TMit vollem Körpereinsatz: Diese BSV-Spielerin haut alles rein

Levke Kretschmann (links) überzeugte im Heimspiel gegen Neckarsulm vorne wie hinten. Foto: Jan Iso Jürgens
Als beste Spielerin der zweiten Liga wechselte Levke Kretschmann zum BSV. Doch wie schlägt sie sich in der Bundesliga? Gegen Neckarsulm zeigte sie ihre Qualitäten.
Buxtehude. Wenn eine Mitspielerin zum Strafwurf antritt, steht Levke Kretschmann in der eigenen Hälfte an der Neunmeterlinie und dreht sich um. So wie am Samstag in der neunten Minute, als Anika Hampel einen Siebenmeter im Neckarsulmer Tor versenkte. Erst als Kretschmann den Jubel der BSV-Fans hört, reißt sie die Arme hoch.
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„Ich schaue so gut wie nie hin“, sagt Kretschmann. „Ich weiß nicht, ob ich zu nervös bin, aber eigentlich haben unsere Werferinnen das immer gut im Griff.“ So auch am Samstag, als die Buxtehuderinnen mit Tempo und Spielwitz die Sport-Union Neckarsulm mit 36:23 besiegten.
BSV überzeugt gegen Neckarsulm
Es war ein Handball-Nachmittag, der den knapp 1000 Zuschauern in der Halle Nord Spaß machte und viele Geschichten bereithielt. Zum Beispiel Sophie Fasold mit einer Top-Quote (43 Prozent gehaltene Würfe), Anika Hampel mit acht Toren aus acht Versuchen, Charlotte Kähr mit einer starken Abwehrleistung. Und Levke Kretschmann?

Sophie Fasold verbuchte zwölf Paraden nach ihrer Einwechslung. Foto: Jan Iso Jürgens
Die 24-jährige Rechtshänderin sitzt nach dem Spiel auf einem Stuhl am Spielfeldrand und unterschreibt mit einem schwarzen Stift ihre Autogrammkarten. „Wir haben als Mannschaft super gut zusammengespielt und noch nicht mal alles gezeigt, was wir können“, sagt Kretschmann. Sie wirkt ein bisschen erschöpft, aber zufrieden.
Wie schlägt sich Kretschmann in der Bundesliga?
Kretschmann war mit fünf Toren, einigen Vorlagen und gelungenen Abwehraktionen am Erfolg gegen den Tabellenvorletzten beteiligt. Eine Leistung, die Trainer Dirk Leun in seiner Aussage bestätigt, dass Kretschmann eine „absolute Verstärkung“ für den BSV ist. Mit 52 Toren ist sie die drittbeste Werferin ihres Teams.

Levke Kretschmann spielt beim Buxtehuder SV ihre erste Bundesliga-Saison. Foto: Jan Iso Jürgens
Der BSV hatte Levke Kretschmann schon länger auf dem Zettel. Allerdings spielte sie bis zur vergangenen Saison noch beim 30 Kilometer entfernten Partnerverein Buchholz-Rosengarten und wurde zur besten Spielerin der zweiten Liga gewählt. Entsprechend gespannt war man in Buxtehude, wie sie sich in der Bundesliga schlagen würde.
Neuzugang mit „Bombenspiel“ zum Einstand
Kretschmann legte die Zweifel schnell ab und zeigte bei ihrem Debüt beim hochgehandelten BVB ein „Bombenspiel“ (Leun). Die Fans erlebten eine Rückraumspielerin mit einem ungewöhnlichen, kräftezehrenden Spielstil, die vorne wie hinten kämpferischen Einsatz zeigt und auch dorthin geht, wo es weh tut. „Ich gebe immer alles, egal ob ich von Anfang an spiele oder später reinkomme“, sagt sie.
Gegen Neckarsulm steht Kretschmann in der Startformation - vorne auf Halblinks, hinten im Mittelblock - und steigert sich mit der Zeit. Kretschmann zeigt, dass sie aus der Distanz werfen kann, dass sie aber lieber in noch so kleine Lücken stoßen und aus sechs Metern werfen oder unter Druck eine bessere Anspielstation finden kann. „Man merkt, dass sie ein super Bauchgefühl für Handball hat“, sagt Leun.
Kretschmann will an Kraft und Athletik zulegen
Gegen den Vorletzten konnte Kretschmann ihre Stärken gut ausspielen. Doch wie sieht es gegen stärkere Teams aus? „Da merkt man, dass ihr noch der ein oder andere Erfahrungswert fehlt. Gegen stärkere Abwehrreihen braucht sie mehr Dynamik und Power“, sagt Leun. Deshalb will Kretschmann an Kraft und der Athletik zulegen.

