TNach Stadt-und-Land-Insolvenz: Wie Karin Corleis den Pflegedienst-Standort Drochtersen stärken will

Karin Corleis und Pflegehotel-Gast Gernot Gillwald (85) im Landwandel in Drochtersen. Gillwald gefällt es hier, er wartet auf eine Reha. Foto: Knappe
Die Insolvenz des Pflegedienstes Stadt und Land hat in Stade und Fredenbeck für Unruhe gesorgt. Drochtersen mit der Einrichtung Landwandel war zwar nicht betroffen. Um den Standort zu sichern, geht die Geschäftsführerin nun aber in die Offensive.
Drochtersen. Die Pflegekrise führt bundesweit zu immer mehr Insolvenzen. Die Pflegedienst Stadt und Land Stade GmbH hatte, wie berichtet, im Februar Insolvenz angemeldet.
Für die Betriebe in Stade und Fredenbeck wurden Lösungen gefunden, das DRK übernahm.
Pflege in der Krise: Patienten und Angehörige machen sich Sorgen
Die Pflegedienst Stadt und Land GmbH K. Corleis in Drochtersen ist ein eigenständiges Unternehmen und war nicht von der Insolvenz betroffen.
Karin Corleis, die beim insolventen Betrieb Geschäftsführerin war und in Drochtersen weiterhin Geschäftsführerin ist, geht jetzt in die Offensive, um den Standort mit dem Namen Landwandel langfristig zu sichern.
Seniorenheime
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Sie weiß, dass sich auch hier Patienten und Angehörige Sorgen machen, ob Betreuung und Pflegeangebote weiterhin gewährleistet sind.
Corleis hat sich mit dem Mittelstandsforscher und Unternehmensberater Dr. Hartmut Meyer Verstärkung geholt. „Die Zeiten sind einfach schwieriger geworden“ sagt Corleis und verweist auf Probleme, Pflegekosten zu refinanzieren.
Aber: „Die Bilanzen in Drochtersen sind gesichert und zukunftsfähig“, betont Meyer. Die Unternehmensstruktur sei klein und kompakt und nicht vergleichbar mit Stade und Fredenbeck, wo auch Investoren noch eine Rolle gespielt hätten.
Landwandel-Geschäftsführerin will Auslastung verbessern
Um den Standort in Drochtersen mit zurzeit 30 Pflegekräften langfristig zu stärken, will Corleis jetzt gezielt die Auslastung verbessern. Die Tagespflege liege aktuell bei einer Auslastung von rund 90 Prozent, im Vorjahr seien es um diese Zeit 63 Prozent gewesen.
Krise in der Pflege
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Die Tagespflege bietet 24 Plätze in drei Gruppen an. Die Kunden, die aus der Region von Stade bis Wischhafen kommen, können sich auch vom Fahrdienst abholen lassen.
Momentan nutzten Angehörige die Tagespflege vornehmlich „wenn Holland in Not ist“ und sie es selbst nicht mehr schaffen, berichtet Corleis. Im Landwandel gibt es außerdem zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften mit elf vermieteten Zimmern.
„Die Bewohner werden nach Bedarf gepflegt, es ist immer eine Nachtwache im Haus“, sagt Corleis. Eine vollstationäre Pflege wird im Landwandel nicht angeboten. Dafür gibt es einen ambulanten Pflegedienst, der in der Region 154 Kunden betreut.
Auch Wochenend-Nutzung im Pflegehotel möglich
Vor allem im Pflegehotel soll die Auslastung verbessert werden. Hier stehen zwei Einzel- und ein Doppelzimmer zur Verfügung. Im Vorjahr habe die Auslastung bei gerade mal 50 Prozent gelegen, berichtet Corleis. Häufig hätten sich Leute eingemietet, die lediglich zu Besuch waren.
Doch im Pflegehotel könnten Pflegebedürftige mit den Pflegegraden II bis V temporär betreut werden. „Hier haben wir in der Vergangenheit zu viel selektiert, da wollen wir mehr Flexibilität anbieten“, sagt Corleis. Vom Pflegehotel profitieren Pflegebedürftige und pflegende Angehörige, die selbst einmal Urlaub machen wollen.
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Mit dem Geld für die sogenannte Verhinderungspflege könnten Angehörige hier jährlich einen zweiwöchentlichen Urlaub machen, bei dem sie sich nicht um ihren pflegebedürftigen Angehörigen kümmern müssen, sagt Meyer.
Auch Wochenend-Nutzungen sind beim Pflegehotel möglich. Der 85-jährige Gernot Gillwald aus Bützfleth ist erstmals zu Gast im Pflegehotel. Er habe für drei Wochen eingecheckt und wartet hier nach einem Sturz auf seine Reha. Ihm gefalle es im Pflegehotel „sehr gut“, erzählt er, während er am Kaffeetisch Platz nimmt.
Präsenzkraft Sandra Oellrich und Wohnbereichsleitung Kerstin Jütke freuen sich über den Pflegehotel-Gast: „Herr Gillwald lässt von den Angehörigen aus seinem Garten immer Blumen holen und verteilt sie hier.“