Zähl Pixel
Fußball-Regionalliga

TNach holprigem Start: So tickt D/A-Stürmer Haris Hyseni

Haris Hyseni ist nach Torwart Patrick Siefkes der älteste Spieler im D/A-Kader.

Haris Hyseni ist nach Torwart Patrick Siefkes der älteste Spieler im D/A-Kader. Foto: Struwe

Er kommt als Fußball-Profi in die Provinz und freundet sich mit D/A und den Fans an. Haris Hyseni spricht über das Toreschießen, die Familie und das Älterwerden.

author
Von Daniel Berlin
Donnerstag, 06.02.2025, 22:35 Uhr

Drochtersen. D/A-Präsident Rigo Gooßen sagt, er sei „anfänglich skeptisch“ gewesen. D/A verpflichtete im vergangenen Sommer auf den letzten Drücker Mittelstürmer Haris Hyseni von Phönix Lübeck. Hyseni ist heute 32 Jahre alt, seit Ende der Schule Fußballprofi und viel herumgekommen. Zweite, dritte, vierte Liga.

In der Tat braucht Hyseni ein paar Wochen, um sich in Drochtersen zu akklimatisieren. Sein erstes D/A-Tor erzielt Hyseni am fünften Spieltag. Während des Heimspiels gegen den VfB Lübeck beschimpfen ihn die mitgereisten VfB-Fans im Kehdinger Stadion permanent aufs Übelste. Das scheint den Mittelstürmer noch mehr anzuspornen.

Hyseni schießt sechs Tore in 21 Ligaspielen

Hyseni spielt sich in die Startelf bei D/A. Er bestreitet alle 21 Ligaspiele. Er markiert sechs Tore und legt seinen Kollegen zwei Treffer auf. Es geht noch besser. Das weiß er auch. Er ärgert sich nach Niederlagen ein, zwei Tage über sich selbst. Im Pokalspiel gegen Jeddeloh vergibt er bei der Niederlage zwei Großchancen. Die Pleiten gegen Todesfelde und Teutonia nerven ihn.

„Ich bin sehr selbstkritisch. Ich schaue, was ich besser machen kann und frage mich, warum ich es nicht besser gemacht habe“, sagt Hyseni. Verlieren, sagt er, bringe ihn auf die Palme. Erst recht, wenn er der Mannschaft nicht geholfen hat.

Haris Hyseni sitzt während des TAGEBLATT-Gesprächs im Nebenraum eines Gasthauses auf der Elbinsel Krautsand. Seine Mannschaftskollegen trudeln langsam ein und warten im großen Saal auf das Abendessen. Hyseni ist entspannt. Er lächelt.

Als Profi in Regensburg und Meppen

Der 1,92 Meter große Mittelstürmer lebt in einer Ferienwohnung auf Krautsand. Er musste sich nach seinem Wechsel nach Drochtersen an die Abgeschiedenheit gewöhnen. Er trainiert, spielt, geht ins Fitnessstudio und in die Sauna. Den Alltag als Profi kennt Hyseni, seit er direkt nach der Schulzeit mit dem Fußball sein erstes Geld verdiente. VfB Lübeck, Eintracht Braunschweig, Jahn Regensburg, SV Meppen, SSV Ulm, Phönix Lübeck waren seine Stationen.

Haris Hyseni arbeitet Fußball.

Haris Hyseni arbeitet Fußball. Foto: Struwe

Wenn er trainingsfrei hat, fährt er oft nach Hamburg. Noch häufiger fährt er zu seiner Familie nach Grömitz an der Ostsee. Seine Eltern und seine beiden Brüder leben in dem Ferienort an der Lübecker Bucht. „Familie und Gesundheit stehen an erster Stelle“, sagt Hyseni. Er nutzt jede freie Minute. Bei seinen Stationen im Süden Deutschlands kam seine Familie lange zu kurz.

Mittelstürmer mag trockenen Humor

Hyseni erzählt, er habe selbst Bedenken gehabt, „ob er sich wohlfühlen kann in Drochtersen“. Die Bedenken scheinen weggewischt. „Ich lache mit den Jungs“, sagt er. Am liebsten habe er den trockenen Humor, schlagfertige Sprüche. „Haris ist aufgetaut“, sagt D/A-Sportdirektor Sören Behrmann. Er sei angekommen und aus sportlicher Sicht für das Drochterser Spiel immens wichtig.

Wenn er sich selbst beschreiben müsste, sagt Hyseni, würde er sich als „guten Boxspieler“ bezeichnen. Als „Wandspieler“. Als einen, der groß und kräftig ist, aber dennoch was am Ball kann. „Ich bin technisch nicht unbegabt“, sagt er.

Vermutlich ist Hyseni der meistgefoulte Spieler bei D/A. Nur pfeifen viele Schiedsrichter die vielen Attacken gegen ihn nur selten. „Ich habe das Gefühl, dass ich wegen meiner Statur nicht fallen darf“, sagt Hyseni. Die Abwehrspieler ziehen und zerren an ihm mit ihren Händen. „Ich mag den Kampf“, sagt Hyseni.

Ziel von D/A ist mindestens Platz zwei

Abschlussstark sei er eigentlich auch. „Ich hoffe in der Rückrunde auf mehr Abschlüsse“, sagt Hyseni. Die Saison hakt er noch längst nicht ab. „Mindestens Zweiter werden ist unser Ziel“, sagt er. Und nach oben seien keine Grenzen gesetzt.

Zehn Punkte beträgt der Abstand auf den TSV Havelse. Am 21. Februar geht beim VfB Lübeck für D/A die Saison weiter. Schon eine Woche drauf steht im Kehdinger Stadion das Spitzenspiel gegen Tabellenführer Havelse an. Bei zwei Siegen, glaubt Hyseni, würde eine Euphorie entstehen. „Selbst wenn wir sie punktemäßig nicht einholen, weiß man nie, was da passiert“, sagt Hyseni. Aufsteiger in die 3. Liga müssen hohe Auflagen erfüllen.

Hyseni mag D/A. Er mag die Mentalität der Kollegen und des Vereins. Er mag die Fans. „Nach den Spielen sollen alle glücklich nach Hause gehen“, sagt er. Spaß sei ihm wichtig. Das sei bei jeder Arbeit so. Ob auf dem Fußballplatz oder im Büro. Aber wie lange kann er vom Fußball noch leben? Und wie lautet der Plan für die Zukunft?

Hyseni fühlt sich nicht wie 32

Hyseni lacht. Nach Torwart Patrick Siefkes (35) ist Hyseni der Älteste im Kader. „Das Alter ist nur eine Zahl“, sagt er. Er meint, er habe noch ein paar Jahre. Er fühle sich eher wie 28. Es geht erst zu Ende, wenn er seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügt und er den Fußball nicht mehr genießen kann.

Hyseni liebäugelt nach seiner aktiven Karriere mit einem Posten als Co-Trainer. Er will Bindeglied zwischen Trainer und Team sein. Er will jüngere Spieler an die Hand nehmen und nach vorne bringen. „Das hatte ich früher nicht“, sagt er.

Präsident Rigo Gooßen hat seine Meinung längst geändert. Die anfängliche Skepsis verflog. „Haris hat sich stark verbessert. Er kann ein ganz wichtiger Spieler werden“, sagt Gooßen.

Weitere Artikel