Sehr effektiv: BSV-Spielmacherin Anika Hampel vergab keinen ihrer acht Würfe. Foto: Jan Iso Jürgens
Wenige Sekunden vor Schluss sieht eine Spielerin aus Neckarsulmer die Rote Karte. Folgerichtig bekommt der BSV einen Siebenmeter zugesprochen. Wieder tritt Hampel an die Linie. Wieder dreht sich Kretschmann um. Hampel trifft zum Endstand. Kretschmann reißt die Arme hoch und springt ihren Mitspielerinnen in die Arme.
BSV-Torhüterin muss mit Knieproblemen vom Feld
Der Buxtehuder SV gewinnt sein erstes Rückrundenspiel und damit einen wichtigen Sieg im Kampf um Play-off-Platz acht. Der BSV bleibt punktgleich hinter Göppingen auf Platz neun. „Wir haben jetzt gezeigt, dass wir gegen die direkte Konkurrenz punkten können, daraus müssen wir Kraft schöpfen“, sagt Leun. Die kommenden Aufgaben werden schwerer.

Laura Kuske musste nach knapp einer Viertelstunde verletzt ausgewechselt werden. Foto: Jan Iso Jürgens
Hinzu kommen die Sorgen um Torhüterin Laura Kuske, die nach einer guten Viertelstunde mit Knieproblemen vom Platz musste. „Ich habe das linke Knie überstreckt und habe auch Schmerzen“, sagte Kuske kurz nach dem Spiel. Eine MRT-Untersuchung am Montag soll zeigen, wie schwerwiegend die Verletzung ist.
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Die Statistik zum Spiel
Spielverlauf aus BSV-Sicht: 2:3 (7.), 8:7 (15.), 13:11 (25.), 15:12 (Halbzeit), 24:17 (41.), 27:18 (46.), 30:20 (51.), 36:23 (Endstand)
Buxtehuder SV: Kuske (4 Paraden), Fasold (12 Paraden); Kroepel, Nielsen 5, Heider 1, Hampel 8/4, Dölle 5, Kähr 2, Reiche, Kretschmann 5, Hartstock, Rakstad, von Prittwitz 5, Ternede 1, Huhnstock 4, Lück
Sport-Union Neckarsulm: Fossum (0 Paraden), Ivancok (8 Paraden), Orowicz (1 Paraden); Gudmestad, Gkatziou 7/2, Hagen 4, Bruggeman 1, Holtman, van der Linden, Riner 3, Smits 5, Pollakowski, Holste 3, Andryskova
Siebenmeter: BSV 4/4 (Hampel 4/4) - SUN 2/2 (Gkatziou 2/2)
Zeitstrafen: BSV 2 (Kähr 1, Kretschmann 1) - SUN 2 (Bruggeman 1, Gkatziou 1)
Rote Karte: Smits (60., Neckarsulm)
Zuschauer: 960
Schiedsrichter: Marvin Volkening und Jonas Zollitsch
Nächstes Spiel: HSG Bensheim/Auerbach - Buxtehuder SV (Samstag, 1. Februar, 18 Uhr)