TNorwegerin Rakstad verlässt BSV mit sofortiger Wirkung

Mie Elen Rakstad erzielte in 13 Bundesligaspielen 13 Tore. Foto: Jan Iso Jürgens
Mie Elen Rakstad wollte beim Buxtehuder SV durchstarten. Doch der Linkshänderin aus dem Rückraum gelang nicht viel. Nun ist das Kapitel beendet. Die Hintergründe.
Buxtehude. Mie Elen Rakstad war gut gelaunt, als sie vor dem ersten Saisonspiel ans Telefon ging. Es könne nur besser werden, sagte sie Ende August. Denn in der vergangenen Saison lief es nicht so wie erhofft. Selten konnte Rakstad ihr typisches Spiel aufziehen, selten fand sie eine gute Wurfposition.
Dabei hatte der BSV sie gerade deshalb geholt, weil die groß gewachsene Linkshänderin im Rückraum „eine Waffe“ (Trainer Dirk Leun) sein kann. Doch auch in dieser Saison blieb Rakstad hinter den Erwartungen zurück. In 13 Bundesligaspielen erzielte sie nur 13 Tore und kam zuletzt kaum noch zum Einsatz.
Rakstad wechselt nach Schweden
„Wir wissen, was sie kann und dass sie sich als Shooterin den einen oder anderen Wurf mehr nimmt. Aber sie schafft es im Moment nicht, der Mannschaft so zu helfen, wie wir uns das vorstellen“, sagte Leun am Dienstag.
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Was der Trainer zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Rakstad hatte sich einen neuen Verein gesucht. Am Donnerstag teilte sie dem BSV mit, dass sie mit sofortiger Wirkung zum schwedischen Erstligisten Skövde HF wechselt. Der BSV löste den Vertrag auf Wunsch der Spielerin auf.
Damit wird die 24-jährige Linkshänderin schon am Samstag (18 Uhr/live bei sportdeutschland.tv und DYN) nicht mehr mit zum Auswärtsspiel gegen die HSG Bensheim/Auerbach reisen und den BSV nach 36 Bundesligaspielen und 52 Toren verlassen.
Gegner setzen Shooterin unter Druck
Leun geht davon aus, dass sich Rakstad ihrer Rolle und Situation bewusst war. Sie sei zwar gut integriert gewesen und habe auch keine schlechte Stimmung verbreitet, aber der Trainer hätte sich gewünscht, dass sie Hilfestellungen annimmt. „Ich kann sie korrigieren, aber ich kann ihr nicht die Entscheidung abnehmen, was sie auf dem Feld mit dem Ball machen soll“, so Leun. Rakstad selbst wollte sich zu ihrer Situation in Buxtehude nicht äußern.
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Bis zur Winterpause war Rakstad in jedem Spiel zum Einsatz gekommen, am dritten Spieltag in Neckarsulm stand sie sogar in der Startformation. Doch ihre Stärken konnte Rakstad nur selten ausspielen.

Rakstad kann werfen, hat es aber nur selten geschafft, diese Stärke auch aufs Feld zu bringen. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de (Archiv)
Die Gegner hatten sich offensichtlich gut auf ihre Spielweise eingestellt. Sie wussten, dass Rakstad aus dem Rückraum werfen kann und setzten sie dort unter Druck, was oft zu schwachen Abschlüssen führte. Nicht einmal die Hälfte ihrer 29 Würfe waren erfolgreich. Und die Gegner wussten, dass sie in der Abwehr Probleme mit dem Timing hat, weshalb sie immer wieder angegriffen wurde.
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Auch im Training habe sie viele einfache Fehler gemacht, so Leun. An der Sprache - im Training wird nur Deutsch gesprochen - habe es nicht gelegen. Vielmehr seien es Abstimmungsfehler mit ihren Mitspielerinnen gewesen.
Weniger Spielanteile nach dem Restart
Nach dem Restart der Bundesliga im Dezember sind Rakstads Spielanteile gesunken. In sechs Spielen erzielte sie nur zwei Tore. Zuletzt vertraute der Trainer anderen Spielerinnen, die für mehr Spielfluss sorgten, zum Beispiel Levke Kretschmann, die auf Halbrechts einsprang. Rakstad spielte kaum noch eine Rolle.

BSV-Trainer Dirk Leun: „Das sind die Gesetze des Leistungssports.“ Foto: Jan Iso Jürgens
Leun begründet dies vor allem mit der Lage des Buxtehuder SV, der zu Saisonbeginn lange sieglos geblieben war und nach der Winterpause „mit allen Mitteln“ punkten wollte. Leun wollte sich auf keine Experimente einlassen und setzte auf die Spielerinnen, die Leistung brachten und sich im Training für einen Einsatz empfohlen hatten.
„Das sind die Gesetze des Leistungssports“
Wozu das auf einer anderen Position führen kann, zeigte sich am Samstag in der Halle Nord. Beim Heimsieg gegen Neckarsulm erhielt Cara Reiche aufgrund ihrer guten Trainingsleistungen den Vorzug vor Teresa von Prittwitz, eigentlich die Nummer eins auf Linksaußen. Als von Prittwitz dann ins Spiel kam, nutzte sie fünf ihrer sieben Chancen und untermauerte ihre Ansprüche. „Das sind die Gesetze des Leistungssports“, sagt Leun. Auch Rakstad habe in jedem Training die Chance gehabt, sich zu empfehlen.
Worauf es jetzt ankommt: „In der finalen Phase der Saison brauchen wir Spielerinnen, die uns helfen und Leistung bringen“, sagt Leun. Der BSV will mindestens Platz acht und damit die Play-offs erreichen.
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Nach dem deutlichen Heimsieg gegen Neckarsulm fährt der BSV am Samstag mit Selbstvertrauen nach Südhessen. „Nun müssen wir aber auch mal gegen eine Mannschaft gewinnen, die vor uns steht. Für uns ist ab sofort jedes Spiel ein Endspiel“, sagt Leun. Das Hinspiel verlor der BSV mit 25:35.
Bensheims Star hat einen neuen Namen
Bensheim gewann zuletzt alle drei Europapokalspiele, tut sich aber in der Liga schwer. Gegen Metzingen, Ludwigsburg und Oldenburg kassierte der Tabellensechste in diesem Kalenderjahr herbe Klatschen. „Sie spielen dennoch einen sehr variablen Handball mit einer überragenden Kim Irion als Spielmacherin“, sagt Leun. Irion dürfte den Handballfans besser bekannt sein als Kim Nadzinavicius, die nach ihrer Hochzeit den Nachnamen ihres Mannes angenommen hat.
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