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Auszeichnung

TSternekoch der Kultur: Dieter Klar wird für sein ehrenamtliches Wirken geehrt

Dieter Klar steht mit ausgebreiteten Armen auf der Bühne vom Schloss Agathenburg und freut sich über die hohe Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz

Für sein Wirken auf der kulturellen Bühne wurde Dieter Klar von Familie, Freunden und Wegbegleitern beim Festakt auf Schloss Agathenburg gefeiert. Foto: IsoluxX Fotografie

Er ist der bunte Hund von Buxtehudes Kulturszene. Dieter Klars Leben als kreativer Kopf und Macher hat viele Geschichten zu erzählen. Eine besondere Anekdote lieferte die Post.

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Von Fenna Weselmann
Samstag, 08.06.2024, 00:11 Uhr

Buxtehude. Bei einem Festakt auf Schloss Agathenburg wurde Dieter Klar am Donnerstagabend für sein ehrenamtliches Wirken in und über Buxtehude hinaus geehrt. Aus den Händen von Landrat Kai Seefried erhielt er im Kreis von Familie, Freunden und Weggefährten wie Haiou Zhang das Bundesverdienstkreuz.

Die Post vom Landkreis hat Dieter Klar kalt erwischt

Bis zur offiziellen Post ahnte Dieter Klar nicht, was Buxtehudes ehemaliger Stadtdirektor Christian Herrmann auf den Weg gebracht hatte. „Das war eine absolute Überraschung. Es ist eine große Freude und ich bin wirklich stolz“, sagte er bei der feierlichen Verleihung. Im Brief vom Landkreis wähnte Ehefrau Annemieke stattdessen einen Strafzettel. Sie wollte ihrem Mann kaum glauben, dass er auf ganz andere Art „kalt erwischt“ worden war.

Der Buxtehuder Kulturmacher und Fotograf Dieter Klar zeigt sich stolz über die hohe Auszeichnung, die er  im Beisein von Ehefrau Annemieke Kesselaar-Klar aus den Händen von Landrat Kai Seefried erhalten hat

Von Landrat Kai Seefried bekam Fotograf Dieter Klar im Beisein seiner Ehefrau Annemieke Kesselaar-Klar das Bundesverdienstkreuz überreicht. Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke

Als Fotograf, Fotojournalist und Mitbegründer des Kulturforumsvereins sowie des International Music Festivals (IMF) hat Dieter Klar viele Spuren hinterlassen. „Er hat das Kulturleben der Hansestadt Buxtehude und darüber hinaus über Jahrzehnte spürbar mitgeprägt“, lobte Laudator Kai Seefried das enorme Engagement Klars.

„Es sind Menschen wie Dieter Klar, die das gesellschaftliche Miteinander in unserem Landkreis und darüber hinaus auf herausragende Art und Weise prägen, indem sie sich selbstlos für andere einsetzen und sich ehrenamtlich engagieren.“

Als Kreativer mischte er Buxtehudes Partyszene auf

Nach seiner Ausbildung zum Fotografen - sein Vater Willi Klar war ebenfalls Fotograf und dazu Profifußballer - arbeitete Dieter Klar zunächst als Industrie- und Werbefotograf. 1959 kam der gebürtige Frankfurter nach Buxtehude, gründete eine Familie. Hier ließ er sich von der Aufbruchsstimmung anstecken. Gemeinsam mit Wegbegleitern wie Bildhauer Reinhard Güthling ließ er sich vom Geist einer neuen Zeit beflügeln, der die 1960er und 1970er Jahre in der Stadt durchwehte und Niederschlag in Projekten wie der damaligen Kunstkiste fand.

Dieter Klar eröffnete in einem Hinterhaus am Westfleth ein Fotoatelier, das der Kunst verschrieben war. In jenen Jahren übernahmen Klar und seine Mitstreiter auch das Underground in der Rübker Straße und machten aus dem einstigen Bordell einen Kunsttempel für Ausstellungen und einen kultigen Treffpunkt für wilde Feten und Musikevents.

