TStader Energieberater gibt Tipps: So spart man Energie und Kosten

Energieberater Neumann: „Wer eine Energieschleuder hat, sollte überlegen, wie er den Energieverbrauch senken kann.“ Foto: Scholz
Wer ein altes Haus energetisch saniert, kann Heizkosten sparen und etwas für den Klimaschutz tun. Doch wo fängt man an? Was ist sinnvoll? Und wie viel kann man sparen? Diese Tipps gibt ein Energieberater aus Stade.
Landkreis. Werner Neumann hat in den vergangenen zwei Jahren einen beispiellosen Ansturm erlebt. „Meine Kollegen und ich konnten uns vor Anfragen kaum retten“, sagt er. Doch jetzt, da viele Fragen zum Heizgesetz erstmal geklärt sind, hat sich das gelegt. „Der Druck ist aus dem Kessel“, sagt der Energieberater von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Investition
T Was bei der Sanierung von alten Häusern zu beachten ist
So hat Neumann Zeit, in seinem Büro in Stade über ein drängendes Thema zu sprechen: Die energetische Sanierung von Häusern. Denn unzählige Immobilien in Deutschland gelten als sanierungsbedürftig. Allein rund drei Millionen der knapp 20 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser fallen nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen in die schlechteste Effizienzklasse H.
Fachleute fordern Sanierungsoffensive
Auch die Quote für energetische Sanierungen im deutschen Gebäudebestand ist für Experten ernüchternd. 2023 lag sie bei 0,7 Prozent und sank im ersten Quartal dieses Jahres auf 0,69 Prozent. Der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle fordert „dringend eine neue Sanierungsoffensive in Deutschland“.
Dem schließt sich Neumann an. „Wer eine Energieschleuder hat, sollte überlegen, wie er den Energieverbrauch senken kann“, sagt er. Das betrifft vor allem Häuser, die vor 1977 gebaut wurden, als es in Deutschland noch keine Vorschriften für den Wärmeschutz von Gebäuden gab.
Das ist der erste Schritt
Der Weg zur energetischen Sanierung beginnt oft mit einer professionellen Energieberatung. Die Berater von der Verbraucherzentrale etwa schauen sich die Häuser an, analysieren den energetischen Zustand und geben Empfehlungen, „wie man das vorhandene Budget am effektivsten einsetzt“, sagt Neumann.

Der Stader Energieberater Werner Neumann. Foto: Scholz
Wer im großen Stil sanieren will, für den kommt ein individueller Sanierungsfahrplan in Frage. Das sei sinnvoll, wenn eine Investition von mehr als 30.000 Euro ansteht, sagt Neumann. Dann gibt es einen Zuschuss von 20 Prozent.
Einblasdämmung - preiswert und effektiv
Doch wo fängt man an? Bei den Fenstern, der Dämmung, der Heizung? Neumann legt eine Grafik auf den Tisch, die er bei Beratungen und Vorträgen gerne hervorholt. „Das ist mein Referenzhaus“, sagt er, ein altes Haus mit Klinkerfassade, das er vor rund 15 Jahren am Schwarzen Berg in Stade saniert und mit Pfeilen und Prozentzahlen versehen hat.
Schnell wird klar, dass über die Außenwände die meiste Wärme verloren geht. Neumann empfiehlt deshalb oft eine Einblasdämmung, bei der eine Art Granulat durch ein Bohrloch in den schmalen Hohlraum in der zweischaligen Außenwand geblasen wird. „Diese Dämmung ist die preiswerteste und effektivste Maßnahme“, sagt der Berater.
Wer in einem Einfamilienhaus bisher 30.000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht hat, kann damit rund 5000 Kilowattstunden oder 500 Liter Heizöl einsparen. Die Kosten für die Einblasdämmung liegen im Schnitt bei 3500 Euro.
Und die Fenster und die Heizung?
Die Fenster wiederum sind laut Neumann oft sehr teuer. Ein Austausch sei nur sinnvoll, wenn sie in einem wirklich schlechten Zustand sind, sich also nicht mehr richtig öffnen und schließen lassen. Dann rät Neumann zu Fenstern mit einer Dreifachverglasung. Für ein Einfamilienhaus rechnet er mit Kosten von mindestens 20.000 Euro.
Und die Heizung? Vorhandene und funktionierende Öl- und Gasheizungen können zunächst weiterlaufen. Allerdings stellt Neumann bei seinen Beratungen immer wieder fest, dass viele Heizungen „überdimensioniert“ sind - so wie in seinem Referenzhaus. „Der Kessel hatte 30 kW, obwohl 20 kW ausreichen würden“, sagt er.
Der Experte rät daher, die Heizleistung des Kessels, sofern er noch nicht zu alt ist, mit Hilfe eines Installateurs auf den tatsächlichen Bedarf der Bewohner zu reduzieren. „Hier sind große Einsparungen möglich“, sagt Neumann.
Wann lohnt sich eine Wärmepumpe?
Wer eine Wärmepumpe installieren möchte, sollte vorher einige Voraussetzungen schaffen. Sonst verbraucht die Heizung zu viel Strom und ist unwirtschaftlich. Laut Neumann kann sich eine Wärmepumpe lohnen, wenn der Heizenergieverbrauch unter 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr liegt.

