Fasching

TNackte Tatsachen im Oldendorfer Irrenhaus

Oldendorf als Irrenhaus-Zentrale. Foto: Felsch

Die ganze Welt ist ein Irrenhaus und mitten in Oldendorf ist die Zentrale. So sah es jedenfalls am Sonnabend aus, als die erste von zwei Faschingspartys unter dem Motto „Ab ins Irrenhaus“ startete.

Von Franziska Felsch Sonntag, 28.01.2024, 12:00 Uhr

Oldendorf. Wer glaubt, auf dem Dorf werden abends um sieben die Bürgersteige hochgeklappt, irrt. Um 19.21 Uhr geht mitten im Ort die Post ab. Ein wilder Haufen Verrückter liefert sich im Landgasthof Heins ein Stelldichein und grölt aus voller Kehle „Oldendorf Ole“. Rund 30 Musiker bringen den Saal mit ihrer lautstarken Guggenmusik so richtig zum Kochen.

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Schunkeln, singen und tanzen

Einer von ihnen ist Bernd Reitmann, Leiter der Faschingsabteilung des TuS Oldendorf. Mit einem Team engagierter und begeisterter Anhänger des närrischen Frohsinns hat der 60-Jährige ein buntes Programm auf die Beine gestellt, das erst nach Mitternacht endet. Und das ist vor allem den Zugaben geschuldet, die das Publikum immer wieder fordert.

Die Blasmusiker in ihren blauen Glitzerkostümen sind die ersten, die sie nicht von der Bühne lassen. Die hübschen, jungen Mädels vom Teenie-Ballett machen danach so richtig Lust aufs Tanzen, genau wie die Karneval-Hits, die die Oldendorfer Jungs, deren ältester 83 Jahre alt ist, ins Mikrofon schmettern.

Oldendorf ist ein Irrenhaus

Oldendorf bewies, warum es im Kreis eine Fasching-Hochburg ist. Foto: Felsch

Lange hält es jetzt keinen mehr auf den Stühlen. So wie Britta und Jeanne, die schunkeln, singen und tanzen, was das Zeug hält. Immer unter den Augen von Ärzten und Schwestern, die auffallend oft im Saal vertreten sind.

Tanzende Kühe und Ehe-Szenen

Sketche, in denen die Darsteller die Wechseljahre der Frau und die Leiden der „älteren“ Männer thematisieren, sorgen für Atempausen. Tanztrainerin Anette Uhlendorf und ihr Mann Uwe - beide gehören fast schon zum Inventar, so oft tragen sie zum Gelingen der fünften Jahreszeit in Oldendorf bei - strapazieren mit ihren „Szenen einer Ehe“ gehörig die Lachmuskeln. Genauso wie Anja Helmkes gequälter Gesichtsausdruck beim Dorftratsch.

Fasching in Oldendorf 2024

„Am besten gefällt mir der Kuhtanz“, meint Victoria Obedekah, die mit Freunden ausgelassen feiert. „Ein echt aufwendiges Programm, das die hier liefern“, lobt Michael Rebbe. Auch Sabine Fuchs, die eigentlich „in Therapie“ ist - laut Schild auf ihrem Rücken - ist mit einer Gruppe von 18 Leuten hier.

„Unser Sohn holt uns nachher mit einem Bus ab“, erzählt die Staderin. „Wir haben uns schon vor Weihnachten um Karten bemüht“, sagt die Wiederholungstäterin. Und das war angebracht. Denn die Oldendorfer Faschingsfeten sind immer ruckzuck ausverkauft. „Das liegt wohl daran, dass wir alles mit Herzblut machen“, mutmaßt Norbert Müller, der von Anfang an dabei ist.

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Männerballett zeigt viel nackte Haut

Vor 34 Jahren ist die mittlerweile legendäre Party aus einer Laune heraus entstanden und hat sich zu einem professionellen Event entwickelt. Ob es die anmutigen, zarten Elfen aus dem Zauberwald sind oder die Damen in ihren voluminösen Kuhkostümen: Es macht einfach Spaß zuzusehen.

Aber es kommt noch besser: Beim Koffertanz zeigen die Männer viel nackte Haut. Ebenso die „Stewardessen“ und Piloten von „Judel Air“, die im gewagten „Hawaii-Outfit“ eine kesse Sohle aufs Parkett legen.

Die „heiße“ Show des Männerballetts reißt alle mit. Captain Jack Sparrow, Meerjungfrauen, Matrosen, Hippies, Cowboys, Indianer und Nonnen wagen sich aufs Parkett. Selbst der Papst mischt sich unters Tanzvolk. „Eine gelungene Sause“, finden Franzi Steiner und Erik Gischinski aus Hagenah. Sie sind nicht die Einzigen, die das nächste Mal wieder dabei sein wollen.