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TStader Seehafen: Kommt jetzt die große Norderweiterung?

Es tut sich was am Stader Seehafen: Der Bau des LNG-Terminals an Land ist gut zu sehen. Nördlich soll der bestehende Nordwest-Anleger (oben rechts) verlängert werden.

Es tut sich was am Stader Seehafen: Der Bau des LNG-Terminals an Land ist gut zu sehen. Nördlich soll der bestehende Nordwest-Anleger (oben rechts) verlängert werden. Foto: Martin Elsen

Die Idee gärt seit Jahren, jetzt werden die Pläne zur Erweiterung des Stader Seehafens konkret. Das birgt ganz neue Perspektiven für den Industriestandort.

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Von Lars Strüning
Freitag, 07.03.2025, 05:00 Uhr

Stade. Aus dem Stader Industriehafen an der Elbe in Bützfleth gibt es gleich mehrere gute Nachrichten. Die erste: Der Umschlag hat sich stabilisiert. Er ist 2024 um fast die Hälfte gestiegen. Das Volumen wuchs von 3,8 Millionen Tonnen im Jahr 2023 auf 5,5 Millionen Tonnen in 2024. Das lag vor allem an der AOS, die nach der Energiekrise ihre Produktion wieder hochgefahren hat. Sie schlägt im Hafen Erze um (die rote Erde Bauxit), die sie zu Aluminiumpulver verarbeitet.

AOS braucht mehr rote Erde - Umschlag erholt sich

Der Bauxit-Umschlag stieg von 980.000 Tonnen (2023) auf 2,4 Millionen Tonnen. Entsprechend mehr wurde das in Stade erzeugte Aluminiumoxid verschifft. Der Umschlag der vor Ort produzierten chemischen Erzeugnisse bewegt sich hingegen mit 1,7 Millionen Tonnen auf Vorjahresniveau.

Zur Wahrheit gehört eben auch, dass 2023 und 2022 der Umschlag stark eingebrochen war - und sich offenbar langsam wieder erholt. So verzeichnete der Hafen 2024 bei den umgeschlagenen Gütern den höchsten Anstieg aller 15 niedersächsischen Hafenstandorte, die von der landeseigenen Gesellschaft NPorts betrieben werden.

Noch spannender für Stade sind die Zukunftsperspektiven, die Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) zusammen mit NPorts-Chef Holger Banik Anfang dieser Woche umriss. Dabei geht es um die konkreten Vorplanungen für den Bau einer Nordhafenerweiterung. Dafür soll jetzt ein Planfeststellungsverfahren angestrengt werden, mit dem geprüft wird, ob der Bau überhaupt umsetzbar ist, zum Beispiel aus ökologischer Sicht.

Geplant wird Hafen mit 24 Hektar Terminalfläche

Als Erweiterung ist ein 24 Hektar großes Multifunktionsterminal mit Gleisanschluss im Gespräch. Dafür soll der bestehende Nordwest-Anleger, den die AOS benutzt, um 825 Meter verlängert werden - so der Stand heute. Die Planungen könnten sich bis 2031 hinziehen, bevor der Bau beginnt. Der nähme dann drei Jahre in Anspruch.

Ob die Zahlen der zukünftigen Realität entsprechen, wird sich zeigen. Erwartbar ist, dass sich die Stader den Hafenbau früher wünschen, je nachdem, welche Firmen sich wirklich auf Bützflethersand ansiedeln werden.

Projektiert sind bereits drei konkrete Anfragen: das Holzkraftwerk, Prime Lithium und Hanseatic Hydrogen, das grünen Wasserstoff produzieren will. Alles Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von jeweils mehreren 100 Millionen Euro. Allein fürs Kraftwerk sowie für die Lithium-Produktion könnte sich der Ausbau des Nordhafens lohnen.

Stephan Engel, vom Land Niedersachsen und Landkreis Stade eingesetzter Projektkoordinator zur Entwicklung des Chemie- und Industriestandorts Stade, kann erklären, warum. Die beiden bestehenden Anleger für Dow und AOS sind durch die Unternehmen belegt. Im vom Land und Bund für 300 Millionen Euro neugebauten Energiehafen können nur Flüssigstoffe umgeschlagen werden, hier insbesondere verflüssigte Gase wie LNG oder Wasserstoff. Jetzt braucht es einen Anleger für Feststoff-Umschlag wie Altholz oder Grundstoffe zur Lithium-Produktion für Autobatterien.

Zusammenarbeit mit dem Land trägt erste Früchte

Engel wertet den Vorstoß von NPorts als „sehr positives Zeichen, dass an den Industriestandort Stade geglaubt wird. Hier tun sich langfristige Perspektiven auf“. Das liegt auch am LNG-Terminal an Land, das derzeit für eine Milliarde Euro gebaut wird.

Dass das Land mit seiner Hafengesellschaft jetzt reagiert, ist womöglich auch der neuen Zusammenarbeit zwischen dem Standort und dem Land zuzuschreiben. Regelmäßig macht sich ein hochkarätiger Tross mit Unternehmensführern, Arbeitnehmervertretungen, Verwaltungsspitzen und Politik auf den Weg nach Hannover, um die aktuelle Lage zu sondieren und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.

Das Land zu 90 Prozent und der Landkreis mit 10 Prozent finanzieren die Stelle von Stephan Engel, der einst als Manager bei der Dow arbeitete. Sein Job und die geschlossenen Bemühungen aus der Region scheinen Früchte zu tragen.

Was laut Minister Lies noch fehlt, ist eine bessere Infrastruktur. Er denkt dabei an die Küstenautobahn A20 mit Elbtunnel bei Drochtersen und an eine Elektrifizierung der Bahnstrecke Cuxhaven-Stade. Die Stader denken dabei bestimmt auch an das neue Industriegleis, das parallel zur verlängerten A26 gebaut werden soll. Doch um das Thema ist es sehr still geworden, obwohl der auszubauende Hafen auch einen Gleisanschluss bekommen soll.

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