TSonnenstrom aus Stade: Wer mitmachen darf und was das bringt

Bei der Wohnstätte Stade in Hahle könnten auf drei Mehrfamilienhäusern Photovoltaik-Panels installiert werden. Foto: Richter
Bürger wollen bei der Energiewende mitgestalten - und mitverdienen. Eine Bürgergenossenschaft plant ihr erstes Projekt in Stade und beantwortet beim Infoabend wichtige Fragen.
1. Worum geht es der Bürgerenergie-Genossenschaft?
Die Genossenschaft Schwinge-Energie Staderland eG hat sich, wie berichtet, im Januar gegründet. Inzwischen ist sie auch im Genossenschaftsregister in Tostedt eingetragen. Erneuerbare Energie ist zurzeit gefragt, nicht nur bei Genossenschaften, berichtete Thomas Rackow vom Vorstand bei einem Infoabend in Stade vor etwa 50 Interessierten: „Die Flächen für Wind- und Sonnenenergie sind begrenzt, und es gibt aktuell einen Run darauf.“
Er und seine Mitstreiter aus Stade und Fredenbeck sind aber überzeugt davon, dass ihre Bürgerenergie-Genossenschaft viel bringen wird - gesellschaftlich, ökologisch und mittelfristig auch ökonomisch. „Einfluss und Mitspracherecht bei der Energiewende schaffen Akzeptanz und Wertschöpfung vor Ort“, sagt Rackow.
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Ein Renditeversprechen könnten sie aktuell nicht machen, doch nach einer Anlaufzeit von maximal drei Jahren soll ein Überschuss erwirtschaftet werden. Gewinne sollen später in Form von Ausschüttungen weitergegeben werden, worüber die Genossenschaftsversammlung entscheidet. Dass das gut klappen kann, zeigen Erfahrungen anderer Genossenschaften in der Region, zum Beispiel der Bürgerenergie Buxtehude.
2. Wer darf mitmachen?
Jeder, der im Landkreis Stade oder in angrenzenden niedersächsischen Landkreisen wohnt, kann Genossenschaftsanteile erwerben, berichtet Torsten Lüchau vom Vorstand. Ein Anteil ist schon für 200 Euro zu haben, maximal darf jeder 100 Anteile erwerben. Es werden weder Eintrittsgeld noch Mitgliedsgebühren fällig, und es gibt auch keine Nachschusspflicht. Gehaftet wird mit der gesamten Einlage.
Aktive, die sich einbringen wollen, sind willkommen: In Vorstand und Aufsichtsrat der Schwinge-Energie steuern jetzt schon Menschen aus unterschiedlichen Bereichen ihr Know-how und ihre Ideen bei, von Technik oder Juristischem über Finanzen und Steuern bis zum Webauftritt.
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Wer will, kann sich aber auch nur mit einer Einlage beteiligen und in absehbarer Zeit Rendite einstreichen. Wenn die Anteile mit der Zeit wertiger werden, kann es sein, dass zu einem späteren Zeitpunkt als Ausgleich ein Eintrittsgeld erhoben wird. Mitgliedsanträge können über die Homepage schwinge-energie.de oder analog schriftlich gestellt werden. Kontakt und Information: 04141/ 5291122 oder E-Mail: info@schwinge-energie.de.
3. Welche Projekte plant die Genossenschaft?
Das langfristige Ziel ist ambitioniert: der Kauf und Betrieb mindestens einer eigenen Windenergieanlage. Die wird etwa 10 Millionen Euro kosten. Erst einmal will die Schwinge-Energie sich finanziell und strukturell auf Kurs bringen, indem sie kleinere Projekte finanziert. Für Photovoltaik (PV) laufen Gespräche mit der Wohnstätte Stade, mit Airbus und mit einem Gewerbebetrieb in Hamburg-Harburg. Mit der Wohnstätte sind die Planungen für ein PV-Projekt in Hahle bereits sehr konkret.
4. Wie soll das erste Projekt in Hahle aussehen?
Laut Dr. Christian Pape, Vorstand der Wohnstätte Stade, liegen bereits alle nötigen Gremienbeschlüsse vor, um das Projekt zu starten. Im Richeyweg in Hahle will die Schwinge-Energie die Dächer von drei Mehrfamilienhäusern mieten und auf 2800 Quadratmetern mit Photovoltaik-Panels bestücken.
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Zuerst soll der erzeugte Strom komplett eingespeist werden, damit schnell Erträge fließen, die der Kostendeckung und Professionalisierung dienen. Diesem Ziel ist die erste Phase des Projekts gewidmet. Sie soll maximal drei Jahre dauern. „Wir sind aber zuversichtlich, dass es schneller geht“, sagt Thomas Rackow.
Später wäre ein Mieterstrom-Modell möglich: Bewohner der Häuser könnten - auf freiwilliger Basis - zu Stromkunden werden, und zwar zu Preisen, die unterhalb des Marktpreises liegen. Speicher können zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden.
5. Mit welcher Rendite ist kurz- und mittelfristig zu rechnen?
Zunächst sollen Eigenkapital und Rücklagen gebildet werden. Für die Umsetzung des Hahle-Projekts werden 800.000 Euro benötigt, die mit einem Eigenanteil von 160.000 Euro finanziert werden. Davon stehen bisher 40.000 Euro zur Verfügung - aber bisher hat die junge Genossenschaft ja auch erst 22 Mitglieder.
In diesem Jahr sind 100 Mitglieder angepeilt, im Jahr darauf 200. Im Jahr 2027 rechnet die Genossenschaft mit dem ersten Überschuss, im sechsten Jahr mit einer ersten Dividende. Die Rendite werde klar oberhalb dessen liegen, was eine Tagesgeld-Anlage bringt. Für das PV-Projekt in Hahle allein gehen die Genossen davon aus, dass über 20 Jahre sogar eine Eigenkapitalrendite von 10 Prozent realistisch wäre. Der Geschäftsplan wird auf Nachfrage per Mail zugeschickt. Mehr dazu: schwinge-energie.de.
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Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft Schwinge-Energie Staderland (stehend, von links): Thomas Rackow, Béla Wiegel, Dirk Hagen, Torsten Lüchau, Ina Köhlmann, Tim Kröger-Lehmann und Philipp Tieben. Foto: Richter