TMünzen aus aller Herren Länder: So viel Europa steckt im Geldbeutel

Laura Blanck zeigt eine 2-Euro-Münze aus Spanien. Dieses Stück Europa ist mit dem Wechselgeld in ihr Portemonnaie gekommen. Foto: Sulzyc
Auf Wochenmärkten ist Bargeld Trumpf. Die Münzen, die zwischen Verkäufern und Käufern hin- und hergehen, sind gerade mal 22 Jahre alt. In Buxtehude schaute das TAGEBLATT Händlern in die Kasse und Verbrauchern ins Portemonnaie.
Buxtehude. Laura Blanck aus Buxtehude entdeckt ein 2-Euro-Stück aus Spanien bei ihrem Münzgeld. Es müsse mit dem Wechselgeld dorthin gelangt sein, so ihre Vermutung. Denn nach Spanien mit dem Flugzeug reist die Mutter nicht mehr - zum Schutz des Klimas.
Sind die Europa-Motive selbstverständlich geworden?
Europäische Motive auf den Münzen nehme niemand mehr wahr, ist Marktbeschicker und Gärtner Norbert Blohm überzeugt. „Glauben Sie, dass da jemand darauf achtet?“ Der Euro sei ein Zahlungsmittel, lediglich die Ziffer darauf wichtig.

Wer sein Münzgeld genauer unter die Lupe nimmt, stellt fest: Europa ist im Geldbeutel breit vertreten. Foto: Jens Büttner/dpa
Ist die gemeinsame europäische Währung wirklich so selbstverständlich geworden? Kein Staunen über eine estnische 2-Euro-Münze, die eine Landkarte des baltischen Staates als Relief zeigt? Keine Neugier, wer wohl die erhabene Figur auf dem Reiterstandbild auf der italienischen 50-Cent-Münze sein mag?
Preise lassen sich besser vergleichen
Vielleicht hätte eine Kundin des Markthändlers Bernd Zeyn (Vierländer Gemüse) den römischen Kaiser Marc Aurel erkannt, dessen Gestalt Italien auf die 50-Cent-Münze prägen ließ. Er legt ihr 2-Euro-Münzen beiseite, weil sie Münzen mit unterschiedlichen europäischen Motiven sammelt.
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Bernd Zeyn öffnet sein Portemonnaie und findet eine 50-Cent-Münze aus Spanien. In den Urlaub reist er regelmäßig auf die Kanaren. Er muss kurz überlegen, mit welcher Währung er vor der Euro-Einführung in Spanien bezahlt hat. „Peseten, stimmt“, fällt es ihm wieder ein. So selbstverständlich ist der Euro inzwischen schon verankert, auch im Urlaub. Die gemeinsame europäische Währung sei ein Vorteil, sagt der Händler. Preise ließen sich so besser vergleichen. „Ich trauere der D-Mark nicht hinterher.“

Marktbeschickerin Kim Eberstein hat 2-Euro-Münzen aus Griechenland, den Niederlanden, Spanien und Frankreich in der Kasse. Foto: Thomas Sulzyc
Wohl niemand hat mehr Europa in der Kasse als Marktbeschickerin Kim Eberstein vom gleichnamigen Obsthof. 2-Euro-Münzen aus Griechenland, den Niederlanden, Spanien und Frankreich findet sie dort. „Das ist Wechselgeld von den Kunden“, sagt sie.
Jedes Euro-Land mit eigenen Motiven
Menschen in den 20 Ländern der Eurozone können mit dem gleichen Geld bezahlen. Die gemeinsame Währung ist den Europäern selbstverständlich geworden. Dabei musste man vor 2001 sein Geld wechseln, wenn man ins Ausland gefahren ist. Jüngstes Eurozonen-Mitglied ist seit 2023 Kroatien.
Alle Euro-Münzen haben eine gemeinsame, einheitlich gestaltete europäische Seite. Die nationalen Seiten seiner Münzen dagegen gestaltet jedes Euro-Teilnehmerland jeweils mit eigenen Motiven. Ende November 2023 waren laut der Deutschen Bundesbank rund 148 Milliarden Euro-Münzen im Umlauf.
Was wäre, wenn Deutschland den Euro abschafft?
Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade treiben etwa 600 Unternehmen in den Landkreisen Stade, Cuxhaven, Verden, Rotenburg und Osterholz, dem IHK-Geschäftsbereich, Handel mit dem europäischen Binnenmarkt. Die gemeinsame Währung fördere den Handel, was sich positiv auf die Wirtschaftsleistung und den Wohlstand auch im Landkreis Stade auswirke, teilte die IHK auf Nachfrage dem TAGEBLATT mit.

Die nationale Währung D-Mark wurde 1999 von der europäischen Währung Euro zunächst als Buchgeld, 2002 dann auch als Bargeld abgelöst. Foto: Stephanie Pilick/dpa
Vor Einführung des Euros mussten Unternehmen Absicherungsgeschäfte über Versicherungen machen, um sich gegen fallende Wechselkurse abzusichern. Das seien nicht unerhebliche Beträge gewesen. Gerade im Anlagenbau mit langen Zeiträumen konnte es früher zu erheblichen Währungsschwankungen kommen. Diese Belastung sei mit der Einführung des Euros weggefallen.
Würde Deutschland den Euro-Raum verlassen, bedeutete das für Exportbetriebe erhebliche Nachteile. Deren Güter würden teurer, deshalb Kunden weniger kaufen. Importe würden hingegen billiger. Fazit der IHK Stade: Unter dem Strich bliebe aber ein immenser Verlust. Außerdem würde es wieder Wechselkursschwankungen und folglich Sicherungsgeschäfte geben, die die Unternehmen finanziell belasten.