TNeues Leben im alten Johannisheim: Das planen die Investoren in Stade

Simon Bilzhause will mit zwei weiteren Investoren das Johannisheim umbauen und neu nutzen. Foto: Strüning
Seit Februar 2024 steht das Johannisheim in Stade leer. Ein Trio will die Immobilie aus ihrem Dornröschenschlaf wach küssen und plant Großes.
Stade. Der Gebäudekomplex am Sandersweg besteht aus Neubau und mehrstöckigem Altgebäude. Der Gang durch die Flure des ehemaligen Altenheims zeigt, wie verschachtelt das Haus angelegt ist, aber auch, welche Potenziale es bietet.
Das sind die beiden Investoren aus Stade
Die beiden Stader Investoren Simon Bilzhause und Christian Mohrmann haben sie erkannt und wollen gemeinsam mit einem dritten Partner der Immobilie neues Leben einhauchen, mit einem modernen und innovativen Wohn-, Pflege- und Servicekonzept.
Der Besuch im leerstehenden Gebäude bietet spannende Einblicke. Überall stehen noch voll funktionsfähige Betten und anderes Mobiliar. „Das haben wir alles mitgekauft“, sagt Bilzhause beim Rundgang. Hier gibt es viel zu tun. Bilzhause und Mohrmann packen es an. Zeitnah soll erst mal der Außenbereich aufbereitet werden. Das Grün ist in den knapp anderthalb Jahren stark gewachsen.
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Im Gebäude läuft vor dem inneren Auge Bilzhauses schon der Umbau. Im Eingangsbereich im Erdgeschoss könnten eine Arztpraxis und ein Friseur einziehen. Der Salon ist eingerichtet. Einmal die Woche könnten Mediziner und Haarpflege für die zukünftigen Bewohner zur Verfügung stehen. Das ist aber eher eine Randnotiz.
Die Investoren denken vor allem an selbstständiges Wohnen in eigenen kleinen, voll ausgestatteten Appartements für Senioren, die sich dann treffen können auf den Außenplätzen oder in den zahlreichen offenen Bereichen. Dafür müssten neue Wände gezogen und neue Zuschnitte umgesetzt werden.
Freunde können sich einen ganzen Flur reservieren
Bilzhause kann sich vorstellen, dass befreundete Paare oder einzelne Personen sich ganze Flure mieten, um gemeinsam den Lebensabend zu bestreiten, aber doch Privatsphäre zu haben. Die Wohnungen sollen alle altersgerecht gestaltet werden. Bilzhause: „Wir wollen das hier richtig schön machen.“ Die Investoren wollen sich vom typischen Altenheim deutlich unterscheiden. Sie setzen auf Wertigkeit und Wohn- und damit Lebensqualität.
Im Neubau von 2008 könnten Pflegeplätze eingerichtet werden. Alles ist noch neu und frisch. Der Vertrag zwischen Kirche und Investoren ist erst vor wenigen Wochen unterschrieben worden. Zurzeit finden viele Abstimmungsgespräche statt über die konkrete zukünftige Nutzung, so Bilzhause.
Er schätzt die Investition auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Das Grundstück am Sandersweg ist 8500 Quadratmeter groß, die Nutzfläche beträgt etwa 4500 Quadratmeter. Zum Umbau gehört eine energetische Sanierung des mehrstöckigen Gebäudes, das unter anderem eine neue Fassade erhalten soll.

Die Wege wachsen langsam zu. Aber die Immobilie soll bald aus ihrem Dornröschenschlaf wach geküsst werden. Foto: Strüning
Neben Appartements und Pflegebereich sollen auch Gästezimmer entstehen, wenn die Bewohner Besuch bekommen, aber auch Bereiche für Fitness, Musik und Lesen. Bilzhause: „Der Grundgedanke in unserem Projekt ist die Gemeinschaft, wir wollen viele Begegnungsflächen schaffen.“ Damit sich im Alter keiner allein fühlen muss.
Früher Gottesdienste - bald Tanzabende und Feiern?
In der großen Aula, wo einst regelmäßig in dem von der Kirche geführten Altenheim Gottesdienste stattfanden, könnten in Zukunft Geburtstage oder Tanzabende gefeiert werden. Die Kita am Johannisheim soll bestehen bleiben, ein Einfamilienhaus am Rande des Grundstücks soll umgebaut werden zu Wohnungen fürs Pflegepersonal.
Bilzhause hofft, dass das mehrstöckige Gebäude in anderthalb Jahren umgebaut und bezugsbereit ist. Der Pflegebereich könnte schon schneller an den Start gehen. „So schnell wie möglich“, sagt der Investor. Geplant ist, demnächst einen Internetauftritt anzubieten, wo eine Warteliste für Interessenten zu finden sein soll.
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Simon Bilzhause (37) stammt aus Stade. Viele werden ihn noch als Handballer aus der Region kennen. Sein beruflicher Werdegang führte ihn über Stationen in Singapur, Shanghai und die USA zurück in Deutschlands Norden nach Hamburg. Das ehemalige Johannisheim ist nicht das erste Projekt, das er gemeinsam mit Christian Mohrmann in seiner Heimatstadt umsetzt.
In der Holtermannstraße, Hospitalstraße und in der Stader Hafencity setzten sie bereits Marken. Mit dem Vorhaben im Johannisheim wollen sie „ein Vorzeigeprojekt für das ambulant betreute Pflegewohnen in Stade“ schaffen, sagt Bilzhause. Noch wird dafür ein neuer Name gesucht. „Für Vorschläge sind wir offen“, sagt er.
Johannisheim schloss im Februar 2024 seine Pforten
Kurzer Rückblick: Im Februar 2024 musste das Johannisheim schließen. Zuerst meldete der kirchliche Trägerverein Insolvenz an, dann scheiterte auch der neue Investor, die Villa Vitalia Gruppe, an der eigenen Zahlungsunfähigkeit. 60 Bewohnerinnen und Bewohner verloren kurzfristig ihren Wohn- oder Pflegeplatz.

Der Blick von der Rückseite auf das ehemalige Johannisheim zeigt, wie groß der Komplex ist. Foto: Strüning
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