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Handball

T„Positiv handballverrückt“: Ein Ehepaar an der Spitze des BSV-Fanclubs

Ulf und Rita Griemsmann: „Unser Leben ist auf Handball ausgerichtet.“

Ulf und Rita Griemsmann: „Unser Leben ist auf Handball ausgerichtet.“ Foto: Jan Iso Jürgens

Rita und Ulf Griemsmann haben eine gemeinsame Leidenschaft: Handball beim Buxtehuder SV. Seit einigen Jahren leiten sie den Fanclub, auch wenn es anfangs Bedenken gab.

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Von Tim Scholz
Dienstag, 29.10.2024, 18:00 Uhr

Buxtehude. Rita und Ulf Griemsmann verpassen kaum ein Spiel in der Halle Nord. „Wir sind positiv handballverrückt“, sagt sie. „Diese Leidenschaft lässt sich nicht einfach abschalten“, sagt er. Doch trotz ihrer Hingabe erleben sie die Heimspiele oft nur am Rande.

Rita Griemsmann sitzt meist mit ihrer Trommel auf einer Turnbank hinter dem Tor, feuert den BSV an, animiert das Publikum immer wieder zum Mitmachen.

„Wir sind Menschen, die mit anpacken“

Ulf Griemsmann sitzt meist vor einem Laptop auf der Haupttribüne, dokumentiert das Spielgeschehen für den Liveticker. „Emotional ist man da nicht so dabei“, sagt er, „meistens schaue ich mir die Spiele zu Hause in der Wiederholung an.“

Aber es wäre auch schwer vorstellbar, dass Rita und Ulf Griemsmann einfach nur dasitzen würden. „Wir sind Menschen, die mit anpacken“, sagt sie.

Und so steht das Ehepaar aus Jork-Hove heute dem einzigen Fanclub des BSV vor, dem 1989 gegründeten Fanclub Has‘ und Igel. Rita Griemsmann (51) wurde vor vier Jahren zur 1. Vorsitzenden gewählt, Ulf Griemsmann (52) vor fünf Jahren zum 2. Vorsitzenden.

„Hier gibt es keine Schmähgesänge, keinen Hass“

Dass in Buxtehude ein Bundesligist spielt, war Ulf Griemsmann zunächst gar nicht bewusst. Er stammt aus dem Kreis Cuxhaven und besuchte in den Neunzigern vor allem die Spiele des VfL Fredenbeck. Vom BSV erfuhr er erst durch seine heutige Frau, als er zu ihr ins Alte Land zog.

Rita Griemsmann: „Ich bin eine Macherin.“

Rita Griemsmann: „Ich bin eine Macherin.“ Foto: Jan Iso Jürgens

Beide wurden in einer Zeit Fans des BSV, als dieser um die Meisterschaft mitspielte. „Wir haben sehr mitgefiebert, haben uns von der Stimmung anstecken lassen“, sagt sie „Es ist einfach toll, wie nah man dran ist“, sagt er. „Und wie freundlich die Fangemeinde ist“, sagt sie. „Hier gibt es keine Schmähgesänge, keinen Hass. Das ist ein ganz anderes Miteinander“, sagt er.

2012 sind die beiden dem Fanclub beigetreten, fühlten sich sofort gut aufgenommen und gehörten, wie sie ausdrücklich betonen, zu den jüngeren Mitgliedern. „Ich glaube, wir haben den Altersdurchschnitt ein bisschen nach unten gedrückt“, sagt Ulf Griemsmann und lacht.

Ehepaar räumt Bedenken der Mitglieder aus

Als der Posten des Vorsitzenden vakant wurde, stellte sich Rita Griemsmann zur Wahl. „Wenn es sonst keiner macht, mache ich es halt“, sagt sie. „Ich bin eine Macherin.“

Aber ein Ehepaar an der Spitze des Fanclubs - geht das überhaupt? „Anfangs hatten einige Mitglieder tatsächlich Bedenken gehabt, aber wir haben ihnen schnell klargemacht, dass wir uns nicht nach dem Mund reden“, sagt sie. Und er: „Ganz klar: Rita hat den Hut auf.“

Im Brotjob ist sie Masseurin, er Zusteller bei der Post, aber ihre Freizeit gehört dem Handball. Urlaube und Familienfeiern richten sich schon mal nach dem Spielplan. Rund 5000 Kilometer legen sie pro Saison zurück, um den BSV auswärts zu unterstützen.

