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TPost-Ärger im Landkreis Stade: Das berichten die TAGEBLATT-Leser

Nach dem TAGEBLATT-Artikel über verzögerte Briefzustellungen meldeten sich weitere Postkunden mit ähnlichen Erfahrungen im Kreis Stade.

Nach dem TAGEBLATT-Artikel über verzögerte Briefzustellungen meldeten sich weitere Postkunden mit ähnlichen Erfahrungen im Kreis Stade. Foto: Oliver Berg/dpa

Der Artikel über einen Wiepenkathener, der seine Post nur noch wöchentlich erhält, schlägt hohe Wellen. Die Reaktionen der TAGEBLATT-Leser zeigen: Es ist kein Einzelschicksal.

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Von Anke Settekorn
Mittwoch, 11.12.2024, 15:50 Uhr

Landkreis. 42 Briefe, Päckchen und Zeitschriften erhielt Landwirt Peter Vollmers in Wiepenkathen jüngst an einem Tag. Das TAGEBLATT berichtete über den Fall - und die Reaktionen der Leser zeigen, dass er mit diesem Problem nicht allein ist.

Auf TAGEBLATT-Nachfrage erklärte die Sprecherin der Deutschen Post AG, Maike Wintjen, dass die (Vor-) Weihnachtssaison für alle Postmitarbeiter traditionell eine der anspruchsvollsten und arbeitsreichsten Zeiten des Jahres sei. Doch die TAGEBLATT-Leser berichten von Zustell-Problemen, die teilweise bereits lange vor der Weihnachtszeit auftraten.

„Wenn der Brief ankommt, ist die Frist bereits verstrichen“

In der Pommernstraße in Stade könne man von einer zweimaligen Postzustellung in der Woche nur träumen, meint TAGEBLATT-Leser Sören Gottberg. Die letzte Zustellung sei am 3. Dezember erfolgt, schreibt der Stader dem TAGEBLATT am 10. Dezember.

Etwa 20 Postsendungen seien auf einmal in dem Dreiparteienhaus abgegeben worden. „Darunter ein Schreiben, das laut Datum am 18. November verschickt wurde“, empört sich Gottberg.

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Auch bei Ulrich Kralle kommen Briefe stapelweise an. Er beschwert sich auf TAGEBLATT.de: „Am 3.12. habe ich einen Stapel Briefe erhalten. Der älteste ist vom 19.11. gewesen. Dabei waren drei Vorgänge, bei denen Fristen bereits abgelaufen waren.“

Lisa Wepunkt schreibt auf Facebook: „Besonders toll, wenn man die Mahnung vor dem eigentlichen Brief bekommt. Zahlt die Post dann die Gebühren, wenn solche Briefe 3-4 Wochen unterwegs sind?“

„Post ist drei Monate lang unterwegs“

Facebook-Nutzer Thore Björkholm schreibt, dass er im Juli Post erhalten habe, die im März abgeschickt wurde. Er warnt: „Das kann selbstständige Leute in Schwierigkeiten bringen.“

Norman Heide berichtet auf Facebook noch von einem anderen Problem: „Da wir die letzte Anhaltestelle des Briefträgers sind, steckt er alles, was er nicht im Ort finden konnte, bei uns mit in den Briefkasten.“

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Lars Laengner hat Schwierigkeiten, einen Ansprechpartner für seine Beschwerde zu finden: „Lustig finde ich aber die Aussagen, bei Problemen soll man sich an eine DHL Nummer wenden! In den Filialen heißt es doch immer, Post und DHL sind getrennt, wenn man sich mal beschwert“, kommentiert er auf Facebook.

„Jedes Jahr dasselbe Spiel“

Facebook-Nutzerin Jana Heinrich ist überzeugt: „Man muss für Briefe und Pakete bezahlen - dann erwarte ich im Gegenzug auch eine entsprechende Leistung (Zustellung). Wenn man das nicht kann oder will, darf man auch keine Gebühren für Post-/Paketsendungen verlangen.“

Kati zu Pan schreibt: „Jedes Jahr dasselbe Spiel. Im Dezember geht nichts mehr. Bei mir hängen drei Pakete seit Tagen fest, von Briefen weiß man natürlich nichts. Jedes Unternehmen bereitet sich auf Stoßzeiten vor, DHL bekommt es jedes Jahr einfach nicht hin.“

„Möchte nicht die Mengen wegschleppen“

Nadine Hansen zeigt Verständnis für die Post-Mitarbeiter: „Bei durchschnittlich 200 bis 250 Paketen täglich pro Zusteller wohl kein Wunder, dass es länger dauert. Möchte nicht die Mengen und Kilos täglich wegschleppen.“

Lob für Postmitarbeiter in Drochtersen und Nottensdorf

Doch die TAGEBLATT-Leser berichten auch Positives. Ganz andere Erfahrungen als viele seiner Mitkommentatoren hat Facebook-Nutzer Christopher Knack in Drochtersen gemacht. Er lobt: „Bei uns fährt täglich die Post sehr gut organisiert in der Gemeinde Drochtersen.“ Birgit Grube stimmt ihm zu: „Kann ich nur bestätigen. Post kommt täglich, auch in den Moorgebieten.“

Auch Katja Quast ist zufrieden: „In Nottensdorf klappt alles prima“. Bei Sven Himmelreich ist die Post ebenfalls „immer schnell und zuverlässig“, schreibt er bei Facebook.

