TWolfsrisse: Hilflose Behörden in der Kritik – Stader Landrat protestiert

Im Landkreis Stade gibt es aktuell zwei bestätigte Wolfsrudel in Drochtersen und Oldendorf. Ein drittes Rudel auf der Stader Geest gilt als wahrscheinlich. Foto: Sina Schuldt/dpa
Ist das tatsächlich die große Wende im Umgang mit Wölfen, die Nutztiere reißen? Was bisher über den geplanten Schnellabschuss bekannt ist, wird von ganz unterschiedlichen Seiten scharf kritisiert. Auch acht Landkreise haben Bedenken.
Landkreis. Für den niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) ist es aktuell keine einfache Situation. Meyer und seine Kollegin und Parteifreundin, die Bundesumweltministerin Steffi Lemke, wollen das Abschießen von Wölfen erlauben, die Schafe, Ziegen, Pferde oder Rinder angreifen. Dafür kassieren sie von unterschiedlichen Seiten Kritik. Das TAGEBLATT berichtete.
Das Warten auf die Details zum Schnellabschuss
Für Niedersachsen gibt es bisher noch keine rechtliche Grundlage, die das Verfahren detailliert regelt. Minister Meyer hat aber Eckpunkte vorgestellt. Danach wird in Gebieten mit überdurchschnittlichen Wolfsangriffen auf gut geschützte Nutztiere ein Abschuss für 21 Tage im Abstand von 1000 Metern um die konkrete Weide ohne Abwarten einer DNA-Probe erlaubt.
Die EU-Kommission und der Bund haben dieses Vorgehen schriftlich für rechtmäßig und vereinbar mit der betreffenden FFH-Richtlinie erklärt.
Nutztierrisse: Hilflose Behörden stehen in der Kritik
Jetzt haben die Landkreise Aurich, Celle, Friesland, Gifhorn, Lüneburg, Rotenburg, Wittmund, Uelzen und Stade erneut um ein Gespräch mit dem Umweltminister gebeten. Laut Landrat Kai Seefried gibt es auch in den anderen Kreisen die Befürchtung, dass der Schnellabschuss in der Praxis nicht funktioniert - nachdem was bisher bekannt ist.
Wir brauchen eine praktikable Verordnung“, sagt Stades Landrat Kai Seefried. Er erinnert an das Gefühl der Hilflosigkeit, als sich im Spätsommer die Angriffe auf Weidetiere häuften und den Behörden vielerorts Versagen vorgeworfen wurde. Das Treffen mit dem Minister soll am 13. März stattfinden.
Tote Nutztiere im Landkreis Stade im Spätsommer
Damit der neue Schnellabschuss angewandt werden darf, gibt es Voraussetzungen. Diese Voraussetzungen erfüllt der Landkreis Stade nach jetzigem Kenntnisstand aber nicht. Vier Nutztierrisse mit dem Überwinden des Herdenschutzes in neun Monaten oder drei Nutztierrisse mit dem Überwinden des Herdenschutzes in sechs Monaten sind als Voraussetzungen genannt worden.
Es gab zwar im vergangenen Spätsommer im Landkreis Stade eine Vielzahl von toten Nutztieren. In der Regel verfügten die Weiden aber nicht über einen formal ausreichenden Herdenschutz. Das gilt für alle Angriffe auf Schafe und damit auch den Vorfall bei Gräpel. Die neue Verordnung soll zum Start der Weidesaison Ende April/Anfang Mai fertig sein.
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55 tote Schafe verändern den Diskurs in der Republik
In Gräpel an der Oste sind Ende August 55 Schafe getötet worden. Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland war dies das größte Schadensergebnis und löste bundesweit eine Debatte um den Umgang mit dem Wolf aus.
Christian Meyer wird für seinen Vorstoß auch von Jägern und Wolfsschützern kritisiert. Die Jäger stören sich am fehlenden Eltern-Schutz und die Wolfsschützer wollen überhaupt keine Abschüsse zulassen. Der sehr aktive Freundeskreis freilebender Wölfe fordert sogar den Rücktritt des Umweltministers.