Plakate aufhängen und bei Umzügen helfen

Neben den Spielen packen sie auch in anderen Bereichen mit an und unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BSV-Geschäftsstelle. Sie hängen Plakate auf, helfen neuen Spielerinnen beim Umzug, organisieren Auswärtsfahrten, stehen beim Sponsorenabend hinter der Theke und fahren die Mannschaft auch schon mal mit dem Kleinbus zum Testspiel nach Schweden.

„Man hat das Gefühl, hier etwas bewegen zu können“, sagt Ulf Griemsmann. „Anders als beim HSV ist man nicht einer von 2000 Fanclubs.“ Rita Griemsmann spricht oft davon, dass sie für den Handball brennt. „Und ohne dieses Brennen wäre ich sicher nicht Vorsitzende geworden.“

Ulf Griemsmann sitzt meist auf der Haupttribüne und dokumentiert das Spielgeschehen für den Liveticker.

Ulf Griemsmann sitzt meist auf der Haupttribüne und dokumentiert das Spielgeschehen für den Liveticker. Foto: Jan Iso Jürgens

Der Verein zeichnete die beiden bereits als Fans der Saison aus. „Ein Paar, auf das sich der BSV verlassen kann“, so Manager Peter Prior.

Wie gewinnt man jüngere Mitglieder?

Derzeit zählt der Fanclub 135 Mitglieder. „Wir brauchen ganz dringend Nachwuchs“, sagt Rita Griemsmann. Doch wie lassen sich jüngere Menschen für den Handball in Buxtehude begeistern?

Den Rückgang während der Corona-Pandemie habe man durch neue Mitglieder, darunter auch Jüngere, fast ausgleichen können, sagt sie. Vielleicht, so vermutet sie, lag es auch am Dauerkarten-Rabatt für Fanclub-Mitglieder.

Das Problem sei aber, so Ulf Griemsmann, dass die Jüngeren weniger bereit seien, sich zu langfristig zu binden und so viele Wochenenden für diesen einen Verein zu opfern.

Zur Saison 2025/26 zieht der BSV in die neue Halle.

Zur Saison 2025/26 zieht der BSV in die neue Halle. Foto: Scholz

Mit der neuen Halle, die zur kommenden Saison bezogen werden soll, erhofft sich der Fanclub mehr Zulauf, eine bessere Stimmung, eine Einlaufshow, Wechselgesänge zwischen den beiden Tribünen. „Wir wollen dazu beitragen, dass Handball in Buxtehude zum Event wird“, sagt Rita Griemsmann.

Beziehung auf dem Prüfstand

Die Basis dafür ist die gute Zusammenarbeit mit dem Verein und der Mannschaft. Ulf Griemsmann betont, dass man in den letzten Jahren noch enger zusammengerückt sei und sich regelmäßig austausche. „Wir wollen wissen, was sie von uns erwarten, und ihnen auch sagen, was wir wollen.“

Denn der Fanclub möchte nicht, dass sich das wiederholt, was während der Pandemie passiert ist: Damals, so erzählen sie, habe sich die Mannschaft in einem Brief für eine schwaches Auswärtsspiel entschuldigt.

Trotz Fehlstart: Fans bleiben optimistisch

„Wir haben uns damals schon gefragt, ob sich die Mannschaft von uns unter Druck gesetzt fühlt“, sagt Rita Griemsmann. „Die Mädels sollen wissen, dass sie nicht für uns spielen“, sagt Ulf Griemsmann. „Sie sind Leistungssportlerinnen. Wir gehen immer davon aus, dass sie gewinnen wollen.“

In dieser Saison wartet der BSV noch auf den ersten Sieg in der Bundesliga. Am Mittwoch, 30. Oktober, empfängt Buxtehude in der Halle Nord um 19.30 Uhr den Thüringer HC. Doch trotz des schwachen Starts bleiben die Griemsmanns optimistisch. „Egal wie stark der Gegner ist, beim Tippspiel setzen sie immer auf uns“, sagt Ulf Griemsmann, natürlich meint er den BSV.

Der Fanclub

Der Fanclub Has‘ und Igel wurde 1989 gegründet, als der BSV in die Bundesliga aufstieg. Eine Handvoll Handball-Verrückter benannte sich nach der Vereinskneipe Braupfanne, die jahrelang Stammkneipe und Treffpunkt in Buxtehude war. Aus dem losen Zusammenschluss wurde 2010 ein eingetragener Verein. Der Fanclub steigerte seine Mitgliederzahl von anfänglich 30 auf heute 130 Anhänger. Quelle: fansvonbuxte.de

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