Zähl Pixel
Neue Maschen

TPolizei im Kreis Stade warnt vor „Enkeltrick“: So skrupellos sind Verbrecher am Telefon

Zuletzt haben die Schockanrufe in der Region wieder deutlich zugenommen.

Zuletzt haben die Schockanrufe in der Region wieder deutlich zugenommen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

Immer wieder fallen Senioren auf den Enkeltrick und andere Betrügereien rein. Wie man sich schützen kann, darüber sprach Polizeioberkommissarin Farina Stinski. Die Masche der Verbrecher ist perfide.

Von Franziska Felsch Samstag, 30.03.2024, 16:20 Uhr

Buxtehude. Die Beraterin vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Stade spielt den ungefähr 20 Zuhörern ein nachgestelltes Telefonat vor, in dem die vermeintliche Tochter ihre Mutter anruft und ihr unter Tränen einen Verkehrsunfall mit Todesfolge gesteht. Als sich dann noch ein angeblicher Polizeibeamter einmischt, glaubt die sichtlich geschockte Frau die erfundene Geschichte.

Die raffinierte und zugleich perfide Masche führte dazu, dass die ältere Dame circa 40.000 Euro Kaution überwies. Geld, das sie nie wieder sah. Beide Anrufer spielten ihre Rollen überzeugend, aber - das war den Zuhörern aufgefallen - der angebliche Polizist verlangte erst 55.000 Euro und reduzierte dann um 15.000 Euro. „Schöpfen Sie Verdacht, wenn Sie jemand drängt und wenn er Sie zur Verschwiegenheit verpflichtet“, so die Präventionsexpertin.

Die Betrüger nutzen oft Messenger-Dienste

Etwas Ähnliches hatten einige aus der Runde bereits erlebt, aber gleich aufgelegt. „Das Beste, was Sie tun können. Seien Sie skeptisch, wenn Ihnen jemand weismachen will, eine lange Untersuchungshaft könnte nur durch eine hohe Kautionssumme vermieden werden und geben Sie keine persönlichen Daten von sich preis“, zählt die Beamtin die Fehler auf und zeigt in einem Video zwei weitere Beispiele. Ein Ehepaar zahlte, als die Tochter sie per Whatsapp um die Begleichung einer Rechnung bat.

Die Eltern stolperten nicht über die Nachricht, die von einer anderen Nummer abgeschickt wurde, da die Verfasserin ihnen von einem neuen Handy erzählte. Selbst als ihre Hausbank wegen der hohen Summe nachfragte, wurden sie nicht stutzig. Mehr Glück hatte eine Frau, deren Sohn just in dem Moment anrief, als sie gerade dem Betrüger ihr Erspartes zukommen lassen wollte.

Polizeioberkommissarin Farina Stinski: „Gefahren lauern im Internet und an der Haustür.“

Polizeioberkommissarin Farina Stinski: „Gefahren lauern im Internet und an der Haustür.“ Foto: Franziska Felsch

Falsche Kripobeamte wollen alte Menschen reinlegen

„Es beginnt mit dem Satz: Ich brauche Hilfe“, erklärt die Beamtin. „Die Täter versuchen das bei mehreren Personen, nach dem Motto: Einer bleibt hängen.“ Bei unbekannten Telefonnummern nicht mit Namen melden, fügt sie als Rat hinzu. Jeder sollte sich überlegen, ob der volle Name im Telefonbuch stehen sollte, weil Frauen bevorzugt angerufen werden.

Eine andere Methode, die die Runde macht: „Jemand behauptet, er sei von der Kripo und man habe bei einer Einbrecherbande einen Zettel mit Ihrem Namen und Adresse gefunden.“ Deswegen wolle er zwei Kollegen vorbeischicken, die die Wertsachen in Verwahrung nehmen. Die Täter nutzten eine spezielle Technik, die auf der Telefonanzeige die Polizei-Notrufnummer 110 erscheinen lässt; wenn der Angerufene zurückruft, landet er bei dem Betrüger. „Bei Unsicherheit rufen Sie die 110 ohne Vorwahl oder ihre örtliche Polizeidienststelle an“, sagt Farina Stinski.

Falsche Handwerker: Gefahren außerhalb des Internets

Gefahren lauern außerdem im Internet. Die Polizistin riet, niemals Anhänge unbekannter Mails zu öffnen. Zudem klingeln die Betrüger an der Haustür: Ein Fremder bittet um ein Glas Wasser, falsche Handwerker oder Gärtner bieten ihre Arbeit an oder geben sich als Mitarbeiter der Stadtwerke aus.

Auf der Straße oder im Supermarkt sollte man auf die Tasche achten, wenig Bargeld mitnehmen und die Pin-Nummer getrennt von der Kreditkarte aufbewahren, sind weitere Tipps, die auch in den Broschüren, die Farina Stinski am Ende verteilt, behandelt werden.

Weitere Artikel