Mit Klärwerk-Abwärme die Stader Altstadt heizen - Konzept ausgezeichnet

Die Stadt Stade plant eine umweltfreundliche Wärmeversorgung der Altstadt. Foto: Martin Elsen
Wie kann die Altstadt umweltfreundlich mit Wärme versorgt werden? Diese Frage soll eine Studie beantworten. Warum Stade für das Konzept jetzt einen Preis bekam.
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Stade. Die Hansestadt Stade wurde in Hannover für ihr Projekt zur umweltfreundlichen Wärmeversorgung der Altstadt mit dem Zukunftspreis „Klima kommunal 2024“ ausgezeichnet.
Der mit 20.000 Euro dotierte Preis des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz würdigt das Engagement der Hansestadt, eine der ersten emissionsfreien Altstädte im Norden Niedersachsens zu schaffen. Stade konnte sich dabei gegen 81 andere Projekte durchsetzen und hat in Hannover jetzt 20.000 Euro abgegriffen.
Im Rahmen eines integrierten energetischen Quartierskonzepts hat die Stadt ein innovatives Wärmenetz entwickelt, das auf regenerativen Energiequellen basiert. Das Konzept war von Anfang 2022 bis Mitte 2023 entwickelt worden und umfasste Themenfelder wie Gebäudeenergieeffizienz, regenerative Energieversorgung, Mobilität und Klimafolgenanpassung.
Versorgung des Quartiers durch ein Wärmenetz grundsätzlich möglich
Dabei wurde festgestellt, dass ein erhebliches Potenzial zur Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebestand besteht, und dass eine Wärmeversorgung des Quartiers durch ein Wärmenetz grundsätzlich möglich ist.
Dieses Konzept sieht vor, die Abwärme des örtlichen Klärwerks für die Grundlastversorgung zu nutzen, während die Mittellast durch Umweltwärme aus der Schwinge und durch Biomethan-betriebene Blockheizkraftwerke gedeckt wird. Für die Spitzenlast wird laut des Konzepts ein Elektrodenkessel eingesetzt, der im sogenannten Power-to-Heat-Verfahren arbeitet.
Energieeffizienz
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Zukunftsvisionen
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Die konzeptionelle Studie, die den Grundstein für das Wärmenetz legte, hat eine Reduktion der CO₂-Emissionen um bis zu 86 Prozent aufgezeigt. Das Projekt zeichne sich durch seine Technologieoffenheit und die intensive Einbindung von Stadtwerken, Industrie, Gewerbe, Wohnungswirtschaft, Bürgerinnen und Bürgern aus.
Derzeit wird für die Altstadt eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Machbarkeitsstudie durchgeführt. Diese wird voraussichtlich ein Jahr dauern und soll verschiedene Varianten von Wärmeerzeugern, Leitungsmaterialien und Netzstrukturen bei unterschiedlichen Energiepreisentwicklungen und Anschlussquoten vergleichen. Damit soll die technisch und ökonomisch vorteilhafteste Wärmenetzvariante ermittelt werden.
Die Durchführung der Machbarkeitsstudie ist eine Voraussetzung, um später für die favorisierte Wärmenetzvariante eine Investitionskostenförderung von bis zu 40 Prozent und eine Betriebskostenförderung zu erhalten.

Prof. Dr. Hubert Meyer, Geschäftsführer des Niedersächsischen Landkreistages, Matthias Mueller, Nils Jacobs (beide Stadt Stade) und Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (von links) während der Preisverleihung. Foto: Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen GmbH, 2024
„Die Jury lobte insbesondere unser ambitioniertes Vorgehen, trotz der Herausforderungen der Pandemie und auslaufender Förderprogramme ein Konzept für die Wärmeversorgung ihrer historischen Altstadt entwickelt zu haben", sagt Nils Jacobs, Leiter der Stabstelle „Stade 2040“, der bei der Preisverleihung in Hannover dabei war.
Für Stades Klimaschutzmanager Matthias Mueller ist die Ehrung eine „bedeutende Anerkennung unserer Bemühungen, eine nachhaltige und emissionsfreie Wärmeversorgung für unsere Altstadt zu schaffen. Wir sind stolz darauf, mit unserem Konzept eine Vorreiterrolle in Niedersachsen einzunehmen.“
Die Auszeichnung sei nun zusätzlicher Ansporn für die Verwaltung, die laufende Wärmenetzmachbarkeitsstudie möglichst zeitnah und mit einem ebenfalls positiven Ergebnis abzuschließen.“ (pm/les)

Die Stadt Stade plant eine umweltfreundliche Wärmeversorgung der Altstadt. Foto: Martin Elsen