TSchnell, ökologisch, günstig: Viebrockhaus revolutioniert Reihenhaus-Bau
Die Grundsteinlegung für das erste Power-Townhouse-Projekt in Hollenstedt. Maurer Rainer Schmidt (von links) mit Bundesbauministerin Klara Geywitz sowie Dirk und Lars Viebrock. Foto: Wisser
Während der Wohnungsbau in der Krise steckt, geht die Harsefelder Unternehmerfamilie Viebrock mit einem Konzept an den Start, das gleich mehrere Probleme lösen soll und auch die Bundesbauministerin vor Ort verzückt. Das steckt hinter dem Power Townhouse.
Landkreis. „Es kann die Gesellschaft nicht kalt lassen, wenn sich der Busfahrer oder die Pflegekraft keine Wohnung leisten kann“, sagt Klara Geywitz. Die SPD-Bundesbauministerin kam am Montag nach Hollenstedt, um bei der Grundsteinlegung für ein Projekt dabei zu sein, das eine Trendwende einleiten soll. Viebrockhaus aus Harsefeld baut in dem Ort im Nachbar-Landkreis Harburg die erste Anlage seines neuen Reihenhauskonzepts.
Das erste Power Townhouse ist in 73 Tagen fertig
Das Power Townhouse - das sind mehrere Wohneinheiten nebeneinander - soll dabei mehrere Probleme lösen. Die Häuser sollen schnell gebaut werden können, ökologisch höchste Maßstäbe erfüllen, und die Mieten sollen auch für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen bezahlbar sein.

So soll die Rückseite eines Power Townhouses aussehen. Foto: Viebrockhaus
In Hollenstedt werden in den kommenden 73 Tagen bis zum 27. Juni fünf dieser Reihenhäuser gebaut, die dann ein Jahr als Musterhaus genutzt und anschließend vermietet werden. Sie sollen um die 7,20 Euro pro Quadratmeter Miete kosten. Die Wohnungen werden von der N-Bank mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus gefördert. Die Vergleichsmiete in Hollenstedt liegt bei 10 Euro.
Wohnungen zwischen 50 und 95 Quadratmeter groß
Die Größe der einzelnen Einheiten liegt bei 50 und 95 Quadratmeter. „Ich bin es eigentlich gewohnt, dass Bauherren mit Jahreszahlen arbeiten“, sagt Klara Geywitz etwas überrascht, als sie von Dirk Viebrock nicht nur den Tag der geplanten Einweihung, sondern auch schon die Uhrzeit genannt bekommt.
Geywitz und viele andere Entscheidungsträger sind nach Hollenstedt gekommen, weil nach aktuellen Schätzungen in Deutschland 900.000 Wohnungen fehlen. „Wir müssen mit der gleichen Kapazität mehr Wohnungen bauen“, so Geywitz. Deshalb setzen die Ministerin und Viebrockhaus auch auf serielles Bauen.

So sollen die neuen Power Townhouses aussehen: Eine Seite ist ein Gründach, die andere Seite des Satteldachs ist eine Photovoltaikanlage. Foto: Viebrockhaus
„Mein Opa hat damit nach der Firmengründung angefangen. In der Gründungsphase der Bundesrepublik fehlten auch viele Wohnungen“, beschreibt Dirk Viebrock, der gemeinsam mit seinen Brüdern Jan und Lars das Unternehmen lenkt, die von Gustav Viebrock gestartete und von Andreas Viebrock fortgesetzte Familientradition.
Schneller und günstiger soll das Power Townhouse sein, weil es eine Typen-Zertifizierung für ganz Niedersachsen bekommen soll. Federführend ist dabei der Landkreis Stade.
Baubranche
Sind wir beim Wohnen zu anspruchsvoll?
Townhouse: Schnelle Baugenehmigung und vorgefertigte Teile
„Wir wollen Bauen schneller machen“, sagt Stades Landrat Kai Seefried. Mit der Zertifizierung sind Baugenehmigungen bereits im Vorfeld gesichert. Die Bauämter müssen lediglich über die Bebauung des Grundstücks entscheiden, was zu einer schnellen Entscheidung führt. Der Geschwindigkeitsvorteil und die Entlastung der Bauämter sind beachtlich.
Dank der vielen vorgefertigten Teile, fertigen Versorgungsleitungen vor dem Baustart und einer guten Logistik hat ein Power Townhouse mit fünf Wohneinheiten eine Bauzeit von vier Monaten. Für weitere Projekte am gleichen Standort kommt ein zusätzlicher Monat dazu. Ziel ist es, die Typen-Zertifizierung auch für ganz Deutschland umzusetzen.
Viebrock setzt auf Photovoltaik und Gründächer
Bundesbauministerin Geywitz präsentiert sich als ein Fan des Power-Townhouse-Konzepts, weil die Häuser auch im sozialen Wohnungsbau höchste ökologische Standards erfüllen. Jede Wohneinheit verfügt über eine Terrasse und einen Garten. Die eigene Grünfläche trägt zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Zusätzlich kann ein Gründach auf einer der Dachseiten installiert werden. Alle Häuser erfüllen die höchsten Nachhaltigkeitskriterien der KfW-Bankengruppe.
Es werden ressourcenschonende und energiesparende Baumaterialien verwendet. Auf einer oder beiden Dachseiten wird eine Photovoltaikanlage installiert. Der so erzeugte Strom und der geringe Energiebedarf der Power Townhouses sollen zur Stabilisierung der Stromnetze und zur Energiewende beitragen.
Schwammstadt: Regenwasser bleibt auf dem Grundstück
Das Familienunternehmen Viebrock setzt auch auf das Schwammstadt-Prinzip. Regenwasser soll selbst bei großen Niederschlagsmengen auf dem Grundstück versickern. Alles das gibt es schon in der Smart-City in Harsefeld und wird in seiner Wirkung unabhängig kontrolliert und wissenschaftlich begleitet, um die Wirksamkeit zu überprüfen. Bei einem Besuch der Smart-City vor eineinhalb Jahren hatte Klara Geywitz auch versprochen, dass sie wiederkommt, wenn das Power-Townhouse-Konzept umgesetzt wird. Dieses Versprechen hat sie am Montag erfüllt.