TProblemwolf im Alten Land: Landrat Kai Seefried erteilt Abschussgenehmigung

Landrat Kai Seefried informiert sich auf Hahnöfersand über einen der beiden Wolfsangriffe auf Deichschafe. Foto: Beneke
Fast 20 tote Schafe im Alten Land und viele Menschen in Sorge: Damit soll Schluss sein. Die junge Wolfsfähe in Jork wird geschossen. Ob zeitnah, ist offen - denn es droht ein juristisches Eilverfahren.
Buxtehude. Die Ausnahmegenehmigung der bei der Landkreis-Verwaltung angesiedelten Unteren Naturschutzbehörde für den Abschuss des Jorker Wolfes ist seit Donnerstag öffentlich. Landrat Kai Seefried (CDU) hatte diesen Schritt bereits angekündigt. Er wird bei seinem Vorgehen vom niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) unterstützt.
Ich begrüße diesen Schritt ... sehr. Wölfe, die wiederholt geschützte Nutztiere reißen, sich Menschen auffällig nähern oder wie hier den Deich- und Hochwasserschutz gefährden, müssen entnommen werden.
Christian Meyer, Umweltminister (Bündnis 90/Die Grünen)
„Ich begrüße diesen Schritt des Landkreises Stade sehr. Wölfe, die wiederholt geschützte Nutztiere reißen, sich Menschen auffällig nähern oder wie hier den Deich- und Hochwasserschutz gefährden, müssen entnommen werden – ohne dabei den Artenschutz zu gefährden“, sagt Meyer als Reaktion auf die Abschusserlaubnis.

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer stellte sich bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Wolf den kritischen Fragen des Journalisten Stefan Aust (links). Foto: Wisser
In der Begründung für den Abschuss berücksichtige der Landkreis auch die jüngste Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Lüneburg, das Abschüsse nicht generell verworfen, sondern eine stärkere Begründungstiefe für die geforderte Abwehr ernster wirtschaftlicher Schäden durch den Wolf gefordert habe, lobt Christian Meyer die Stader Kreisverwaltung. Das Land war mit seiner Schnellabschussgenehmigung für die Region Hannover beim OVG gescheitert.
Deichpflege: Schafe für Küstenschutz notwendig
Das Land ist bei der Abschussgenehmigung auch formal beteiligt. Es muss bestätigen, dass der Wolfsbestand in Niedersachsen durch den Tod des Tieres nicht gefährdet ist.
„In diesem Fall sind in der Abwägung nicht nur erhebliche Schafsrisse zu befürchten, sondern auch eine Gefährdung der für den Hochwasser- und Küstenschutz notwendigen Deichpflege“, sagt Minister Meyer. Somit seien zukünftig nicht nur weitere erhebliche Schäden an Nutztieren, sondern auch an den durch die Deiche geschützten Menschen und deren Hab und Gut zu befürchten, wenn die Deichpflege ausbliebe.
Minister: Kreise dürfen gegen Problemwölfe vorgehen
Meyer wörtlich: „Ich habe immer gesagt: Der Hochwasser- und Küstenschutz durch Schafe am Deich hat für mich höchste Priorität.“ Die Kreise seien als Untere Naturschutzbehörde nach dem Bundesnaturschutzgesetz die zuständige Behörde für die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen.

Deichschafe sind für den Küstenschutz notwendig. Diese Schafe sind im Alten Land im Einsatz. Foto: Vasel
Das Beispiel Stade und letztes Jahr die Region Hannover zeigten: Die Landkreise könnten selbst gegen Problemwölfe vorgehen, die Schäden verursachen – wenn die rechtlichen Voraussetzungen dafür vorlägen.
Abschussgenehmigung: Wie reagiert die Justiz?
„Gleichwohl hat mein Haus auf seinen Wunsch hin den Landkreis Stade entsprechend fachlich unterstützt“, so Meyer. Jetzt bleibe abzuwarten, wie die Gerichte auf mögliche Klagen reagierten.
Meyer: „Für mich ist im konkreten Fall vor allem ein Grund sehr plausibel: Wir brauchen Schafe auf den Deichen, um diese zu bewirtschaften und instand zu halten. Gibt es keine Schafe mehr, weil Wölfe sie zu häufig reißen oder sie aus Angst vor Wolfsangriffen eingestallt werden, leidet der Deichschutz massiv.“

Die Zahl der Angriffe auf Weidetiere ist in den vergangenen Wochen wieder sprunghaft angestiegen. Meistens sind Schafe die Beute. Dieses Tier tötete ein Wolf auf der Elbinsel Hahnhöfersand. Foto: Deichverband
Es gibt eine Frist von einer Woche, bevor die Abschussgenehmigung in Kraft tritt. Danach hat der Landrat die sofortige Vollziehbarkeit angekündigt. Es ist aber davon auszugehen, dass die Wolfsschützer gegen die Genehmigung in einem Eilverfahren vorgehen werden. Erste Adresse dafür ist das Verwaltungsgericht Stade.

Landrat Kai Seefried beim Gespräch über den Wolf in der Region. Treffpunkt war dafür das Hohe Moor, wo sich ein Wolfsrudel angesiedelt hat. Foto: Klempow
„Wir gehen diesen schwierigen und komplizierten Weg, weil es keinen anderen gibt und wir handeln müssen“, sagt Seefried gegenüber dem TAGEBLATT. Er lobt dabei ausdrücklich die Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium.