TRobotertaxis sind die Mobilität der Zukunft in Buxtehude

Das Foto zeigt einen autonom fahrenden ID. Buzz AD vom Sammeltaxianbieter Moia. In fahrerlosen Robotaxis sieht Zukunftsforscher Dr. Stefan Carsten die Zukunft der Mobilität im öffentlichen Raum. Foto: Marcus Brandt/dpa
Robotertaxis werden im ländlichen Raum eine wichtige Rolle spielen, sagt Zukunftsforscher Stefan Carsten. Seine These: Es wird starke Veränderungen geben - auch in Buxtehude.
Buxtehude. Wie werden Menschen in Buxtehude künftig unterwegs sein? Antworten darauf gab der Zukunftsforscher und Mobilitätsexperte Dr. Stefan Carsten am Dienstagabend vor 60 Besuchern beim Stadtforum in der früheren Malerschule. Das Auto im eigenen Besitz, auf das heute viele Buxtehuder Wert legen, wird demnach stark an Bedeutung verlieren.
In klassischer Art und Weise ist der Mobilitätsexperte aus Berlin nach Buxtehude gereist. Mit dem Zug, der S-Bahn und vom Buxtehuder Bahnhof aus einige Hundert Meter mit dem Bus und zu Fuß. Pünktlich ist er gewesen.
So werden Menschen in Städten mobil sein
In klassischen Verkehrsmitteln sieht Stefan Carsten allerdings keine Zukunft. Die großen Städte, egal ob Berlin, Hamburg oder München, hätten sich längst darauf geeinigt: 80 Prozent aller Wege werden die Menschen mit einem neuen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), mit dem Fahrrad und zu Fuß zurücklegen, sagt der Zukunftsforscher.
Ganz anders als heute werde der ÖPNV aussehen: Fahrerlose Taxis werden die Zukunft der Mobilität im ländlichen Raum sein. Wann das sein wird, ließ Stefan Carsten offen. Aber: Angebote mit Robotertaxis gäbe es bereits in Deutschland. Aus Hamburg würden sie künftig nach Buxtehude „hinüberschwappen“. Die technischen Systeme seien bereits heute sicherer als menschliche Fahrer.

Zukunftsforscher und Mobilitätsexperte Dr. Stefan Carsten steht vor dem Publikum beim Stadtforum mit dem Thema "Besser unterwegs" im Deck 1 in Buxtehude. Er reiste aus Berlin mit der Bahn nach Buxtehude. Foto: Sulzyc
„Sie haben kein Tarifproblem, das Fahrzeug ist immer da“, schwärmt der Experte. Fahrerlose Kleintransporter auf Bestellung haben Zukunft, weil sie zwei große Zielgruppen besonders ansprächen: Frauen und Senioren.
Ansteckend begeisternd spricht Stefan Carsten. Sein Wort hat Gewicht in Deutschland: Er berät das Bundesverkehrsministerium, die Deutsche Bahn, die Autoindustrie sowie Städte und Gemeinden. Zum Beispiel den Landkreis Aurich, in dem fahrerlose Taxis im Gespräch sind.
Aufenthaltsqualität ist wichtiger als Parkplätze
Mobilität wird das Stadtbild verändern. Großflächig mit Autos vollgestellte Flächen im öffentlichen Raum haben ausgedient, davon ist der Zukunftsforscher überzeugt. Parkplätze seien der widersinnigste Ort, die sich eine Stadt leisten könne, lautet eine seiner Thesen.
„Nicht Parkplätze entscheiden über den Ertrag des Einzelhandels, sondern die Lebensqualität des Umfelds“, sagt Stefan Carsten. Wo sich Menschen wohlfühlen, dort kaufen sie auch ein. Sitzecken, Spielplätze dort, wo heute Autos parken - der Bundesgesetzgeber lasse das zu.
Mobilitätsangebote steigern Kreditwürdigkeit
Wirtschaftsunternehmen hätten längst begriffen, dass Mobilität ein Standortfaktor sei. Die Finanzwirtschaft dränge Unternehmen dazu, umweltfreundliche Mobilitätsangebote zu unterbreiten: „Unternehmen müssen Rechenschaft ablegen, wie ihre Mitarbeiter zur Arbeit kommen - sonst kriegen sie keine günstigen Kredite“, sagt der Experte.
Fahrerlose Taxis auf Bestellung, der Verzicht auf private Autofahrten, eine starke Zunahme des Radverkehrs und bis zu 40 unterschiedliche Mobilitätsangebote von öffentlichen Lastenrädern bis zu Carsharing-Angeboten - von dieser Zukunft ist Buxtehude weit entfernt.
In jedem vierten Haushalt zwei oder mehr Autos
Laut der Haushaltsbefragung zur Mobilität in der Hansestadt Buxtehude aus dem Jahr 2022 besitzen 82 % der befragten Haushalte in Buxtehude mindestens einen Pkw. 24 Prozent der Haushalte gaben an, zwei oder mehr Autos zu besitzen.
„Wir denken immer noch zu stark in alten Mustern“, sagt Prof. Karsten Ley von der Buxtehuder Hochschule 21 in einer Podiumsdiskussion im Anschluss an den Vortrag des Zukunftsforschers.
Mit zwei Carsharing-Autos und einem Carshring-Transporter sei das Angebot noch sehr limitiert, konfrontiert die Moderatorin des Abends, die Journalistin Andrea Reidl, Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn. Was die Hansestadt Buxtehude den Einwohnern denn bieten werde, will sie wissen.

Die Podiumsteilnehmer des Stadtforums „Besser unterwegs in Buxtehude“ untereinander im Gespräch (von links): Prof Karsten Ley (Hochschule 21), Zukunftsforscher Dr. Stefan Carsten und Stadtbaurätin Michaela Springhorn. Foto: Sulzyc
Mobilitätsangebote müssten von den Anbietern kommen, gibt sich die Stadtbaurätin zurückhaltend. Beim Umbau der Stadt zu einer Mobilität der Zukunft sei Buxtehude dabei, die Bahnhofstraße neu zu denken, lässt sich Michaela Springhorn noch entlocken. Ihre Idee: die Bahnhofstraße als eine klimafreundliche Fahrradstraße zu testen.
Ein Problem der Hansestadt Buxtehude sei aber der Fachkräftemangel: Ingenieure fehlen, um Projekte zu planen.
Nach Zukunft klingt das nicht. Der Zukunftsforscher Stefan Carsten rät: „Wir müssen in Deutschland mit den Angeboten anfangen, bevor wir baulich etwas verändern.“