TSie gehen gegen den Judenhass in Stade und Buxtehude auf die Straße

Die „Omas gegen Rechts“ hielten zum Jahrestag der Pogromnacht Mahnwache auf dem Rathausplatz in Buxtehude. Foto: Karsten Wisser
In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 starben rund 1300 Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. Jetzt werden wieder jüdische Mitbürger bedroht. Auch im Landkreis.
Landkreis. „Nie wieder ist jetzt“, sagen die „Omas gegen Rechts“ und hielten Mahnwachen in Buxtehude und Stade. Gut 20 Männer und Frauen trafen sich am Pferdemarkt-Brunnen in Stade, um Gesicht zu zeigen. Dörte Schnell, Sprecherin der Stader „Omas gegen Rechts“, erinnerte an die Zerstörung jüdischen Lebens in Stade, die bereits am 1. April 1933 einsetzte.
Am 9. November 1938 wurde das 1923 gegründete Bankhaus Friedländer & Wertheim in der Großen Schmiedestraße 6 von der SA kurz und klein geschlagen. Ebenso wurde die Wohnung des Bankiers Friedländer im Neuwerk 9 verwüstet. Die Gestapo nahm vier Stader Juden am 10. November 1938 fest. Von 15 in Stade lebenden Juden überlebten nur drei den Holocaust, so Schnell.
Das schlimmste Massaker an Juden seit dem Holocaust
„Nie wieder dürfe so etwas geschehen, hieß es nach der Zerschlagung des Dritten Reiches“, so Schnell. Doch am 7. Oktober dieses Jahres habe durch den Angriff der Hamas in Israel das schlimmste Massaker an Juden seit dem Holocaust stattgefunden. Und auch in Deutschland würden jüdische Mitbürger wieder bedroht. „Antisemitismus in unserem Land bedroht nicht nur die Menschenrechte, es ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie“ so Dörte Schnell.

Die „Omas gegen Rechts“ hielten zum Jahrestag der Pogromnacht Mahnwache auf dem Stader Pferdemarkt. Foto: Susanne Helfferich
So sieht es auch Marion Meyer. „Mir ist es wichtig, dass jüdische Mitbürger keine Angst vor Übergriffen haben müssen“, sagt sie. Vermehrt sehe sie Davidstern-Schmierereien in Stade. „Wir müssen unbedingt bei den jungen Menschen ansetzen und sie über die Geschichte aufklären.“
Antisemitismus
T Flaggen-Angriffe im Kreis: Stadt Stade reagiert – Demo in Buxtehude
Bernd Freydanck will Gesicht zeigen und hat sich deshalb bei den „Omas“ eingereiht. „Mir wäre lieber, es stünden statt 20 Leuten 5000 hier.“ Viele Menschen verdrängten die Gefahr von Rechts. „Doch wenn wir jetzt nicht handeln, ist es irgendwann zu spät. Keiner dürfe dann sagen, er habe nichts davon gewusst.“ Auch Jürgen Dubau ist zum Pferdemarkt gekommen, um Solidarität mit jüdischen Mitbürgern zu zeigen. Er sehe auch die Opfer auf palästinensischer Seite, aber Antisemitismus in Deutschland, „das geht gar nicht“.
Der Beginn der Vernichtung des europäischen Judentums
Während es in Stade öffentlich zugängliche Informationen über die Reichspogromnacht gibt, ist das in Buxtehude immer noch ein weitgehend blinder Fleck. Das soll sich bald ändern. Aktuell wird die Geschichte der NS-Zeit in der Hansestadt von einem Historiker aufgearbeitet.
In Buxtehude trafen sich die Teilnehmer der Mahnwache - auch hier von den „Omas gegen Rechts“ initiiert - vor dem historischen Buxtehuder Rathaus in der Altstadt. Der 9. November 1938 markierte den Beginn der Vernichtung des europäischen Judentums. Heute haben Menschen auch in Deutschland wieder Angst, sich öffentlich als Juden zu erkennen zu geben.
80 Menschen kommen zur stillen Mahnwache nach Buxtehude
In Buxtehude fanden sich zu der stillen Mahnwache laut Polizei 80 Menschen ein. Zwei Beamte schützten die Veranstaltung, es kam aber zu keiner Störung. „Wir sind hier, um unsere Grundrechte und das Grundgesetz zu verteidigen“, sagte Ilona von den Omas. Die Teilnehmer hatten sich in einem Kreis um einen aus Teelichtern dargestellten Davidstern versammelt.
„Wir sind hier, weil es gerade in diesen Zeiten notwendiger denn je ist, daran zu erinnern, was vor 85 Jahren passiert ist“, sagte Dorte Stürmer-Brauer von den Buxtehuder Omas.