Vor seiner Linse stand die gesammelte Prominenz

Später war Dieter Klar als gefragter Fotojournalist für die deutsche Presseagentur (dpa) und Magazine in der ganzen Welt unterwegs und arbeitete als Produzent und Regisseur fürs Fernsehen. Viele prominente Persönlichkeiten kamen vor seine Linse, darunter Karl Lagerfeld, Jimi Hendrix, Nina Hagen und Elizabeth Taylor.

Als Mitglied im Bund Bildender Künstler (BBK) gestaltete er diverse Ausstellungen in Buxtehude und im Ausland, genauso wie mehrere Fotobände oder Publikationen zur Geschichte Buxtehudes. Mit von der Partie war sein Sohn Reto, ebenfalls als erfolgreicher Fotograf auf Achse. Von Berufs wegen war Dieter Klar selten zu Hause. Das änderte erst der Familienzuwachs.

In der Politik kochte Dieter Klar sein eigenes Süppchen

Dieter Klar ging in die Buxtehuder Politik, saß als hinzugewähltes Mitglied für die SPD im Kulturausschuss. Mit Blick auf sein kulturpolitisches Wirken in der Stadt vergleicht Weggefährte Christian Herrmann den kreativen Kopf mit einem Sternekoch. „Wir hatten es nicht leicht mit ihm und er setzte uns erstaunliche Gerichte auf die Karte.“ Im Umgang mit Künstlern sei er unglaublich diplomatisch, mit Politik und Verwaltung sei da viel Luft nach oben, beschreibt er das Einmischen als streitbarer Zeitgenosse.

Kulturmacher Dieter Klar zusammen mit Buxtehudes ehemaligem Stadtdirektor Christian Herrmann, der die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes initiiert hat,

Kulturmacher Dieter Klar mit Buxtehudes ehemaligem Stadtdirektor Christian Herrmann, der den Anstoß zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gab. Foto: Weselmann

Dieter Klar war es immer wichtig, nicht bloß zu reden, sondern zu machen. So wurde er zur Triebfeder für das Kulturforum am Hafen. Maßgeblich an der Konzeptionierung des Hauses beteiligt, initiierte er die Gründung eines Fördervereins für den Betrieb dieses kulturellen Leuchtturms und trug als dessen Präsident und künstlerischer Leiter zu einem reichen Veranstaltungsprogramm bei.

Ein von Schnaps getränkter Abend begründet das IMF

Bei einem von chinesischem Schnaps getränkten Abend kam ihm und Pianist Haiou Zhang die Idee zum International Music Festival IMF. Dessen Programm reicht heute von Buxtehude über das Alte Land bis Stade und Hamburg. Das Festival gibt hochtalentierten, jungen Musikern eine Bühne und trägt die klassische Musik in die Schulen.

Beim Festakt für Dieter Klar sorgt Pianist und Freund Haiou Zhang für den musikalischen Rahmen

Pianist Haiou Zhang und Dieter Klar sind die kreativen Köpfe des International Music Festivals (IMF). Bei der Verleihung sorgte der Freund für den musikalischen Rahmen. Foto: Weselmann

Beruflich weit gereist, zieht es ihn mit seinen 86 Jahren immer noch in die Welt. Trotz dieses Jungbrunnens gibt es für die Zukunft eine klare Ansage. Dieses Jahr will Dieter Klar beim IMF wirklich zum letzten Mal den organisatorischen Hut aufhaben. Das heißt aber noch lange nicht, dass der bunte Hund jetzt komplett von der kulturellen Bühne verschwindet. „Dieter wäre nicht Dieter, wenn er nicht weiter gestalten könnte“, wie Christian Herrmann sagte. Aber da liegt der Überraschungseffekt nun bei Klar.

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