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Naturschutz

TProblemwölfe schießen: Corinna Lange fordert schnelle Umsetzung

In Niedersachsen gibt es 500 bis 600 Wölfe.

In Niedersachsen gibt es 500 bis 600 Wölfe. Foto: Raimund Linke

Jetzt muss die Bundesregierung schnell handeln: Künftig sollen rechtssichere, schnellere und gezieltere Abschüsse von Problemwölfen möglich werden.

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Von Karsten Wisser
Montag, 12.05.2025, 11:50 Uhr

Landkreis. Das Europäische Parlament hat den Schutzstatus des Wolfes von streng geschützt auf geschützt herabgesetzt. Damit wird aus Sicht vieler Experten ein aktives Wolfsmanagement auf regionaler Ebene grundsätzlich möglich.

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Die Landtagsabgeordnete Corinna Lange (SPD) begrüßt diesen Schritt ausdrücklich und sieht darin eine große Chance für die Region: „Die Entscheidung ist ein überfälliger und wichtiger Schritt, der die Realität in unseren ländlichen Regionen endlich anerkennt“, sagt Corinna Lange (38).

Weidetierhalter stehen seit vielen Jahren unter Druck

„Gerade im Landkreis Stade stehen viele Weidetierhalterinnen und -halter seit Jahren unter enormem Druck. Die wachsende Wolfspopulation gefährdet zunehmend die traditionelle Schafhaltung – insbesondere auf unseren Deichen, wo die Tiere eine zentrale Rolle für den Küstenschutz spielen.“

Die wachsende Wolfspopulation gefährdet zunehmend die traditionelle Schafhaltung – insbesondere auf unseren Deichen

Corinna Lange, SPD-Landtagsabgeordnete

Die Deichpflege durch Schafe ist dabei nicht nur eine Frage für die Landwirtschaft, sondern auch der öffentlichen Sicherheit: „Schafe sorgen durch ihr Weideverhalten für eine feste Grasnarbe auf den Deichen – das ist essenzieller Sturmflutschutz“, so Corinna Lange. Wenn sich immer mehr Halter gezwungen sähen, die Haltung aufzugeben, gefährde das langfristig auch den Hochwasserschutz in der Region.

Demnächst gezielte Tötung von Problemwölfen möglich

Mit der Herabsetzung des Schutzstatus ist aus Sicht der SPD-Frau der Weg frei für mehr Flexibilität im Umgang mit dem Wolf. Künftig könnten rechtssichere, schnellere und gezieltere Entnahmen von Problemwölfen möglich werden – insbesondere dann, wenn es trotz Schutzmaßnahmen zu wiederholten Rissen komme.

Ein totes Schaf auf einer Weide in der Gemeinde Brest.

Ein totes Schaf auf einer Weide in der Gemeinde Brest. Foto: Wisser

Auch ein regional differenziertes Bestandsmanagement rücke in greifbare Nähe. „Das gibt Ländern wie Niedersachsen endlich das dringend benötigte Werkzeug an die Hand, um den Wolfsbestand im Einklang mit Natur, Tierhaltung und Bevölkerung zu regulieren“, so Corinna Lange.

Neue Bundesregierung muss Versprechen einhalten

Aber: Noch ist der Schritt nicht in nationales Recht umgesetzt – die Entscheidung des EU-Parlaments bildet dafür die entscheidende Grundlage: „Die Umsetzung auf Bundesebene steht noch aus. Es braucht jetzt zügige Schritte, um die neuen EU-Vorgaben auch in Deutschland wirksam werden zu lassen“, so die Landtagsabgeordnete. „Der Koalitionsvertrag auf Bundesebene enthält ein klares Bekenntnis dazu – dieses Versprechen muss nun eingelöst werden.“

Corinna Lange (SPD) aus Deinste ist die direkt gewählte Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Stade.

Corinna Lange (SPD) aus Deinste ist die direkt gewählte Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Stade. Foto: Corinna Lange

Corinna Lange verweist auf ihr Engagement für ein praxistaugliches Wolfsmanagement: „Ich habe mich gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen auf Landesebene, mit Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Umweltminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) sowie im engen Austausch mit Verbänden und Weidetierhaltern immer wieder für eine realistischere Regulierung des Wolfs eingesetzt.“

Wolfs-Entscheidung aus Brüssel ist ein Meilenstein

Abschließend appelliert die Abgeordnete an den Bund, rasch zu handeln: „Wir brauchen eine lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern – und vor allem mit den Menschen vor Ort.

Verletzt und erschöpft nach der Flucht wurden die Schafe nach der Wolfsattacke rund um Kranenburg aufgefunden.

Verletzt und erschöpft nach der Flucht wurden die Schafe nach der Wolfsattacke rund um Kranenburg aufgefunden. Foto: Plehn

Nur gemeinsam kann es gelingen, Weidetierhaltung, Naturschutz und Deichsicherheit in Einklang zu bringen. Die Entscheidung aus Brüssel ist ein Meilenstein – aber sie muss nun auch mit Leben gefüllt werden.“

GEH: Wolf ist Bedrohung für seltene Haustierrassen

Ebenfalls zu Wort gemeldet hat sich die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH). Die GEH-Regionalgruppe Elbe-Weser-Dreieck begrüßt die Entscheidung des EU-Parlaments, den Schutzstatus des Wolfs von streng geschützt auf geschützt herabzustufen.

Die Mitglieder dieser Gruppe kümmern sich in ihrer Freizeit um Haustierrassen, die in der konventionellen Landwirtschaft keine Rolle mehr spielen. Weil sie oft zu wenig Ertrag bringen, sind sie vom Aussterben bedroht.

Weidetierhaltung im ländlichen Raum retten

Die GEH fordert die zuständigen Ministerien auf Bundes- und Landesebene auf, unverzüglich die rechtlichen Voraussetzungen für Deutschland zu schaffen. Ziel soll es sein, die Weidetierhaltung zu retten.

Es sei genügend Zeit bis zur Rechtsgültigkeit vorhanden, Gesetze und Verordnungen zu erlassen, die rechtssicher sind, so die GEH-Regionalgruppe. „Vor allem muss den Tierhaltern wieder Zuversicht bei der Tierhaltung gegeben werden.“

Wolfsgefahr: Viele Klein- und Hobbyhaltungen geben auf

In der letzten Zeit wurde vor allem bei Klein- und Hobbyhaltungen die Zucht aufgegeben, so die GEH. Die Gefährdung alter Rassen habe leider wieder zugenommen, waren doch gerade gefährdete Rassen von den Rissen betroffen. Niedersachsens Umweltminister Meyer wird von der GEH aufgefordert, seine Zusagen einzuhalten und zügig die rechtlichen und sachlichen Voraussetzungen zu schaffen. Dabei sollten regionale Besonderheiten beachtet werden.

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