Dass der Briefträger nur noch ein- bis zweimal pro Woche die Post bringt, könnte künftig zum Alltag werden. Denn ab 2025 tritt eine Reform des Postgesetzes in Kraft, die den Zustellern mehr Zeit einräumt.

Post hat ab Januar 2025 mehr Zeit, Briefe zuzustellen

Ab 2025 bleibt der Deutschen Post mehr Zeit für die Zustellung ihrer Sendungen. Das hat der Bundesrat im Sommer beschlossen: Er hat der Reform des seit 1997 weitgehend unveränderten Postgesetzes zugestimmt.

Welche Auswirkungen das für Verbraucher hat und wie dringende Post trotzdem zügig ans Ziel gelangt - wir klären die wichtigsten Fragen.

Was ändert sich mit der Postgesetz-Novelle konkret?

Bislang gilt für Postsendungen die Vorgabe, dass 80 Prozent von ihnen den Empfänger am nächsten, 95 Prozent am übernächsten Werktag nach Aufgabe erreichen. Ab 2025 gilt die 80-Prozent-Vorgabe nicht mehr. Stattdessen müssen 95 Prozent der Sendungen dann erst innerhalb von drei Werktagen zugestellt werden, am vierten Werktag sollen 99 Prozent der Sendungen ihr Ziel erreichen.

„Die Laufzeitregel betrachtet aber nur den bundesweiten Jahresdurchschnitt aller Sendungen“, sagt Judith Henke von der Bundesnetzagentur. Es gibt also, auch jetzt schon, keinen Anspruch darauf, dass eine einzelne Sendung tatsächlich innerhalb dieses Zeitraums zugestellt wird. Andererseits markiert das Gesetz nur die Grenze nach oben. Briefe und Pakete können also im Schnitt durchaus schneller unterwegs sein.

Müssen Verbraucher bald mit längeren Sendezeiten ihrer Post rechnen?

Darauf müssen sie sich einstellen. Die Novelle sei keine bloße Vorsichtsmaßnahme, sondern „die neue Realität“, sagt ein Post-Sprecher. Allerdings würden sich die Laufzeiten ab 2025 nicht schlagartig, sondern schrittweise ändern.

Für welche Sendungen gelten die angepassten Vorgaben?

Die Regelungen betreffen sowohl Briefe als auch Pakete, die bei der Deutschen Post aufgegeben werden. Im Paketbereich plant die Deutsche Post laut dem Sprecher aber keine Änderungen bei der Zustelldauer.

Wie bringen Absender ihre Sendungen schneller ans Ziel?

„Die Laufzeitregeln gelten nur für Standardprodukte“, sagt Judith Henke. Wollen Verbraucher sicher sein, dass ihre Sendung schneller ankommt, müssten sie zu den häufig teureren Express- oder Prio-Angeboten der Deutschen Post greifen oder auf andere Postdienstleister ausweichen, die sich gegebenenfalls schnellere Zustellfristen auferlegt haben, rät Julia Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern.

Der aufpreispflichtige Prio-Brief der Deutschen Post, der eine Zustellung am Werktag nach Aufgabe mit hoher Wahrscheinlichkeit gewährleistet, steht laut dem Post-Sprecher aber auf dem Prüfstand. Nach dem neuen Postgesetz wäre dieses Produkt mehrwertsteuerpflichtig. Bislang war es das nicht, darum müsste es künftig deutlich teurer werden.

Porto steigt: Standardbrief und Postkarte kosten 95 Cent

Wer einen Standardbrief in Deutschland verschickt, muss ab Januar 95 Cent zahlen und damit 10 Cent mehr als bislang. Das hat die Deutsche Post beantragt.

Andere Sendungsarten verteuern sich ebenfalls, so wird der bis zu 50 Gramm schwere Kompaktbrief 1,10 Euro kosten (bislang 1,00 Euro) und der maximal 500 Gramm schwere Großbrief 1,80 Euro (bislang 1,60 Euro).

Das Porto für eine Postkarte soll wie bei dem bis zu 20 Gramm schweren Standardbrief 95 Cent betragen, diese war mit 70 Cent bislang deutlich günstiger als ein Schreiben im Briefumschlag. Verschickt etwa ein ausländischer Tourist in Deutschland eine Postkarte in seine Heimat, so muss er künftig wie für einen Auslandsbrief 1,25 Euro zahlen und damit 30 Cent mehr als bislang.

Alte Briefmarken weiterhin gültig

Alte Briefmarken behalten in den kommenden Jahren ihre Gültigkeit, sie müssen aber zusätzlich frankiert werden. Die Porti gelten für zwei Jahre, also für 2025 und 2026. Bei der bislang letzten Portoanhebung Anfang 2022 stieg der Preis für die Versendung eines Standardbriefs von 80 auf 85 Cent. (mit dpa)

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