TStadtwerke und EWE ändern Preise für Strom und Gas – Was Kunden zahlen müssen

Die Erhöhung der Strom- und Gaspreise greift ab dem 1. Januar 2024. Foto: Patrick Pleul/dpa
Mit dem Start der Heizsaison rücken die Preise für Strom und Gas wieder in den Fokus. Das TAGEBLATT hat bei den regionalen Stadtwerken Buxtehude und Stade nachgefragt, ob die Preise steigen. Die Antworten fallen sehr unterschiedlich aus und sind erklärungsbedürftig.
Landkreis. Seit Anfang des Jahres erhalten Privathaushalte und Unternehmen Rabatte auf Strom und Gas - so werden sie von den gestiegenen Energiekosten entlastet. Die Preisbremsen für Strom (40 Cent je Kilowattstunde) und Gas (zwölf Cent je Kilowattstunde) haben bisher allerdings für die Kunden der Stadtwerke Stade und der Stadtwerke Buxtehude keine oder kaum eine Rolle gespielt.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine waren die Energiepreise überall explodiert. Doch die Buxtehuder Stadtwerke hatten die Rolle des widerständigen gallischen Dorfes inne, das wie in den legendären Comics von Asterix und Obelix dem Druck der Außenwelt standhält. Die Kunden durften sich über gute Preise freuen. Der Stadtwerke-Zaubertrank: eine vorausschauende Einkaufspolitik im Mai 2020. Zum Höhepunkt der Corona-Pandemie mit fast weltweiten Lockdowns brachen die Energie- und Rohstoffmärkte auf historische Tiefststände ein. Das nutzten die Buxtehuder Stadtwerke für eine große Einkaufstour.
Mit dem Überfall auf die Ukraine stiegen die Preise massiv - allerdings nicht für die rund 28.000 Stammkunden der Stadtwerke Buxtehude. Der Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden (KWh) hat als Stadtwerke-Kunde im Vergleich mit dem durchschnittlichen Gaspreis in Deutschland pro Jahr 1000 Euro gespart. Interne Statistiken zeigen, dass die Stadtwerke Buxtehude zu den günstigsten Anbietern deutschlandweit zählten - besonders beim Gas und auch im Vergleich mit den regionalen Mitbewerbern.
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Jetzt steigen auch die Preise in Buxtehude
Allerdings holt dieser Erfolg Stadtwerke-Chef Stefan Babis und seine Mitstreiter jetzt ein. „Während fast alle anderen Energieversorger in Deutschland ihre Preise verdoppelt und verdreifacht und zum Teil Kundenverträge aufgekündigt haben, blieb es in Buxtehude entspannt“, sagt Babis. Weil die günstigen Teilmengen aber langsam aufgebraucht werden, müssen auch sie jetzt teure Energie einkaufen. Die Beschaffungspreise liegen immer noch deutlich über den Preisen vor dem Krieg in der Ukraine. Damit steigen jetzt auch die Preise in Buxtehude.
Dazu kommen steigende Netzentgelte für Strom und die Inflation, die auch die Stadtwerke in allen Bereichen trifft. Der Preisanstieg liegt bei 1,95 Cent pro Kilowattstunde (Cent/KWh) brutto bei den Erdgasprodukten und bei 2,49 Cent/KWh brutto bei den Stromprodukten. Die tatsächlich erreichten Preise seien jedoch entscheidend, sagt Babis: „Denn während viele Energieversorger sich so langsam oberhalb der Preisgrenzen befinden, bleiben die Stadtwerke Buxtehude weiterhin solide darunter.“
Die Erhöhung greift ab dem 1. Januar 2024. Der Arbeitspreis bei Strom in der Grundversorgung liegt bei 36,25 Cent/KWh brutto plus einem Grundpreis von 77,68 Euro pro Jahr. Beim Gas liegen die Preise in der Grundversorgung bei 8,74 beziehungsweise 9,77 Cent/kWh brutto plus einem Grundpreis von 77,68 Euro oder 141,88 Euro pro Jahr.
