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Energieversorgung

TStader Terminals: LNG-Import bis 2043 - Große Übergabe am Sonnabend

Blick auf den geplanten Stader Energie-Hafen (Visualisierung).

Blick auf den geplanten Stader Energie-Hafen (Visualisierung). Foto: Hanseatic Energy Hub

Stade erwartet eine Riesen-Investition von einer Milliarde Euro in ein landbasiertes LNG-Terminal. Am Sonnabend soll das Terminal im Stader Hafen übergeben werden - mit prominentem Besuch.

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Von Anping Richter
Mittwoch, 13.12.2023, 19:33 Uhr

Stade. Der Stader LNG-Hafen ist ein Projekt der Superlative: Mit 300 Millionen Euro sind die Anlagen mit dem Anleger für das schwimmende LNG-Terminal das teuerste Projekt in der Geschichte der niedersächsischen Landeshafengesellschaft N-Ports und das derzeit größte Hafenbauwerk Deutschlands.

Am Sonnabend soll das Terminal im Rahmen einer Schiffstour übergeben werden - an die DET (Deutsche Energy Terminal GmbH). Diese bundeseigene Gesellschaft wird den Betrieb technisch und offiziell verantworten. Dazu hat sich prominenter Besuch angekündigt: Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), Umwelt-, Klimaschutz- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) aus Hannover sowie Staatssekretär Stefan Wenzel (Grüne) aus Berlin.

HEH will eine Milliarde Euro in Stade investieren

Das schwimmende Terminal soll nur drei Jahre in Betrieb sein. Doch Niedersachsen investiert die 300 Millionen auch in der Hoffnung auf die Zukunft: Nach drei Jahren, so der Plan, löst ein landbasiertes LNG-Terminal das schwimmende ab. Der Hanseatic Energy Hub (HEH) will es betreiben, eine Milliarde investieren und über Stade 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr importieren.

Gesellschafter des HEH sind die Dow, die Buss-Gruppe, die Partners Group und die spanische Enagás. Mit Blick auf die bevorstehende Hafen-Übergabe hat HEH zum Pressegespräch geladen. Das Thema: Wie soll die Transformation des LNG-Terminals zum Terminal für grüne Gase aussehen? Schließlich soll 2043 Schluss mit fossilen Energien sein.

Die Gas-Kunden stehen auf Jahre hinaus Schlange

Die Gas-Kunden scheinen bereits Schlange zu stehen: Vor zwei Wochen vermeldete HEH, sie seien langfristig ausverkauft: Der teilstaatliche Energiekonzern CEZ aus Tschechien hatte sich die jährliche Nutzung von zwei Milliarden Kubikmetern Erdgas und damit die letzten zur Verfügung stehenden Kapazitäten gesichert. Vorher hatten die beiden deutschen Energieversorger EnBW und SEFE (vorher Gazprom Germania) Verträge über langfristige Importrechte in Höhe von sechs Milliarden beziehungsweise vier Milliarden Kubikmetern abgeschlossen. Den Rest von 1,3 Milliarden Kubikmetern muss HEH vorschriftsmäßig für die kurzfristige Vermarktung bereithalten, erklärte HEH-Geschäftsführer Dr. Johann Killinger.

Umweltverbände kritisieren, Deutschland habe beim LNG-Ausbau buchstäblich zu viel Gas gegeben und produziere unnötige, noch dazu fossile und klimaschädliche Überkapazitäten. Bei Energieträgern nicht zu knapp zu planen sei eine Lehre der jüngsten Vergangenheit, sagt Killinger mit Blick auf die Abhängigkeit von russischem Gas. Zudem wolle die Bundesregierung auch Kapazitäten für Nachbarn wie Tschechien oder die Schweiz vorhalten. Bis zum Jahr 2043 soll die Umstellung von LNG auf grüne Gase vollbracht sein. Dass das neue Terminal „Green-Gas-ready“ sein soll, hat auch die Politik seit Beginn der Planungen immer wieder betont.

Noch keine Erfahrungen mit dem Umstieg von LNG auf Ammoniak

Anfangs hieß es Wasserstoff-ready. Doch Wasserstoff zu transportieren ist anspruchsvoll und teuer. HEH setzt auf Ammoniak, in dem Wasserstoff in gebundener Form einfacher zu transportieren ist. Die LNG-Tanks, beschrieb HEH-Projektleiter Jörg Schmitz, könnten auch mit Ammoniak befüllt werden - ausgekleidet mit austenischem Stahl von hoher chemischer Beständigkeit. Diese und weitere Anpassungen seien vom Aufwand mit einer Tüv-Revision vergleichbar. Eine Studie zur Möglichkeit der technischen Umrüstung war Voraussetzung für die Genehmigung des Terminals. Noch gibt es damit keinerlei Erfahrungen. „Das ist die Herausforderung“, sagt Killinger. Andere könnten von dieser Pionierarbeit profitieren.

Finale Investitionsentscheidung soll bald fallen

Noch ist auch der Markt für Wasserstoff und seine Derivate nicht hochgefahren. „Der zukünftige Bedarf wird immer größer sein als das, was wir in Deutschland herstellen können“, sagt Killinger. Er geht von einem Importbedarf von 50 bis 70 Prozent aus. Parallel bleibt es noch 20 Jahre erlaubt, LNG zu importieren. Auch Fracking-Gas, das unter fragwürdigen Bedingungen für Mensch und Umwelt produziert wird? Das sei Sache der Importeure; HEH betreibe das Terminal nur, sagt Killinger. Doch er begrüße das europäische Lieferkettengesetz, über das EU-Rat, -Parlament und -Kommission zur Stunde beraten. Es soll Menschenrechte, Klima und Umwelt vor negativen Einflüssen durch globales Wirtschaften schützen. Das würde dann auch für importiertes LNG gelten.

Ob HEH tatsächlich eine Milliarde in Stade investiert, ist noch immer nicht in trockenen Tüchern. Die finale Investitionsentscheidung falle in den nächsten Wochen. Killinger sagt allerdings: „Es geht nur noch um Formalitäten.“

So soll das landseitige LNG-Terminal in Bützfleth aussehen. In den kommenden Wochen wird die finale Investitionsentscheidung erwartet (Visualisierung).

So soll das landseitige LNG-Terminal in Bützfleth aussehen. In den kommenden Wochen wird die finale Investitionsentscheidung erwartet (Visualisierung). Foto: Hanseatic Energy Hub

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