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Alltagshelden

TSportwart Marcel Paur: Er ist noch wichtiger als die Präsidentin

Die Präsidentin und ihr Sportwart: Nicole Müller mit Marcel Paur im Schießstand der Bützflether Schützen.

Die Präsidentin und ihr Sportwart: Nicole Müller mit Marcel Paur im Schießstand der Bützflether Schützen. Foto: Strüning

So einen Sportwart hätten wohl viele Schützenvereine gern: Marcel Paur lebt in Bützfleth das Ehrenamt sehr intensiv und zählt damit zu den Alltagshelden im Landkreis Stade.

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Von Lars Strüning
Samstag, 17.05.2025, 17:50 Uhr

Stade. „Ich bin Sportwart für alles“, sagt Marcel Paur (36) nonchalant, um seinen freiwilligen Job zu umschreiben. Hinter der lapidaren Aussage stecken viel Arbeit und ungezählte Stunden, so wie bei vielen Ehrenämtern landauf, landab. Nicole Müller, Chefin der Bützflether Schützen, versteigt sich sogar zu der Aussage: „Eigentlich ist Marcel noch wichtiger als die Präsidentin.“

Bützfleths Paur-Liste ist voller Aufgaben

Was Nicole Müller meint: Marcel Paur erledigt diverse Aufgaben. Die Liste ist etwas unübersichtlich. Der agile Sportwart meldet die Teams mit ihren Schützinnen und Schützen zu Meisterschaften an, zu den Winterrunden oder dem Landesverbandsschießen. Alle Bögen laufen über seinen Schreibtisch - oder besser: über seinen Bildschirm. Kurze Drähte zu den Teams und ständige Kontakte sind Voraussetzung, um den Job gut zu machen.

Der Sportwart sammelt nicht nur die Mannschaftsbögen und gibt sie weiter, er beantragt auch die Wettkampfpässe für seine Kameraden und Kameradinnen zum Beispiel für die Bezirksmeisterschaften oder gibt die aktuellen Ergebnisse von den Schießrunden ein.

Das sind Arbeiten, die kaum einer sieht, ohne die der Schießbetrieb aber nicht laufen würde. Wie viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit sich allein im lokalen Schützenwesen summieren, lässt sich nur erahnen. Im Landkreis Stade sind etwa 60 Vereine registriert, mit insgesamt 18.000 Mitgliedern.

Marcel Paur überlegt kurz, wie viele Stunden es bei ihm sind: im Schnitt pro Woche fünf; unbezahlt wohlgemerkt. Wobei es Wochen gibt, da hat er mehr zu tun oder er genießt ruhigere Zeiten. Der Sportwart leitet die Sportausschusssitzungen, zu denen sich 14 Mitglieder regelmäßig treffen. Themen könnten das nächste Schützenfest sein oder anstehende Renovierungen an den Schießanlagen.

Neue Schützen-Trends: Blasrohr und Dart

Paur kümmert sich zudem um die Waffenkammer und die Waffenpflege. Seit vergangenem Jahr organisiert er den Klönschnack mit Blasrohr und Dart, zwei frische und stetig wachsende Zweige. Vor allem ehemalige Handballer machten davon Gebrauch. Gut 30 neue Mitglieder konnten Müller und Paur begrüßen.

Marcel Paur ist ein Bützflether Jung, durch und durch. Seit 2012 ist er im Verein, schnell wurde er aktiv, engagierte sich im Vorstand, seit zehn Jahren eben als Sportwart. 2015 wurde er Schützenkönig, damals war er erst 27 Jahre alt. Zuvor war er schon Jungschützenkönig.

Warum das alles? „Ich wurde gefragt und dann habe ich Ja gesagt“, lautet seine Antwort. Ihm machen die Jobs Spaß, der Kontakt mit Gleichgesinnten, die Kameradschaft, die Geselligkeit. Er habe neue Menschen kennengelernt, die ihm sonst wohl nicht über den Weg gelaufen wären. Seine Bilanz: „Man gewinnt, wenn man ein Ehrenamt annimmt.“ Auch wenn er einräumt, dass es schon mal stressig werden kann oder ärgerlich. Aber die positiven Seiten überwiegen für ihn deutlich.

Ein Chemie-Meister, der mit Pokalen handelt

Paur arbeitet bei der Dow, hat also kurze Wege zwischen Wohnort mit Familie, Schützenverein und Arbeitsplatz. Er hat noch bei Gummi-Schmidt in Stade gelernt, dort wo demnächst ein neues Wohnquartier entstehen soll. Als Produktionsfachkraft Chemie wechselte er erst zu Prokon Nord und dann zur Dow.

Inzwischen ist er Industriemeister für Chemie und arbeitet in der Hafenlogistik. Ganz nebenbei hat er ein Kleingewerbe angemeldet, Paur verkauft Orden und Pokale mit Gravur, weil die im freien Handel so teuer geworden seien und für alle Vereine einen echten Posten darstellten.

Vielleicht motiviert ihn bei seiner ehrenamtlichen Arbeit auch, dass der Schützenverein in Bützfleth kein gewöhnlicher ist. Dass eine Frau Präsidentin ist und eine Schützenkönigin das Volk regiert, wäre früher eher undenkbar gewesen. Mit einer Abordnung im Zeichen der Regenbogenfahne und der Toleranz zog es die Bützflether Schützen zum Christopher Street Day nach Hamburg, weil ihr König Kai Koeser einen Mann an seiner Seite hat. Der Schützenverein Bützfleth hat 400 Mitglieder.

Marcel Paur ist manchmal auch nur normales Mitglied. Dann setzt er als Schütze auf die Scheibe an. Darüber berichtet er mit einem Schmunzeln: „Die guten Ergebnisse überlasse ich den anderen.“

Info: Serie Alltagshelden

Die Serie Alltagshelden ist in Zusammenarbeit zwischen TAGEBLATT und Stage Entertainment Hamburg entstanden. Sie porträtiert Frauen und Männer, die ehrenamtliche Arbeit leisten für die Gesellschaft und dabei selten im Rampenlicht stehen. Sie sind Helden des Alltags - so wie auch „Hercules“ im gleichnamigen Musical ein Held mit sozialer Ader ist. In Anerkennung und als Dankeschön für ihr Engagement sind diese Alltagshelden und die, die sie während der TAGEBLATT-Aktion vorgeschlagen haben, eingeladen, sich das Musical in Hamburg mit jeweils einer Begleitung anzusehen. Mehr Infos: www.stage-entertainment.de

Philipp Büttner spielt Hercules, der im gleichnamigen Musical nicht nur durch Muskeln sonden vor allem durch sein großes Herz überzeugt.

Philipp Büttner spielt Hercules, der im gleichnamigen Musical nicht nur durch Muskeln sonden vor allem durch sein großes Herz überzeugt. Foto: Stage Entertainment/Morris Mac Matzen

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