Bei den Stadtwerken Stade laufen viele Verträge aus
Bei den Stadtwerken Stade laufen viele Gas-Verträge demnächst aus. Vor zwei Jahren hatten sie allen 14.000 Kunden einen Vertrag mit zwei Jahren Laufzeit angeboten. 10.000 Kunden nahmen das in Anspruch. Sie werden in diesen Tagen ein neues Angebot erhalten, kündigt Stadtwerke-Chef Christoph Born an. Der neue Gaspreis trägt der aktuellen Lage Rechnung: Er steigt von bisher 7,11 Cent/KWh brutto auf nun 11,35 Cent/KWh. Für einen Haushalt, der 18.000 KWh pro Jahr verbraucht, bedeutet das einen jährlichen Anstieg von 1400 Euro auf 2140 Euro. „Dabei liegen wir noch immer unterhalb des Preisbremsen-Niveaus“, betont Christoph Born. Beim Strom werde sich für die Kunden der Stadtwerke Stade zum neuen Jahr noch nichts ändern: „Wir wissen ja noch gar nicht, was jetzt auf uns zukommt, ob die Politik beispielsweise eine neue Preisbremse beschließt.“ Einstweilen bleibt es bei einem Strompreis von 35,43 Cent/KWh.
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Preise bleiben in der aktuellen Situation stabil
Der Oldenburger Energieversorger EWE lässt die Preise für Strom und Erdgas in seinen Grundversorgungstarifen während der Wintermonate unverändert. Das Unternehmen ist auf der Stader Geest und in der Region Oste/Kehdingen Grundversorger. „Einige Preisbestandteile wie Netzentgelte und CO2-Bepreisung auf Erdgas sind gestiegen, andere dafür gesunken. Die Bezugskosten sind noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der Krise“, sagt Oliver Bolay, Geschäftsführer EWE Vertrieb. Der Strompreis liegt aktuell bei brutto 36,97 Cent/KWh. Hinzu kommt der jährliche Grundpreis in Höhe von brutto 199,55 Euro. Erdgaskunden bezahlen brutto 13,92 Cent/KWh bei einem Grundpreis von 182,28 Euro.
Mehrwertsteuersenkung für Gas und Wärme nun doch bis Ende Februar
Die gesenkte Mehrwertsteuer für Gas und Wärme soll nach Plänen der Ampel nun nicht nur bis zum Jahresende, sondern bis Ende Februar gelten. Das geht aus einer Beschlussempfehlung des Finanzausschusses zum Wachstumschancengesetz hervor, das der Bundestag an diesem Freitag beschließen will.
Wegen der hohen Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz für Gas und Wärme vorübergehend von 19 auf 7 Prozent gesenkt und beides so billiger gemacht. Eigentlich sollte diese Sonderregelung drei Monate früher als geplant bereits zum Jahreswechsel auslaufen, wodurch Experten mitten in der Heizsaison wieder höhere Gaspreise erwarteten.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) kritisierten das - weil die Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme noch bis Ende März 2024 verlängert werden sollen statt wie zuletzt geplant bis zum Jahresende auszulaufen. Einen entsprechenden Beschluss sollte der Bundestag in der Nacht zum Freitag fassen.
„So verständlich und sinnvoll es ist, die Mehrwertsteuersenkung auf Gas und Wärme - nicht wie zwischenzeitlich geplant, bereits zum 1. Januar 2024 zu erhöhen - so unverständlich ist, dass deren Laufzeit nicht an die der Energiepreisbremsen angepasst wurde, sondern einen Monat früher enden soll“, merkten die beiden Verbände an. „Die Vorschläge mit zwei Umstellungsterminen im 4-Wochen-Abstand machen das Ganze zusätzlich und unnötig kompliziert und für die Verbraucherinnen und Verbraucher wenig nachvollziehbar: Steuern erhöhen, weil die Krise vorbei sei und gleichzeitig Preisbremsen verlängern, weil die Krise noch anhalte – das widerspricht sich.“ Dies erhöhe den Aufwand bei Abrechnungen.