TStade und Buxtehude: Das kritisieren die Menschen an ihrer Stadt

Sabine Thimm findet es schade, dass das große Potenzial des Buxtehuder Hafens nicht wirklich genutzt wird. Foto: Stehr
Leerstände, rücksichtslose E-Rollerfahrer und „ätzende Plätze“. Im dritten Teil der TAGEBLATT-Glücksumfrage erzählen Stader und Buxtehuder, was sie an ihrer Stadt stört.
Stade. Was gefällt den Stadern und Buxtehudern gar nicht an ihrer Stadt, was fehlt ihnen noch zum Glück? Auch das wollten die TAGEBLATT-Reporter Steffen Buchmann, Grit Klempow, Lena Stehr und Fenna Weselmann kürzlich im Rahmen der großen Glücksumfrage auf den Wochenmärkten in Stade und Buxtehude von den Menschen wissen.
Obwohl die Stader ja insgesamt etwas unglücklicher mit ihrer Stadt sind als die Buxtehuder, hatten auch die Buxtehuder einiges zu meckern. Häufig ging es dabei um Leerstände und den Umgang mit dem Freizeithaus.
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Die Stader meckerten vor allem über den Ankerplatz und mangelhafte Barrierefreiheit. In beiden Städten sorgen sich Menschen um ihre Sicherheit und ärgern sich über rücksichtslose E-Rollerfahrer. Die Liste der Kritik ist insgesamt lang. Im Vergleich kommen Stade und Buxtehude deshalb auf ein Unentschieden. Hier die konkreten Kritikpunkte.
Kritik an der Innenstadt im Allgemeinen
Stimmen aus Buxtehude:
Die Innenstadt kommt Inger Neuburg heute öder vor als früher. Sie hat Angst, dass es irgendwann keinen Wochenmarkt mehr gibt.
Uwe Fischer fallen die vielen Leerstände auf. „Mir macht das Geschäftssterben Sorgen, nicht nur in Buxtehude“, sagt er.
Auch Beate machen die Leerstände Sorgen. „Nach Corona hat sich viel verändert, es gibt mehr leere Geschäfte und viel Wechsel“, sagt sie.
Heidi Mürmann ist unglücklich über das sich verändernde Stadtbild. „Mich stört, dass die kleinen Geschäfte untergehen und im alten Brauhaus jetzt ein H&M ist“.
Maik Maerten ist traurig, dass es die Wunderbar nicht mehr gibt.

Fine Kessler Foto: Weselmann
Fine Kessler wünscht sich mehr Abwechslung bei den Geschäften in der Altstadt. „Ein Mini-Supermarkt wäre hier super.“
Stimmen aus Stade:
Wilfried Vagts ist gebürtiger Stader und ärgert sich über die mangelhafte Barrierefreiheit. „Für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer ist Stade eine Katastrophe“, sagt der Schölischer. In Stade finde das viel zu wenig Beachtung, anders als in Buxtehude, das er da nur loben könne. Die Bussteige am Pferdemarkt seien so hoch, an vielen Stellen sei die Pflasterung nicht aufgeraut und die Behinderten-Toilette am Sande sei nicht gut ausgewiesen.
Bernd Schulz (70) ärgert sich ebenfalls über Barrieren in der Stadt und auch in den Köpfen einiger Stader. „Die Stader bleiben gerne unter sich, die Stadt ist eher konservativ“, sagt er. An vielen Stellen sei Stade zudem schmuddelig.