Für eine Wärmepumpe sind nach Expertenmeinung deutlich mehr Gebäude geeignet als ungeeignet. Foto: Daniel Reinhardt/dpa/dpa-tmn
Liegt der Verbrauch darüber, müsse das Gebäude zunächst energetisch saniert werden. „Vor allem die Dämmung der Außenwände bringt viel“, so Neumann. Für eine Wärmepumpe sind nach Expertenmeinung aber deutlich mehr Gebäude geeignet als ungeeignet.
Neumann stellt gerade bei diesem Thema immer wieder fest, dass viele Irrtümer kursieren. Einer lautet: Nur wer eine Fußbodenheizung hat, kann eine Wärmepumpe einbauen. „Schwachsinn!“, sagt Neumann. Eine solche Heizung sei zwar ideal, weil sie die Wärme über die große Fläche gut an den Raum abgeben könne, doch eine Wärmepumpe funktioniere auch mit anderen Heizkörpern.
Viele Förderprogramme für die Sanierung
Bleibt noch die Frage: Was bringt eine Sanierung? Wieder zeigt Neumann auf sein Referenzhaus. Vor der Sanierung hatte es einen Energieverbrauch von 274 Kilowattstunden pro Quadratmeter, danach nur noch 120. Dadurch, so rechnet er vor, sparen die Bewohner rund 2300 Euro pro Jahr.
Für die Sanierung gibt es zahlreiche Förderprogramme, zum Beispiel Zuschüsse für das Dämmen von Außenwänden und das Dach. Bis zu 20 Prozent der Investitionskosten werden erstattet. Wer seine fossile Heizung gegen eine klimafreundliche austauscht, erhält bis zu 70 Prozent Zuschuss.

Unzählige Immobilien in Deutschland gelten als sanierungsbedürftig. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Kostenlose Energieberatung für Hausbesitzer
Junge Familien, die eine alte Immobilie mit schlechtem Energiestandard gekauft haben und sanieren wollen, bekommen seit kurzem über das KfW-Programm „Jung kauft Alt“ einen zinsgünstigen Kredit vom Staat. Einen Überblick über die Förderprogramme bietet die Website des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.
Hauseigentümer im Kreis Stade, die eine Energieberatung benötigen, können sich kostenlos vor Ort beraten lassen. Dies ist ein Angebot der Klimawerkstatt Stade, der Verbraucherzentrale und der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen. Mehr Infos gibt es unter:
Vortrag im Kreishaus
Wer mehr über energieeffizientes Sanieren erfahren möchte, den lädt Werner Neumann zu seinem Vortrag „Altes Haus wird wieder jung“ ein. Dieser findet am 21. November um 18.30 Uhr im Stader Kreishaus (Am Sande 2) statt. Anmeldung unter klimawerkstatt-stade.de.