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Lebenshaltungskosten

TMiete und Einkaufen: So teuer ist das Leben im Kreis Stade

Bei den Lebenshaltungskosten liegt der Landkreis Stade zwar unter dem Bundesschnitt, niedersachsenweit aber mit am höchsten.

Bei den Lebenshaltungskosten liegt der Landkreis Stade zwar unter dem Bundesschnitt, niedersachsenweit aber mit am höchsten. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder

Wo lebt es sich besonders günstig? Wo besonders teuer? Der Landkreis Stade bietet einer aktuellen Studie zufolge beides - je nach Referenz. Entscheidend dabei: die Nähe zu Hamburg.

Von dpa Freitag, 27.10.2023, 15:01 Uhr

Köln. Wo es sich in Deutschland günstig oder teuer lebt, kommt vor allem auf einen Faktor an: Wohnen. Zählt man ihn mit, ist es in der teuersten Stadt 38 Prozent teurer als im günstigsten Landkreis, wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt.

Ohne Wohnen sind es dagegen gerade einmal 6 Prozent zwischen den Extremwerten. Ein Überblick über die Ergebnisse und ihre Ursachen.

Wo ist es am teuersten und am billigsten?

Inklusive Wohnkosten liegt München auf dem ersten Platz. Ein Viertel (25,1 Prozent) teurer als im deutschen Durchschnitt ist das Leben in der bayerischen Landeshauptstadt, gefolgt vom Landkreis München (16,7 Prozent), Frankfurt (15,9) und Stuttgart (14,8).

Am billigsten lebt es sich dagegen im Vogtlandkreis und Greiz, die 9,5 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Gefolgt von Görlitz (9,4) sowie Pirmasens und dem Salzlandkreis mit 9,3 Prozent.

Was sagt die Studie zu den Kosten im Kreis Stade?

Die Lebenshaltungskosten innerhalb Niedersachsens sind im Landkreis Harburg am höchsten und im Landkreis Lüchow-Dannenberg am niedrigsten. Im Kreis Harburg liegen die Lebenshaltungskosten 2,7 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Im elbaufwärts gelegenen Landkreis Lüchow-Dannenberg liegen sie 8,9 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt vom Indexwert 100.

Die Nähe zur Großstadt Hamburg ist dabei mitentscheidend. Das zeigen auch die Zahlen für den Landkreis Stade: Dieser kommt in der Studie auf einen Preisindex von 99,4. Damit liegt der Kreis zwar unter dem Bundesschnitt. Allerdings ist das Leben hier fast genauso teuer wie in den niedersächsischen Großstädten. Denn nur noch sieben weitere Kommunen liegen vor dem Kreis Stade, darunter die Region Hannover, Wolfsburg, Braunschweig, Oldenburg, Osnabrück.

Von den Flächenlandkreisen ist das Wohnen, Einkaufen und Leben im Kreis Stade am teuersten nach dem Kreis Harburg und dem Kreis Lüneburg. Der Stader Nachbarkreis Cuxhaven kommt auf einen Indexwert von 94,8, Rotenburg auf 95,7. Die Millionenstadt Hamburg liegt 11,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

Die Werte wieder anders betrachtet, ergibt aber auch folgende Losung: Wer aus Hamburg ins Umland ziehen möchte, kann im Kreis Stade am günstigsten leben. Im Norden der Metropolregion mit Pinneberg und Stormarn ist es deutlich teurer, im Süden mit Harburg und im Osten mit dem Herzogtum Lauenburg.

Gibt es ein Muster hinter teuer und günstig?

Durch die starke Rolle der Wohnkosten sind es insbesondere die großen Ballungsräume und sie umgebenden Kreise, die teuer sind. Zudem attraktive Wohngegenden, beispielsweise am Alpenrand oder Bodensee.

Die östlichen Bundesländer sind dagegen - mit Ausnahme von Berlin und Umgebung - meist deutlich billiger als der Durchschnitt. Ebenso einzelne Gegenden in der Mitte und dem Nordwesten Deutschlands, westlich von Frankfurt und im äußersten Norden und Osten Bayerns.

Dass die bevölkerungsstarken Städte bei den Kosten teils weit über dem Durchschnitt liegen, zieht dabei den gesamten Index nach oben. Das führt zum auf den ersten Blick überraschenden Ergebnis, dass von den 400 Städten, Kreisen und Landkreisen 274 billiger als der Durchschnitt sind.

Nur 124 sind teurer, zwei liegen praktisch exakt auf dem Durchschnitt. Doch ein sehr teures München gleicht in der Berechnung dutzende dünn besiedelte billige Landkreise aus.

Warum sind die Unterschiede ohne Wohnen so gering?

In vielen Bereichen der Lebenshaltungskosten gibt es keine oder nur geringe regionale Unterschiede, wie Christoph Schröder vom IW erklärt. Die Bestellung im Internet, Lebensmittel vom Discounter, Kleidung bei Modeketten oder die Eigenmarken der Supermärkte nennt er als Beispiele.

Zu den Lebenshaltungskosten zählen auch die höheren Preise in Supermärkten.

Zu den Lebenshaltungskosten zählen auch die höheren Preise in Supermärkten. Foto: Monika Skolimowska/dpa

Größere regionale Unterschiede fanden die Forscher dagegen bei Gaststätten und Hotels aber auch bei den Kosten für Pflege oder bei Versicherungen, wie Schröders Kollege Jan Wendt sagt. Doch die Menge der relativ stabilen anderen Kosten dämpft deren Auswirkungen.

Dementsprechend liegt von den 400 erfassten Kreisen, Landkreisen und Städten der allergrößte Teil ohne Wohnen sehr nahe am Bundesdurchschnitt. Nur 60 weichen mehr als 1 Prozent davon ab.

Warum macht Wohnen den Unterschied so viel größer?

Einerseits haben die Wohnkosten im Warenkorb ein hohes Gewicht. Andererseits sind die Unterschiede auch sehr groß: In München sind die Wohnkosten mit 180,9 Prozent des Bundesschnitts mehr als zweieinhalb mal so hoch wie im Vogtlandkreis mit 68 Prozent. Das schlägt sich in den Zahlen entsprechend nieder.

Wie wurden die Daten erhoben?

Preisdaten für verschiedenste Waren und Dienstleistungen für 400 Kreise, Landkreise und kreisfreie Städte zu erheben ist angesichts der riesigen Fülle an Informationen extrem aufwendig.

IW und BBSR haben drei Jahre an der Entwicklung ihres Preisindex gearbeitet und nutzen dabei teilweise automatische Datenabfragen im Internet - sogenanntes Scraping. Damit kamen 24 Millionen Datenpunkte zusammen, wie Wendt erklärt. Datenstand ist das Jahr 2022.

Wie genau ist der Index?

Es gibt gewisse Einschränkungen, da nicht für alle Güter regionale Preise erhoben werden konnten. Dazu zählen persönliche Dienstleistungen, frische Blumen oder einige Haushaltswaren. Ihr Gewicht am Warenkorb für den Index liegt bei 14,7 Prozent, die Autoren gehen aber davon aus, dass ihr Fehlen die Ergebnisse kaum ändert.

Dasselbe gilt für einige Landkreise, in denen es keine regionalen Daten aus Supermärkten gab, weswegen hier Durchschnittswerte aus Kreisen mit ähnlicher Struktur verwendet wurden. (dpa)

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