TPreise auf Rekordkurs: Werden Krabben bald zum Luxus-Lebensmittel?

Fürs Krabbenbrötchen müssen Liebhaber des Snacks derzeit tiefer in die Tasche greifen. Bei den Händlern an der Niedersachsenstraße in Cuxhaven kosten sie derzeit um die 8,50 Euro. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Früher galten sie als Beifang, aktuell sind Krabben fast ein Luxus-Lebensmittel. Nach einer schwachen Fangsaison im Herbst sind die Preise für Krabben so hoch wie zuletzt vor acht Jahren. Aufs Krabbenbrötchen wird im Cuxland aber nicht verzichtet.
Wurster Nordseeküste. Krabbenbrötchen gehören neben Matjes, Röhrkohl und Labskaus zu den Kultgerichten an der Nordseeküste. In Hamburg wurden Brötchen mit den Nordseegarnelen zuletzt für bis zu 15 Euro verkauft. Ganz so teuer ist der fischige Snack an der Nordseeküste im Kreis Cuxhaven nicht. Damit es gar nicht erst dazu kommt, haben einige bereits reagiert und Fischbrötchen aus ihrem Sortiment gestrichen.
Keine Krabbenbrötchen bei Gosch in Cuxhaven und Bremerhaven
Einen radikalen Weg in Sachen Krabbenbrötchen geht derzeit die Restaurant-Kette Gosch, die auch in Cuxhaven-Duhnen und im Outlet & Shoppingcenter Bremerhaven Filialen betreibt. Fast in all seinen Geschäftsstellen hat Gosch Krabbenbrötchen „aufgrund der explodierten Krabbenpreise“ vor gut einem Monat vorübergehend aus dem Sortiment genommen, bestätigt Gosch-Prokurist Andreas Reitz.
Ausnahmen bilden die Geschäftsstellen auf Sylt, wo Gosch das Krabbenbrötchen für 6,50 Euro anbietet. Diesen „gästefreundliche Preis“ auf der Insel zu halten, sei Inhaber Jürgen Gosch wichtig, auch wenn er den Preis fürs Krabbenbrötchen subventionieren müsse, erklärt Reitz.
Wovon die Preise für Krabbenbrötchen abhängen
Olaf Wurm schüttelt den Kopf. „Wir hier direkt an der Nordseeküste können es uns nicht erlauben, ausgerechnet Krabben von der Speisekarte zu nehmen“, sagt der Betreiber des Restaurants „Fisch und Meer“ in Dorum-Neufeld. Bei ihm kostet das Krabbenbrötchen mit 50 Gramm Fleisch 6,50 Euro, das Fischerfrühstück mit 200 Gramm Krabbenfleisch steht für 28,75 Euro auf der Karte.
Bei Alwin & Siegfried Kocken Krabbenhandel in Spieka-Neufeld zahlen Kunden für ein Krabbenbrötchen mit 80 Gramm Fleisch zurzeit 7,90 Euro. Die aktuellen Preisschwankungen seien geringer als bei anderen Fischhändlern, erklärt Mitarbeiterin Frauke Fitter, weil der Preis fürs Krabbenbrötchen bei Kocken normalerweise generell etwas höher ausfalle als bei der Konkurrenz.

Die Krabbenpulmaschine von Alwin Kocken kommt in der Fischhandlung Kocken in Spieka-Neufeld fast täglich zum Einsatz. Die Maschine aus Edelstahl trennt das Krabbenfleisch vom Schalenpanzer fein säuberlich in Sekundenschnelle. Foto: Arnd Hartmann
So viel kostet ein Kilo ungepulte Krabben
Das liegt daran, dass bei Kocken keine in Nordafrika oder Polen geschälten Krabben aufs Brötchen kommen. Stattdessen werden die Nordseegarnelen im Haus gepult – entweder von der Krabbenschälmaschine, einer hauseigenen Erfindung, oder – wenn die Krabbenqualität das nicht zulässt – von Hand.
Die hohen Krabbenpreise spürt der Kunde aber nicht nur beim Krabbenbrötchen. Ein Kilo ungepulte Krabben kosten derzeit bei Kocken 19 Euro – etwa doppelt so viel wie noch im vergangenen Jahr. „Die Kunden sind schon preissensibel“, sagt Fitter, „aber sie akzeptieren den Preis, weil sie extra wegen der Krabben zu uns kommen.“
Auch in der Krabbenbude „Fischhaus am Hafen“ von Ulrike und Jens Tants im Alten Fischereihafen in Cuxhaven kostet das Kilo ungepulte Krabben derzeit fast 20 Euro. Auf den Verkauf von Krabbenbrötchen verzichtet das Paar aus Spieka derzeit. „Wir müssten 9,90 bis 10 Euro nehmen, weil es sich bei uns um handgeschälte, unkonservierte Ware handelt“, sagt Tants, „das können wir den Kunden nicht zumuten.“

Krabbenfischer Jens Tants verzichtet angesichts der hohen Preise zurzeit auf den Verkauf von Krabbenbrötchen. Foto: Hinkelmann
Wie viel die Fischer pro Kilo verdienen
Tants ist seit 2008 als Berufsfischer im Wattenmeer unterwegs. Einen so schlechten Start ins Jahr wie 2024 habe er selten erlebt. Im Februar habe er sein Schiff sogar zur Werft gebracht, weil es draußen nichts zu fangen gab. Aber Aufgeben ist keine Option: „Man ist eben Jäger und probiert es immer wieder.“
Weil die Ware so rar, die Nachfrage aber da ist, bekommen Kutterfischer wie Tants derzeit – je nach Krabbengröße – bis zu 14 Euro pro Kilo ungepulte Krabben von der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer, sagt dessen Geschäftsführer Kai-Arne Schmidt. Normalerweise wären es um diese Jahreszeit zwischen 5 und 6 Euro pro Kilo Nordseegarnelen. Und während der Hauptsaison von September bis November gehen die Preise auf durchschnittlich 3,50 bis 4 Euro pro Kilo runter – vorausgesetzt, dass die Fischer sehr viele Krabben fangen.
Unterdurchschnittliche Krabbenfänge in der Hauptsaison 2023
Doch das war Ende 2023 anders, erklärt Schmidt: „Die Preise sind deshalb so hoch, weil die Fischereibetriebe in der letzten Hauptsaison zwischen September und November sehr unterdurchschnittliche Fänge hatten.“ Infolge der geringen Fänge gebe es derzeit „praktisch keine Lagerbestände“.
Schmidt erwartet, „dass die Preise in den nächsten drei, vier Wochen sinken werden, aber nach wie vor auf hohem Niveau verbleiben“.
Bei Gosch dagegen geht man davon aus, dass sich die Preise für Nordseegarnelen zumindest absehbar nicht erholen. „Wir hoffen aber, dass es in Zukunft wieder Krabbenbrötchen gibt und die Brötchen nicht zum Luxusartikel werden“, so Gosch-Prokurist Reitz.