Zähl Pixel
Musikfestival

TPianist Levi Schechtmann beim IMF: Mozart trifft auf fette Beats

Blick über den Flügel der Kleinen Flethphilharmonie Buxtehude auf Levi Schechtmann am Klavier

In der Kleinen Flethphilharmonie Buxtehude war Levi Schechtmann bereits zu hören. Jetzt steht er mit seiner Fusion aus Klassik und Hip-Hop gleich mehrfach auf der Bühne des IMF. Foto: Weselmann

Bühne frei für das IMF: Mit von der Partie ist ein Hamburger Nachwuchsstar. Sein musikalisches Doppelleben bringt ihm Millionen Clicks und ein tanzendes Klassik-Publikum.

author
Von Fenna Weselmann
Freitag, 30.08.2024, 13:35 Uhr

Buxtehude. Seit der ersten Ausgabe gibt das International Music Festival jungen, hochtalentierten Künstlern aus dem In- und Ausland eine Bühne. Es steht für Konzerte an besonderen Orten und ungewöhnliche Musikerlebnisse in und um Buxtehude. Das ist im 15. Jahr nicht anders. So hat das offizielle Eröffnungskonzert mit dem Piano-Duo Carles & Sofia an diesem Freitag wieder im Ernst Restaurant bei Stackmann eine Bühne und mit Levi Schechtmann steht eine neuartige Klangfusion auf dem Programm.

Levi Schechtmanns Leidenschaft für klassische Musik kommt nicht von ungefähr. Seine Eltern sind Musiker - Klarinettist und Flötistin. „Die Musik war einfach immer irgendwie da“, sagt der 1999 in Hamburg geborene Pianist.

Als Teenager beginnt der Pianist sein Doppelleben

Die Frage, ob er die Musik zum Beruf macht, hat er sich nie wirklich gestellt. „Es war immer offensichtlich“, sagt der junge Klavierkünstler, der an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg studiert. Aber es gab sehr wohl einen Moment, an dem ihm bewusst wurde, dass es genau so sein soll: als er 2016 in Wien beim internationalen Feurich Wettbewerb den 1. Preis gewann. „Das fühlte sich so cool an, und dass sich die ganze Arbeit ausgezahlt hat, war so eine Bestätigung.“

Sein Herz schlägt aber nicht nur für Klassik. Als Teenager entdeckt er seine Begeisterung für elektronische Musik. In diesem musikalischen „Doppelleben“, wie er es nennt, beginnt er hobbymäßig Beats zu produzieren.

Die B-Seite seiner Musik hat Hunderttausende Follower

Dann bringt sein Faible für Improvisation ihn auf die bahnbrechende Idee, die eigenen Klavierarrangements zu Kompositionen von Mozart, Beethoven und Co. mit den elektronischen Beats zu verbinden. Von dieser „B-Seite“ seines Schaffens postet er irgendwann aus der Laune heraus Videos, die ihm innerhalb kürzester Zeit auf Instagram jede Menge Follower bescheren. Mittlerweile sind es mehr als 400.000 und seine Neuinterpretationen klassischer Musik erreichen regelmäßig Millionen von Aufrufen.

Sein Fusion-Repertoire wächst, umfasst mehr als 20 Crossover-Stücke. Darunter ist auch ein Mix aus Chopin und Cumpacita, einem der bekanntesten Tangos der Welt. „Zwischen allen Musikrichtungen kann man Parallelen finden“, ist Levi Schechtmann überzeugt. Die Klangfusion hat er noch lange nicht ausgeschöpft. „Die einzige Grenze ist mein Geschmack.“

Auf der Bühne ist seine ungewöhnliche Fusion aus Klassik und Hip-Hop noch ganz frisch. Premiere war 2023 beim Liepe & Co. Festival in Hannover. Hier hat er gemerkt, dass diese Verschmelzung live im Konzertsaal ebenso gelingt.

Fusion-Repertoire: Der Opener ist ein Schock

Das Klassik-Publikum reagiert immer gleich. „Am Anfang ist es ein Schock“, erzählt der 24-Jährige. Schostakowitsch mit minimalistischem Klavier und einem dröhnenden Beat - als Opener sei das ein provokantes Statement. Da höre er die Leute reden. Nach dem Motto: Darf der das? „Aber zum Ende gehen die Leute richtig mit und tanzen manchmal sogar.“

Mit seinem neuartigen Repertoire zieht der Nachwuchsmusiker immer größere Kreise. Bestes Beispiel ist das Buxtehuder IMF. Im vergangenen Jahr gewann Levi Schechtmann und wurde mit dem renommierten Dr. Eva Maria Zbick Künstlerförderpreis ausgezeichnet. Bei diesem Wettbewerb sitzt Haiou Zhang in der Jury. Der Pianist und IMF-Leiter ist begeistert und holt den Hamburger Nachwuchsmusiker nun gleich für mehrere Konzerte über die Elbe.

Levi Schechtmann kommt in die Schulen

Im Rahmen des IMF wird Levi Schechtmann bei den beiden Meisterkonzerten mit Haiou Zhang und weiteren Künstlern auf der Bühne stehen - am 5. September im Harburger Theater und am 7. September in Stade. In Buxtehude ist er ebenfalls zu hören, beim Abschlusskonzert am 12. September in der Aula Süd. Zusammen mit Haiou Zhang wird er außerdem die Schulkonzerte mit gestalten, für die das Buxtehuder Klassik-Festival in der Szene großes Ansehen genießt.

Die Schulkonzerte entsprechen seiner persönlichen Mission, junge Menschen für klassische Musik zu begeistern. Den Kindern und Jugendlichen möchte er vor allem eines vermitteln: „Klassische Musik ist für alle.“ Die Klangfusion aus Hip-Hop und Klassik kommt da gerade recht.

Der Pianist will die elitären Grenzen auflösen

„Als Musikstudent ist es unsere Aufgabe, die junge Generation mitzunehmen“, so seine Devise. Nach Corona seien die Konzerthäuser nicht mehr voll und auf den noch besetzten Plätzen graue Köpfe zu finden. Wie solle das in zehn Jahren aussehen?

Deshalb will Levi Schechtmann die elitären Grenzen auflösen. „Klassische Musik ist Unterhaltung. Wir müssen da nicht mit dem Kopf hineingehen, sondern mit dem Herzen fühlen“, sagt er. Bei allem musikalischen Crossover macht er aber auch klar: „Die pure klassische Musik wird aus meinem Leben und meiner Performance nie verschwinden.“

Für einige IMF-Veranstaltungen - wie das Eröffnungskonzert - gibt es noch Karten, buchbar unter www.klassik-buxtehude.de.

Weitere Artikel