Hans-Joachim Hühnke Foto: Weselmann
Der gebürtige Stader Hans-Joachim Hühnke hat ebenfalls einiges zu meckern. „Die Stadt macht einen ungepflegten und unaufgeräumten Eindruck“. Vor allem der Zustand der Fuß- und Radwege ärgert ihn. Bei den Kreiseln sieht er ebenfalls Handlungsbedarf. „Die sind so lieblos gestaltet“, sagt der 69-Jährige aus Schölisch. Das gleiche gelte für die Platzgestaltung am Sande. „Den Platz finde ich einfach nur ätzend. Mit den schäbigen Containern sieht das aus wie eine Baustelle.“
Auch Erwin Heiber hadert mit dem Ankerplatz. Er fand den Platz am Sande früher mit den Bäumen viel schöner.
Der gleichen Meinung ist Ursula Exner (83). „Mir erschließen sich die Container auf dem Platz am Sande nicht“. Früher sei der Platz schöner gewesen. Schade sei auch, dass viele individuelle Geschäfte aufgeben.
Sicherheit und Miteinander
Stimmen aus Buxtehude:
Michaela Zahn ist mit dem Tempo der Buxtehuder Politik nicht so zufrieden; genauso wenig wie mit der Entwicklung am Bahnhof, wo sie abends spät inzwischen nicht mehr so gerne entlanggeht.
Ursula Eckelt und ihr Mann sorgen sich ebenfalls um ihre Sicherheit. „Man mag abends gar nicht mehr weggehen“, sagt die Seniorin.
Über die große Rücksichtslosigkeit vieler E-Roller- und Fahrradfahrer ärgert sich Anna-Luise Wiedemann. „Die sind oft viel zu schnell in der Stadt unterwegs und bringen auch noch blöde Sprüche, wenn man was sagt.“

Rolf Feldtmann Foto: Stehr
„Viele E-Scooter- und Fahrradfahrer fahren in der Bahnhofstraße viel zu schnell“, findet auch Rolf Feldtmann.
Stimmen aus Stade:
Es gibt Orte in Stade, wo sie sich abends nicht aufhalten wolle, erzählt eine junge Frau aus Bützfleth und nennt den Platz am Sande und das Altländer Viertel. Abends habe kaum noch ein Laden oder Gastronomie in der Innenstadt geöffnet. Auch in Bützfleth fehlen ihr Angebote.
Weil sie sich im Dunkeln nicht sicher fühlt, wünscht sich Ursula Exner mehr Polizeipräsenz. „Das ist aber nicht nur in Stade ein Problem“, sagt die Seniorin.
„Eine schöne Stadt lebt mit und von den Bürgern“, sagt Hans-Joachim Hühnke und moniert dahingehend die Rücksichtslosigkeit, mit der manche unterwegs seien.
„Ich fühle mich in Stade nicht wohl“, sagt eine Staderin, die im Einzelhandel arbeitet und ihren Namen deshalb nicht veröffentlicht sehen möchte. Ihr falle auf, dass die Leute nicht mehr so respektvoll miteinander umgehen wie früher.
Familienfreundlichkeit und Infrastruktur
Stimmen aus Buxtehude:
Sophia Momberger vermisst gute Reitwege. Bei den Radwegen gibt es aus ihrer Sicht ebenfalls Verbesserungsbedarf. Sie und Dennis Wiese hoffen auf eine schnelle Lösung für den Autobahnzubringer.
Familie Bergemann fehlt ein Vollzeit-Kitaplatz. „Ungünstig ist auch, dass der kinderärztliche Notdienst in Stade ist. Und mit der S-Bahnanbindung zur Arbeit nach Hamburg könnte es auch besser laufen“, sagt Martin Bergemann.
Stimmen aus Stade:
Kamila Przytarski findet, dass die Stadt schon viel macht, aber ihr fehlt es an Spielmöglichkeiten und Outdoorgeräten für Kinder bis 12 Jahre. Tochter Melia fände es toll, wenn am Wochenende mal Hüpfburgen aufgestellt würden. Außerdem sei schade, dass am Inselspielplatz oft das Wasser abgestellt sei.
Vielleicht müsste es in Stade mehr Angebote für junge Familien und überhaupt junge Leute geben, sagt Johanna Zuber. Sie selbst hat einen guten Draht zu den Jüngeren: Sie ist Trainerin der Young Diamonds aus Stade, eine Akrobatik-Gruppe, die es gerade ins Bundesfinale geschafft hat.

