T„Oberstes Ziel ist es, ihn zu finden“: Mit der Polizei auf Suche nach vermisstem Arian

Die Polizei informiert zur Suche nach Arian Anwohner wie Jörg Hitzwebel in Kranenburg. Foto: Klempow
Es ist ein Kampf gegen die Ungewissheit. Wo ist Arian? Die Ermittler setzen noch einmal auf die Hilfe der Menschen an der Oste, um den vermissten Sechsjährigen zu finden. Die Polizei sucht das Gespräch vor Ort und schickt Taucher in die Oste.
Oldendorf-Himmelpforten. Am Fährplatz in Gräpel steht am Mittwochvormittag Polizeisprecher Heiner van der Werp den Journalisten für Interviews zur Verfügung. Mehrere Kamerateams und überregionale Presse sind gekommen, um darüber zu berichten, dass die Polizei in den Dörfern des Landkreises Stade entlang der Oste von Haus zu Haus geht.
In Behrste, Hude, Gräpel, Estorf, Brobergen und Kranenburg. Damit ist ein Ziel der Haustür-Aktion schon erreicht: Die Frage nach Arians Verbleib im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten.
„Unser oberstes Ziel ist es, ihn zu finden“
Der Kampf gegen die Ungewissheit treibt die Ermittler an. „Unser oberstes Ziel ist es, ihn zu finden“, sagt van der Werp. Wie mehrfach berichtet hatte der sechsjährige Arian am 22. April sein Elternhaus in Elm verlassen. Nach acht Tagen war die intensive Suche eingestellt worden.
Einen konkreten Hinweis gibt es derzeit nicht. Die Spuren führen an die Oste. „Beginnend von dem Moment als er verschwunden ist“, sagt van der Werp. Der Weg des autistischen Jungen könnte vorwärts durch einen Wald und direkt zur Oste in Elm und weiter am Fluss entlang nach Norden geführt haben. Es gibt mehrere Hypothesen, so van der Werp. Aber: „Wir halten es für am wahrscheinlichsten, dass es ein Unglücksfall ist.“

Polizeisprecher Heiner van der Werp: "Wir wollen die Menschen noch einmal sensibilisieren." Foto: Klempow
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Vielleicht doch ein Versteck
Das zweite Ziel der Ermittler: „Wir sensibilisieren die Menschen noch einmal für den Fall. Wir halten es für möglich, dass der Junge noch immer in einem Versteck ist“, so van der Werp. Elm sei nicht weit, fußläufig etwa sechs bis sieben Kilometer entfernt. „Wir halten es für möglich, dass er hierher gekommen ist und bitten auch darum, noch mal auf den eigenen Grundstücken nachzuschauen.“
Um zu informieren ist die Bereitschaftspolizei Lüneburg mit 30 Kolleginnen und Kollegen am Mittwochvormittag unterwegs. Der junge Kommissar, der durch Kranenburg läuft und anonym bleiben möchte, ist einer von ihnen. Er klingelt an den Haustüren auf der linken, sein Kollege auf der rechten Seite der Dorfstraße.

Beamte der Bereitschaftspolizei Lüneburg gingen in den Ostedörfern von Behrste bis Kranenburg von Haus zu Haus. Foto: Klempow
Ermittlungsgruppe fragt nach Kindersocken oder einem gelben T-Shirt
Um die Mittagszeit ist es besonders ruhig in Kranenburg. Einige Eltern holen ihre Kinder aus der Kita Spatzennest ab. Im Haus bleibt es nach dem Klingeln an der Tür ruhig, vielleicht der Mittagsstunde geschuldet. Der Polizist steckt das Flugblatt in den Briefkasten. „Wir bitten um Hinweise im Fall Arian“ ist die Überschrift. Die Ermittlungsgruppe fragt nach Beobachtungen, nach Kindersocken oder einem gelben T-Shirt, und nach Kameraaufzeichnungen.
Im Garten um die Ecke arbeitet Jörg Hitzwebel. Er stellt den Rasentrimmer ab, als er den Polizisten sieht. Der fragt wie an jeder Haustür nach Überwachungs- oder Wildkameras. Gibt es sie - und sind die Aufnahmen durchgesehen worden oder gar schon der Polizei zur Verfügung gestellt? Hitzwebel schüttelt den Kopf. Keine Kameras. Er weist in den Garten. „Es ist ein Trauerspiel. Wir haben alles abgesucht, immer wieder haben wir in die Strandkörbe gesehen.“
Menschen reagieren mit Mitgefühl
Die Frage nach Arians Schicksal bekommen die Menschen in den Ostedörfern nicht aus dem Kopf und nicht aus dem Herzen. „Mit ganz viel Mitgefühl“ reagierten sie, wenn er klingelt und das Anliegen der Polizei schildert, sagt der Kommissar. Er spürt den Zusammenhalt im Dorf und wie jeder tut, was er kann. Und wenn es das Kaffee kochen für Helfer ist.
Nachts um ein Uhr hatten sie damit angefangen, als sich in der Straße die Helfer und Einsatzkräfte zu den Suchaktionen sammelten, erzählt Claudia Weiß. Sie wohnt ein paar Häuser weiter. Die Nachbarn hatten sich zusammengetan und gemeinsam die Grundstücke durchsucht. Sie hätten gern noch mehr geholfen.
„Wir haben selbst eine Sechsjährige“, sagt die Kranenburgerin.
In Kranenburg sollen am Donnerstag noch einmal Taucher die Oste untersuchen. Mit zwei Sonarbooten will die Polizei den Fluss ein weiteres Mal überprüfen. Eines fährt von Bremervörde den Fluss abwärts Richtung Elbe, ein zweites startet bei Osten und die Oste hinauf.
Nach Schätzungen liegt die Strömungsgeschwindigkeit der Oste bei etwa einem Meter pro Sekunde, ganz gleich ob das Wasser auf- oder Richtung Elbe abläuft. Die Tide macht die Suche im Fluss nicht einfacher.