TPolizei-Razzia in Buxtehude: Verdacht der Zwangsprostitution

Ein Gebäude in der Langen Straße in Buxtehude ist am Mittwochabend durchsucht worden. Illegale Prostitution lautet der Vorwurf. Foto: Wisser
Bei der Durchsuchung in der Langen Straße werden fünf Frauen aus Osteuropa angetroffen. Sind sie mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt worden?
Buxtehude. Wie das TAGEBLATT berichtete, lief die Aktion von 20.45 Uhr bis weit nach Mitternacht. Einsatzkräfte der Polizei hatten zusammen mit Vertretern der Ordnungsbehörden des Landkreises Stade und der Stadt Buxtehude eine Wohnung in der Innenstadt durchsucht.
Geräuschlose Aktion der Sicherheitsbehörden
Im Durchsuchungsbeschluss ging es unter anderem um den Verdacht des Menschenhandels. Die Razzia mitten in der Altstadt ging geräuschlos über die Bühne. Die meisten Anwohner und Gastronomiebesucher dürften von der Durchsuchung des Objekts nichts mitbekommen haben.
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Losgetreten hatten die behördlichen Ermittlungen und die TAGEBLATT-Rechereche Hinweise aus dem Umfeld. Es gab ein anonymes Schreiben und sehr eindeutige Fotos und Videofilme, die den Behörden zugespielt worden waren. Zeitweise waren die Vorhänge des Objekts abends und nachts nicht zugezogen worden.
Bordell am Rathaus zwei oder drei Monate aktiv
Das illegale Wohnungsbordell in der Altstadt soll seit zwei oder drei Monaten bestanden haben. In diesem Zeitraum gab es die ersten Hinweise aus der Bevölkerung. Den Hinweisgebern zufolge sollen junge Frauen asiatischer und osteuropäischer Herkunft regelmäßig in Kleinbussen herangeschafft worden sein.
Prostitution ist legal, die Frauen müssen aber angemeldet sein und dieses Gewerbe am jeweiligen Standort nicht ausgeschlossen sein. In der Altstadt darf es aber keine Prostitution geben.
Bei der Durchsuchung wurden fünf Frauen aus Osteuropa angetroffen, die nach ersten Erkenntnissen alle nicht als Prostituierte registriert sind.
Mit einem Jobangebot nach Deutschland gelockt
Bei mindestens einer Frau steht außerdem der Verdacht im Raum, dass sie unter einem falschen Vorwand nach Deutschland gelockt worden sein könnte.
Nach TAGEBLATT-Informationen soll ihr ein Kellnerinnen-Job versprochen worden sein. Das Gesetz sieht für Zwangsprostitution in der Regel eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren vor. Sexverkauf ohne Anmeldung ist eine Ordnungswidrigkeit.
Wer hat die Prostitution in Buxtehude organisiert?
Der Wohnungsmieter in dem Haus ist bei der Razzia ebenfalls angetroffen worden. Offenbar hat er Räume an die Frauen untervermietet. Einen offiziellen Vertrag gab es aber wohl nicht. Wer die Prostitution der Frauen organisiert hat, sollen jetzt die Ermittlungen der Behörden klären.
Der käufliche Sex in der Langen Straße wurde über eine Modell-Seite im Internet angeboten. Wer dort via Whatsapp-Nachricht anfragte, bekam automatisierte Antworten mit Preisen und der Adresse in Buxtehude. Am Donnerstagmorgen waren die angebotenen Frauen aus Buxtehude von der Seite verschwunden.
Befragung der Frauen geht bis weit nach Mitternacht
„Erste Befragungen der Frauen dauerten bis weit nach Mitternacht an, die Ermittlungen laufen weiter. Die Durchsuchungskräfte konnten mehrere Asservate sicherstellen, deren Auswertung noch andauert“, schildert Polizeisprecher Rainer Bohmbach.
Wie viele Prostituierte in Buxtehude oder im Kreisgebiet tätig sind und wie viele sich in einzelnen Bordellen oder den sogenannten Love-Mobils aufhalten, lässt sich nicht ohne weiteres sagen. 2023 waren 20 Prostituierte gemeldet, 2024 nur noch 10. Die tatsächliche Zahl dürfte sehr viel höher liegen. Bei Prostitutionsstätten und Wohnwagen im Landkreis Stade sind die Zahlen gestiegen: 2023 waren es vier und 2024 elf.
Zwangsprostitution gesellschaftliches Problem
„Dieser aktuelle Fall in Buxtehude bestätigt, dass die Zwangsprostitution in Deutschland ein gesellschaftliches Problem ist“, reagiert Elena Knoop, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade, auf die ersten Ergebnisse der Durchsuchung.
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Die meisten Frauen würden mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt, so Knoop. Das Dunkelfeld sei sehr groß. Sie fordert Ausstiegsprogramme für die betroffenen Frauen. Die Gleichstellungsbeauftragten aus der Region fordern seit langem ein Sexkaufverbot.

„Dieser aktuelle Fall in Buxtehude bestätigt, dass die Zwangsprostitution in Deutschland ein gesellschaftliches Problem ist“, sagt Elena Knoop, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade. (Symbolbild) Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa