TNeue Dynamik und neue Hoffnung im Stader Chemie-Park

Auf dem Schlepper Bützfleth: Der maritime Koordinator der Bundesregierung Christoph Ploß (Mitte) im Gespräch mit Johann Killinger (links) und Jan Themlitz von HEH. Foto: Strüning
Viele Unternehmen sind interessiert am Chemiepark in Stade. Ein konkretes Projekt: Das LNG-Terminal für 1,3 Milliarden Euro. Ein Besuch an der Mega-Baustelle.
Stade. Die Ausmaße sind gigantisch. Unter Federführung der Hanseatic Energy Hub (HEH) wird derzeit direkt an der Elbe im Chemiepark Stade das erste landseitige LNG-Terminal Deutschlands gebaut. 2028 soll es in Betrieb gehen. Dann wird alle drei Tage ein LNG-Tanker seine Ladung mit dem auf minus 163 Grad runtergekühlten und damit flüssigen Erdgas am neuen Energiehafen löschen.

Die Baustelle für das LNG-Terminal in Stade-Bützfleth. Gut zu erkennen die runden Fundamente für die Gasspeicher. Links die rote Erde von der AOS, oben der Hafen direkt an der Elbe. Foto: Martin Elsen
Die HEH bietet Lagerkapazitäten, die gemietet werden können. Vier Firmen haben sich eingekauft, darunter EnBW oder auch ein tschechischer Gasversorger. Die Kapazitäten sind langfristig ausgebucht, sagte Jan Themlitz von der HEH während eines Besuchs des Koordinators der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus, Christoph Ploß (CDU), am Donnerstag.
Die Gasspeicher werden Landmarken an der Unterelbe
Die Tanks sind 70 Meter hoch mit einem Durchmesser von 90 Metern. Innen sind sie mit Nickelstahl ausgeschlagen, nach außen mit Beton versehen, dazwischen steckt eine Isolierschicht. Auf Bützflethersand entstehen also weithin sichtbare Landmarken, die auch als Symbol des neuen Chemieparks gelten können.

Die acht Kräne auf der Baustelle sind weithin sichtbar. Sie zeigen auch die Höhe der Gasspeicher von etwa 70 Metern an - bei einem Durchmesser vo 90 Metern. Foto: HEH
Pro Speicher können bis zu 240.000 Kubikmeter LNG gelagert werden. Pro Jahr will HEH 13,3 Milliarden Kubikmeter umschlagen. Das entspräche etwa 20 Prozent des einst von Russland per Pipeline importierten Erdgases. Die Gasleitungen in den Rest der Republik liegen bereits.
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Die mächtigen Tanks ruhen auf insgesamt 1800 Pfählen. 46 Teilbaugenehmigungen sind laut Themlitz gefordert, um den Bau zu bewerkstelligen. Im kommenden Jahr werden auf der Baustelle 1200 Arbeiter gleichzeitig beschäftigt sein. Die am Bau beteiligten Unternehmen sind derzeit in Verhandlungen mit der Stadt, wie die Übernachtungsfrage geklärt werden kann. Angedacht sind Containerdorf-Lösungen.
Schwimmendes LNG-Terminal ist über alle Berge
Das alles passiert, während die FSRU, das schwimmende LNG-Terminal, das eigentlich in Stade Erdgas importieren sollte, in weite Ferne abgerauscht ist. Christoph Ploß, selbst Mitarbeiter beim für die FSRUs zuständigen Bundeswirtschaftsministerium, wollte sich zu der ärgerlichen Causa nicht äußern.

Die Pfähle zur Gründung der mächtigen Gastanks. Foto: HEH
Der Bau des LNG-Terminals ist das konkrete Vorzeigeprojekt im Chemiepark, der weitgehend von den Firmen Dow, Olin und AOS bespielt wird. Mindestens zwei weitere Projekte sind zudem am Start.
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Die Investoren des Holzkraftwerks zeigten sich am Donnerstag entschlossen, 2029 den Betrieb aufzunehmen. Stefan Schmidt vom Projektentwickler Hansekraft sagte, dass der Hafenumschlag um zehn Prozent steigen würde bei der Tonnage, vom Volumen sind es deutlich mehr. Jährlich sollen hier 500.000 Tonnen nicht mehr verwertbares Altholz in Energie umgewandelt werden.
Prime Lithium produziert Grundstoff für E-Autobatterien
Das zweite Vorhaben ist die Ansiedlung von Prime Lithium, das den Grundstoff für E-Autobatterien herstellen will. Manager Walter Bürger-Kley geht davon aus, dass 2027 eine Demonstrationsanlage gebaut wird, Flächen für die daraus resultierende Großanlage seien reserviert. Hier könnten Batterien für 500.000 E-Autos im Jahr hergestellt werden.
Beide Unternehmen setzten darauf, dass parallel zu ihren Plänen an der Infrastruktur für das Industriegebiet gearbeitet wird. Ploß machte Hoffnung, dass aus dem Bundessondervermögen für Infrastruktur sowohl der Weiterbau der A26/A20 finanziert werden könnte, als auch die damit verbundene Verlegung des Industriegleises aus der Stadt heraus, sowie der Bau eines zusätzlichen Gleises vom Hafenbahnhof Brunshausen bis zum neuen Nordhafen.

Die Gruppe aus Politik und Wirtschaft begleitete Christoph Ploß während seiner Tour durch das Stader Industriegebiet. Foto: Strüning
Der neue Nordhafen rückt derweil in greifbare Nähe. Wie Holger Banik als Chef von N-Ports, der niedersächsischen Hafengesellschaft, mitteilte, will das Land seine Mittel für den Ausbau der Häfen aufstocken. Das wiederum könnte die Planungen und den Bau des neuen Nordhafens beschleunigen.
Ausbau des Stader Hafens kommt schneller
Allein die Planungen kosten laut Banik zehn Millionen Euro, der Hafenausbau ist mit 350 Millionen Euro veranschlagt. Auch hier könnte der Sonderfonds weiterhelfen, der bundesweit mit 160 Milliarden Euro ausgestattet ist. Ploß ist sich sicher: „Hier kann mit vergleichsweise geringen Mitteln eine neue Wertschöpfungskette geschaffen werden.“ Der Hafen könnte kaum vor 2032 in Betrieb gehen. Den Investoren ist das eigentlich zu spät.
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Ploß sprach sich während seines Besuchs in Stade für beschleunigte Planverfahren aus. Das Recht der sogenannten Verbandsklage mit der Folge von „Dauerklagewellen“ könne sich ein Industrieland wie Deutschland nicht leisten. Landrat Kai Seefried, der den Besuch koordiniert hatte, stimmte mit ein: „Der Industriestandort Stade ist für die gesamte Region von besonderer Bedeutung.“
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