Andy Westphal Foto: Klempow
Andy Westphal kritisiert, dass es noch immer Wochenenden gibt, an denen es nichts für Kinder gibt. Oft fände alles gleichzeitig statt.
Michael Streich (56) kommt aus Wiepenkathen und kritisiert, dass der Bus so selten fährt. „Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Veranstaltungen in die Innenstadt zu kommen, ist unmöglich.“
Petra Abel (60) findet, dass die Stadt fahrradfreundlicher sein könnte.
Sport, Freizeit und Kultur
Stimmen aus Buxtehude:
Doris Müller ist besorgt wegen des Streits um das Freizeithaus und plädiert dafür, der Jugend ihr Haus zu lassen.
Die Buxtehuderin Beate sagt: „Die Jugendlichen sollen im Freizeithaus wieder Musik machen dürfen, dieser Ort ist wichtig für die Stadt, weil die jungen Leute dort geschützt und beschützt sind. Die Stadtgesellschaft muss eine Lösung finden.“

Achim und Susanne von Arciszewski Foto: Weselmann
Susanne von Arciszewski hat nicht das Gefühl, dass die Stadt erkenne, wie viel Zeit Ehrenamtliche in Aktionen und Vereinsarbeit stecken, sagt die Vorsitzende der SG Altkloster. Die Buxtehuderin ärgert auch der Zustand der Sporthallen. Da hake es gewaltig. Auch ihr Mann Achim von Arciszewski wünscht sich mehr Engagement der Verwaltung für die Bürger. Und so wie ihn schon die Einschränkungen im Jahnstadion aufgeregt haben, ärgert ihn der aktuelle Zwist ums Freizeithaus.
Sabine Thimm findet es schade, dass das große Potenzial des Hafens nicht wirklich genutzt wird. Auch was die Kunst angehe, sei in Buxtehude noch Luft nach oben. „In Stade ist es einfacher, eine Ausstellung zu organisieren, die sind da irgendwie lockerer“, sagt sie.
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Stade:
Eine Staderin regt sich über die Bettensteuer in Stade auf. Aus Sicht der Gastronomie müsste im Gegenzug mehr Geld im Tourismus investiert werden, sagt sie. In einen dritten Fleetkahn oder in etwas Cooles für jüngere Leute auf dem Wasser, am besten auch in ein Angebot für die Wintermonate. „Da kommt keiner hierher“, ist ihre Erfahrung. Und ärgerlich sei der oft frühe Ladenschluss und die unterschiedlichen Öffnungszeiten im Innenstadt-Handel. Auch das sei Touristen schwer zu erklären.
Was wünschen sich die Menschen in ihrer Stadt?
Stimmen aus Buxtehude:
Hans-Jürgen und Roselinde fänden es toll, wenn man in der Fußgängerzone überdacht Einkaufen könnte. Außerdem wünschen sie sich einen Fischladen und ein Café mit Kaffeehaus-Atmosphäre.
Monika Herkt meint: „Der Stadtpark müsste mal aufgehübscht werden.“
Eine Buxtehuderin vermisst Angebote für Singles zwischen 50 und 70 Jahren.
Petra Murche beschäftigt das Thema Sicherheit, zum anderen wünscht sie sich mehr Nachbarschaftshilfe für Senioren. Aus ihrer Sicht braucht es auch mehr Förderung für Jugendliche und Perspektiven für junge Menschen.
Jennifer Grymlas sagt: „Die Sporthallen sollen auf Vordermann gebracht werden.“
Jutta Djuren wünscht sich ein Fütterungsverbot für Tauben.
Stimmen aus Stade:
Regina Haas vermisst in Stade ein Bastelgeschäft, einen Stoffladen und einen Haushaltswarenladen.
Schmerzlich vermisst wird auch der Irish Pub in Stade. „Dass das Fiddlers Green dicht ist, hat etwas weggenommen“, sagt Ole Kasten.
Auch Mara und Tim Heimbokel wünschen sich ein Pub als Treffpunkt wie das Fiddler‘s zurück. „Da konnte man hin und wusste, es ist jemand da, den man kennt.“
Traute Stenzel (89) wünscht sich mehr Bänke in Campe.
Dörte Firchau (55) wünscht sich, dass in Stade mehr für Jugendliche getan wird.

Hans Borghorst Foto: Weselmann
Mit Blick auf den dreiteiligen TAGEBLATT-Städtevergleich betont der Stader Hans Borghorst zum Abschluss das Verbindende: „Auch wenn es hier und da noch Luft nach oben gibt, haben wir Bewohner dieser Region mit Stade und Buxtehude gleich zwei attraktive Städte mit eigenem Charme, die relativ nah beieinander liegen. Das kann man doch als Geschenk betrachten.“
Alle Teile des großen TAGEBLATT-Städtevergleichs gibt es im Internet unter www.tageblatt.de.
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