TOhne sie bricht alles zusammen: Ein Blick auf die Horneburger Kulissenbauer
Sie sorgen dafür, dass die Kulisse schick und stabil ist: Dirk Ritter und Markus Schaller in der Theaterwerkstatt. Foto: Buchmann
Um ein Theaterstück zu stemmen, braucht es viele helfende Hände. In Horneburg sorgt ein Duo dafür, dass die Bühne schick aussieht. Ein Blick in die Werkstatt der Pannkoken.
Horneburg. „Bretter, die die Welt bedeuten“. Ein geflügeltes Theaterwort, das aussagt: Es braucht nur eine Bühne, um die Dramen der Welt direkt zum Publikum zu bringen. Die Menschen, die diese berühmten Bretter verschrauben und lackieren, bleiben meist im Verborgenen.
Dass die Chemie stimmt, merkt man zwischen Markus Schaller und Dirk Ritter sofort. Sie sitzen grinsend im Proberaum der Laientheatergruppe, untergebracht in einem Flachbau direkt hinter dem Horneburger Schützenheim.
Markus Schaller vor dem Materialcontainer. Foto: Buchmann
Vor Schaller liegt ein Hefter mit folierten Fotos aller Requisiten auf dem Tisch. „Damit man auf einen Blick sieht, was man hat“, erklärt er beim Durchblättern. Nachvollziehbar angesichts der beiden Container, in denen unter anderem Holzvitrinen, ledrige Stehlampen und rund 20 verschiedene Zimmertüren lagern.
Publikum hat Bühnenbild genau im Blick
Markus Schaller arbeitet im Schichtdienst für die Lufthansa, Dirk Ritter ist pensionierter Beamter. Ihr Herz schlägt jedoch für die Theaterbühne - buchstäblich. „Die Kulissenbauer erschaffen Illusionen“, sagt Schaller. Denn das Bühnenbild sei das Erste, was das Publikum „scannt“, wenn der Vorhang aufgeht.

Ein Blick in die Requisitenkammer der Pannkoken. Foto: Buchmann
„Wir wollen für unser 40. Jubiläum eine extra schöne Bühne bauen“, sagt Ritter. Material und Werkzeug dafür lagern direkt nebenan in der Werkstatt, zwei ehemalige Verkaufscontainer vom Horneburger Bahnhof. Wo in den 90er-Jahren Fahrkarten verkauft wurden, fliegen jetzt Holzspäne durch die Luft.
Nachfolger im Ehrenamt zu finden ist schwierig
Für Markus Schaller hat das Kulissenbauen etwas Befreiendes. „Ich bastle mir hier den Kopf frei“, sagt der Raumausstatter. Mit dem Theater hatte er lange nichts am Hut, seine Frau Anja - Laienspielerin mit Hingabe - habe den 53-Jährigen vor gut fünf Jahren zu den Hornbörger Pannkoken gelotst. Neue Theaterstücke sind für die Schallers inzwischen echte Familienprojekte, denn seit letztem Jahr hat auch Sohn Tjark Freude am Spielen gefunden.

Der Soffleur sitzt bei den Pannkoken meist hinter einem Fenster, um die Spieler bei Textpannen zu unterstützen. Foto: Buchmann
Mit am Tisch im Probenraum sitzt auch Manfred Sosnowski, ein echtes Pannkoken-Urgestein. Der 81-Jährige hatte sich seit 1993 um die Kulissen und Bühnenbilder der Theaterstücke gekümmert, viele noch handgemalt von seinem Vorgänger Herbert Ohse. 2020 stieß Markus Schaller dazu. Die Arbeit habe ihm immer Spaß gemacht. „Mir gingen langsam die Ideen aus“, gesteht Sosnowski und lacht.
„Können wir das so bauen?“
Als gelernter Schlosser habe er viel handwerkliches Können und Kreativität einfließen lassen. Das sei wichtig, um eine schöne wie funktionale Kulisse zu bauen. „Die Türen müssen knallen können, ohne das alles zusammenbricht“, sagt er. Die Kulissenbauer legen bereits los, sobald das Stück ausgesucht wurde. „Die erste Frage ist: Können wir das so bauen?“, sagt Sosnowski. Ab dann wachsen die Ideen.

Manfred Sosnowski mit seinen Kulissenbau-Nachfolgern Markus Schaller und Dirk Ritter. Foto: Buchmann
Seit 2023 verstärkt Dirk Ritter das Horneburger Kulissenteam. Zuvor hatte er als Helfer in der sogenannten „Bereitschaft“ mitangepackt, etwa wenn die Bühnenteile zu Stechmanns Gasthof transportiert werden. Wie viel Zeit die Kulissenbauer in ihrer Werkstatt verbringen, sei schwer zu sagen. Mitte November seien es schon mindestens 100 Stunden gewesen, schätzt Schaller. „Für mich ist das keine verlorene Zeit“, betont Ritter.
Es wird urig im neuen Pannkoken-Stück
Seitdem habe sich Manfred Sosnowski mehr und mehr ausgeklinkt. „Wenn man Nachfolger findet, kann man glücklich sein“, sagt er. Im Ehrenamt sei dies oft schwierig. Ganz loslassen kann Sosnowski aber doch nicht. „Wir erwischen Manfred manchmal dabei, wie er ‚aus Versehen‘ vorbeikommt“, sagt Markus Schaller und lacht.

Damit die Bühne aussieht wie eine echte Wohnstube, mussten die Kulissenbauer letztes Jahr viel Zeit investieren. Foto: Archiv
Woran die Kulissenbauer im Detail arbeiten, soll noch ein Geheimnis bleiben. So viel darf verraten werden: Die Plattdeutsch-Komödie wird „Kaviar dröppt Currywurst“ heißen mit einer urigen Kneipe als Spielort - inklusive Tresen, Zapfhahn und Echtholzvertäfelung. „Wir haben uns einige Überraschungen für das Publikum überlegt“, sagt Markus Schaller grinsend und schaut zu einer Mikrowelle in der Ecke. Zur Premiere im März 2026 genauer hinschauen lohnt also.
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