Moment mit einer Grätsche nach dem Ball ausbügelte. In der 36. Minute kreierte Steinmann die erste echte Torchance der Gastgeber aus dem Spiel heraus. Sein Steckpass landete bei Jorik Wulff. Wulff legte quer auf Dennis Rosin, der den Ball knapp über das Tor schoss.

Die frühe Auswechslung soll das Team wecken

Zu diesem Zeitpunkt wartete Haris Hyseni an der Auslinie längst auf seine Einwechslung. Oliver Ioannou brauchte einen „stämmigen Stürmer“ im Zentrum und „wollte ein Zeichen setzen“, „bewusst vor der Pause“. Der Coach erklärt, dass er auch viele andere Spieler hätte auswechseln können. Aber Ioannou wollte seine Leute wieder auf die Positionen stellen, auf denen sie zuletzt erfolgreich waren und sich wohlgefühlt hatten. „Matti war in dem Fall das Opfer“, sagt der Trainer.

Haris Hyseni kam noch vor der Pause ins Spiel, war am Ausgleich beteiligt und schoss den Siegtreffer vom Elfmeterpunkt selbst.

Haris Hyseni kam noch vor der Pause ins Spiel, war am Ausgleich beteiligt und schoss den Siegtreffer vom Elfmeterpunkt selbst. Foto: Struwe

Dass Steinmann enttäuscht ist, kann Ioannou verstehen. „Aber ich musste etwas tun“, sagt er. Steinmann habe eine Top-Einstellung und sei top vorbereitet. „Aber wenn die Mannschaftskollegen in seinem zweiten Spiel in der Startelf nicht so präsent sind, macht es das auch für ihn schwieriger“, sagt Ioannou.

In der Tat fehlt Steinmann noch der Rhythmus. Bis zu diesem elften Ligaspiel hatte er gerade mal 191 Regionalliga-Minuten auf der Uhr. „Keiner findet es geil, wenn er vor der Halbzeit ausgewechselt wird“, sagt Steinmann. Was aber zähle, sei der Sieg. „Aber wir dürfen uns nicht oft solch eine schlechte Leistung erlauben“, sagt Steinmann.

Nächster Gegner ist ein anderes Kaliber

Am Mittwoch, 1. Oktober, spielt D/A jetzt als Tabellenvierter bei Spitzenreiter VfB Oldenburg. Der VfB hat auch deshalb sechs Punkte mehr als Drochtersen auf der Habenseite, weil er am Samstag bei Phönix Lübeck einen 0:1-Rückstand noch zum 2:1-Sieg drehte.

Letztendlich fruchtete die Auswechslung von Ioannou. Vielleicht galt sie auch als Weckruf für die Drochterser, die bis zur 45. Minute einem Rückstand hinterherliefen. Vor 855 Zuschauern im Kehdinger Stadion blockte der 1,92-Meter-Hüne Hyseni in der 45. Minute bei einem langen Ball in die Spitze mit seinem Körper zwei Gegenspieler ab. Jorik Wulff profitierte und markierte den Ausgleich.

Hyseni avanciert zum Mann des Spiels

Nach dem Seitenwechsel verwandelte Hyseni einen Strafstoß nach einem Foul an Jannes Wulff in der 54. Minute zur 2:1-Führung für D/A. Damit avancierte der 33-Jährige spätestens zum Mann des Spiels. Vereinspräsident Rigo Gooßen verpasste ihm nach dem Abpfiff diesen Titel offiziell. Und was sagt Hyseni? „Schön spielen und verlieren, wollen wir nicht.“

Steinmann sagt, dass er mit dieser ihm ungewohnten Rolle umgehen müsse. In Selbstmitleid werde er nicht zerfließen. Er wolle „den Jungs helfen“, die Mannschaft könne „auf ihn zählen“. Sein Ego, sagt Steinmann, stellt er hintenan.

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