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Gerichtsverhandlung

T„Selbstbedienung“ im Wald kommt Senior teuer zu stehen

Sieht verlockend aus, aber wer Holz aus Wäldern ohne Erlaubnis für private Zwecke auf seinen Anhänger lädt, kann es mit der Justiz zu bekommen.

Sieht verlockend aus, aber wer Holz aus Wäldern ohne Erlaubnis für private Zwecke auf seinen Anhänger lädt, kann es mit der Justiz zu bekommen. Foto: Schröder

Holzstämme geklaut und ohne Fahrerlaubnis unterwegs: Ein Lamstedter musste sich vor Gericht verantworten - und wurde verurteilt.

Von Egbert Schröder Mittwoch, 24.01.2024, 12:10 Uhr

Lamstedt. Holz ist knapp und angesichts steigender Energiepreise für Kamin- oder Kaminofenbesitzer wird es immer teurer. Und da liegen sie nun: die gerade geschlagenen Holzstämme am Waldweg direkt vor dem eigenen Haus. Und da griff ein 66-Jähriger in Lamstedt dann auch zu. Doch die „Selbstbedienung“ im Lamstedter Wald brachte ihm nun eine Verhandlung und ein Urteil vor dem Amtsgericht Otterndorf ein. Das vermeintliche „Schnäppchen“ entpuppte sich dort als absolute Fehlinvestition. Aber er hat noch ganz andere Probleme ...

Streit darum, wem die Bäume gehören

Was war passiert? Der Ruheständler wohnt mit seiner Frau in einem Haus in einem Lamstedter Waldgebiet. Und am Rande seines Grundstücks standen drei Bäume, von denen er annahm, dass sie auch zu seinem Grundstück gehören. Als er an einem Februartag 2023 von einer Einkaufstour aus Bremervörde zurückkehrte, war es mit der Idylle im Wald aber vorbei. Er sah einen Trupp von Waldarbeitern, die gerade diese Bäume gefällt hatten.

Seine erste Frage war verständlich: Wie sie denn dazu kämen, Bäume auf seinem Grundstück komplett zu kappen? Die angebliche Antwort: Das habe der Eigentümer des angrenzenden Waldweges so angeordnet.

Eigentümer zeigt Senior an

Der Mann war sichtlich irritiert und fragte nach, ob er denn wenigstens die größeren Baumstämme auf sein Grundstück bringen könne, um sie dann zu verheizen. Die Antwort - so der 66-Jährige bei der Verhandlung vor dem Amtsgericht Otterndorf - habe aus dem Waldarbeiter-Trupp angeblich „Ja“ gelautet. Daraufhin schleppte er das Holz auf sein Grundstück, wo es übrigens auch heute noch liegt.

Doch damit war die Angelegenheit noch lange nicht vorbei. Als der Eigentümer des Waldweges bemerkte, dass das Holz verschwunden und nur wenige Meter nebenan auf einem Privatgrundstück lagerte, stellte er den Mann zur Rede, der behauptete, dass dies ja Bäume von seinem Grundstück gewesen seien. Dies war allerdings nicht der Fall: „Ich bin unseren Weg, für den ich verantwortlich bin, zuvor mit einem Förster abgelaufen. Und der hat mir klar den Auftrag gegeben, diese Bäume aus Sicherheitsgründen zu fällen. Dafür sei ich verantwortlich, da es sich um meine Fläche und Zuständigkeit handelt“, so der Eigentümer. Er habe später auch der Polizei den Vorfall vom verschwundenen Holz gemeldet.

„Ohne MPU kein neuer Führerschein“

Pech für den angeklagten 66-jährigen Hausbesitzer, der sich das Holz geschnappt hatte. Zugleich stellte sich nämlich heraus, dass er seit Jahren nach einer Trunkenheitsfahrt eigentlich gar keine deutsche Fahrerlaubnis mehr besaß. Zwar hatte er sich in Polen einen neuen Führerschein ausstellen lassen, doch der ist nicht gültig - ohne, dass er in Deutschland eine neue Fahrerlaubnis erhält. Und dies wäre erst nach einer erfolgreichen „Medizinisch-Psychologischen Untersuchung“ (MPU) der Fall.

Doch das - so der Angeklagte - habe er nicht gewusst. Ein Anwalt aus Polen habe ihm eine andere Auskunft gegeben. Richterin Sabine Deutschmann stellte klar: „Ohne MPU kein neuer Führerschein.“ So sei nun einmal die Rechtslage in Deutschland. Daher wird er vorerst auch ohne MPU keine Fahrerlaubnis in Deutschland erhalten. Für das Fahren ohne gültige Fahrerlaubnis muss er nun 1000 Euro an die Staatskasse zahlen.

Bliebe noch Holzklau in Lamstedt: Die Stämme zum eigentlichen Eigentümer zurückbringen? Das sah der störrisch wirkende Angeklagte überhaupt nicht nicht ein. Der könne sie sich ja selbst holen.

Letzten Endes entschied das Gericht, dass er das Holz behalten könne, aber 170 Euro an den rechtmäßigen Eigentümer überweisen muss. Womit die aktuelle Marktsituation auf den Punkt gebracht ist: Holz ist nur bedingt eine kostengünstige Alternative bei der Senkung der privaten Energiekosten ...

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