TProzess in Stade: Mann soll 13-Jährige vergewaltigt haben

Prozess vor dem Landgericht: Die Anklage wirft einem 23-Jährigen vor, eine Minderjährige vergewaltigt zu haben. Foto: Vasel
Eine 13-Jährige geht mit ihrem 21-jährigen Kumpel zum Einkaufszentrum, um Brot zu kaufen. Stunden später wird sie von der Polizei als Opfer einer mutmaßlichen Vergewaltigung befragt. Am Donnerstag war Prozessauftakt am Landgericht.
Stade. Die Anklage wirft dem mittlerweile 23-Jährigen vor, am 11. Mai 2022 als Heranwachsender ein Kind sexuell missbraucht und unter Einsatz von Gewalt vergewaltigt zu haben.
Zeugen schildern aggressives Verhalten
Der Angeklagte betritt den Schwurgerichtssaal in Handschellen. Er wirkt schmächtig. Gekleidet in einen blauen Sweater und eine weiße Trainingshose, erscheint der Mann zurückhaltend und unsicher, fast harmlos.
Im Verlauf der Verhandlung wird jedoch ein anderes Bild von ihm gezeichnet. Zeugen sagen aus, dass der Angeklagte durchaus aggressiv werden kann.
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Inhaftiert ist er wegen einer anderen Straftat, und als er am mutmaßlichen Tattag vor zwei Jahren von den Ermittlungsbeamten auf den Missbrauchsvorwurf angesprochen wurde, zeigte er ihnen den ausgestreckten Mittelfinger und spuckte ihnen vor die Füße.
Da es zu keiner Verständigungsverhandlung mit dem Angeklagten kam und dieser über seinen Verteidiger, Rechtsanwalt Böttcher, erklärt, sich erst später zur mutmaßlichen Tat zu äußern, beginnt der Vorsitzende Richter Marc-Sebastian Hase am Landgericht Stade mit der Beweisaufnahme und der Vernehmung der Zeugen.
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Handgreiflichkeiten: Stiefvater stellt 21-Jährigen zur Rede
Die Vernehmung der ersten drei Zeugen, alle Polizeibeamte, ergibt: Die Beamten waren zu einem Schlichtungseinsatz gerufen worden, bei dem es zu Streitereien und Handgreiflichkeiten zwischen zwei Männern gekommen war. Die Polizeibeamtin berichtet, dass der Stiefvater der 13-Jährigen von der sexuellen Gewalt gegen das Mädchen erfahren und ihren Freund wütend zur Rede gestellt sowie geschlagen hatte.
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Nach dem Einsatz erschienen das Mädchen und seine Mutter in der Polizeiinspektion Stade und wurden von den Polizeibeamtinnen zur mutmaßlichen Vergewaltigung befragt.
Das Mädchen berichtete, dass sie sich mit ihrem Kumpel aus der Skater-Szene zunächst in der elterlichen Wohnung aufhielt und dann noch Brot kaufen musste. Er begleitete sie, und nach dem Einkauf soll er sie auf eine Wiese hinter dem Einkaufszentrum in der Altländer Straße geführt haben, wo es zur mutmaßlichen Vergewaltigung kam.
Sie sagte, sie habe sich gewehrt und geschrien, doch der Angeklagte habe ihr den Mund zugehalten und schließlich den Geschlechtsverkehr gewaltsam vollzogen.
Mädchen wirkt bei Befragung unaufgeregt
Auf Nachfrage der Kammer und des Verteidigers erklärt die Polizeibeamtin, dass das Mädchen im Gegensatz zu seiner Mutter während der Befragung sehr gleichgültig und unaufgeregt wirkte und die Beamtinnen den Sachverhalt mehrfach nachfragen mussten.
Die 13-Jährige habe nur von „Dann ist das passiert“ gesprochen. Das Wort „Vergewaltigung“ habe die Beamtin selbst in die Vernehmung eingebracht.
DNA-Spuren, die nach der ärztlichen Untersuchung an ihrer Kleidung und bei Abstrichen gefunden wurden, wiesen laut Gutachten eindeutig auf einen Geschlechtsverkehr zwischen der Minderjährigen und dem Angeklagten hin.
Für die Klärung dieser Strafsache hat die Kammer vier Verhandlungstage festgesetzt. Die Verhandlung wird am kommenden Donnerstag mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt.