TSatirepartei kündigt todernsten Wahlkampf im Landkreis Stade an

Jannis Kolodzinki, Co-Vorsitzender von Die Partei im Landkreis Stade, lebt in Buxtehude. Der 19-Jährige ist im Bundesfreiwilligendienst in einer Kita tätig. Foto: Die Partei
Die Partei im Landkreis Stade führen zwei junge Leute aus Buxtehude: Selina Schäfer und Jannis Kolodzinski. Wer sind die beiden? Und was wollen sie?
Buxtehude. Keine politische Partei hat ein unverwechselbareres Profil als die Satirepartei Die Partei. Mit wortspielerischen Slogans wie „Europa nicht den Leyen überlassen“ - eine Anspielung auf die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen - gewann sie bei der Europawahl in diesem Jahr zwei Mandate. 1768 Wähler (1,7 Prozent) im Landkreis Stade gaben der Partei ihre Stimme.
„Planeten gibt es viele. Unsere Wirtschaft nur einmal“, lautet der Slogan auf einem Wahlplakat. Wer mit parodistischen Anspielungen auf die Ziele der anderen Parteien Politik macht, dürfte kein langweiliger Mensch sein.
Im Video-Chat mit dem TAGEBLATT bestätigt die neue junge Doppelspitze des Kreisverbandes den Eindruck. Im branchenüblichen Dresscode inszenieren sich Selina Schäfer (25) und Jannis Kolodzinski (19) in Sakko, Bluse, Hemd und roter Krawatte als Spitzenpolitiker.
Bundestagswahl
T AfD: Darf die verurteilte Volksverhetzerin Kaiser kandidieren?
Beide stammen aus Buxtehude. Selina Schäfer ist in der Hansestadt aufgewachsen, studiert seit einem Jahr Geophysik in Bochum. Jannis Kolodzinski lebt in Buxtehude, ist im Bundesfreiwilligendienst in einer Bauernhof-Kita tätig.
Parteikonform sind ihre beruflichen Karrieren. Denn zu dem Ziel Elitenförderung steht im Parteiprogramm: „Unter 30 sollte man sich vor geregelter Arbeit drücken!“
Diese ernsthaften Anliegen hat Die Partei
Alles nur Klamauk? Selina Schäfer widerspricht: „Wir machen cleveren Blödsinn mit der nötigen Ernsthaftigkeit.“ Das anerkennt auch die Bundeszentrale für politische Bildung. Die satirische Ausrichtung der Partei sei mit ernsthaften Kernanliegen verbunden, heißt es in einem Beitrag der Bundesoberbehörde. Dazu gehören der Abbau sozialer Ungleichheit, mehr Nachhaltigkeit im Umwelt-, Natur- und Tierschutz sowie die Befürwortung direkter Demokratie auf Bundesebene.

Selina Schäfer, Co-Vorsitzende Die Partei im Landkreis Stade, ist in Buxtehude aufgewachsen und studiert Geophysik in Bochum. Foto: Die Partei
Das Klima schützen und dem Rechtsextremismus entgegentreten - das sind Ziele, die dem Stader Kreisverband ernsthaft wichtig sind. „Nationalismus ist keine Alternative, sondern eine Katastrophe“, sagt Selina Schäfer. Sie engagiere sich politisch, weil sie es nicht aushalten könnte, untätig daneben zu sitzen. Was Jannis Kolodzinski in die Politik treibt, erklärt er so: „Ich habe einen moralischen Drang.“
Mehr als 120 Mitglieder im Landkreis Stade
Die kleine Partei besitzt Kraft, zu mobilisieren. 120 bis 140 Mitglieder habe die Satirepartei im Landkreis Stade. 60.001 sind es nach Angaben der Partei bundesweit.
„Nichtwähler wählen“, lautet ein anderer Slogan der Partei. Er spricht Menschen an, die enttäuscht von den etablierten Parten sind, aber nicht extremistisch wählen wollen und deshalb der Wahl fernbleiben. Die Partei will ihnen ein Angebot sein: „Gar nicht wählen, ist keine gute Idee“, sagt Selina Schäfer.
Bundestagswahl
T Wer ist der bessere Kandidat? Die SPD im Kreis Stade und die K-Frage
Die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar stellt die Partei vor Probleme: Innerhalb kurzer Zeit muss sie Unterschriften zur Wahlzulassung sammeln und einen Wahlkampf auf die Beine stellen. „Vorgezogene Neuwahlen mit verkürzten Fristen benachteiligen kleine Parteien“, sagt Jannis Kolodzinski.
Was ist dann von ihr im Landkreis Stade im Bundestagswahlkampf zu erwarten? Die Doppelspitze kündigt gegenüber dem TAGEBLATT einen todernsten Wahlkampf an - unter einer Bedingung: „Nur, wenn die anderen Parteien keinen Quatsch schreiben.“ Ernsthaft vorstellen kann sich das niemand.