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„Gemütliche Ecke“

TSeit Dezember geschlossen: Traditionsgasthaus sucht nach neuen Betreibern

Seit Ende vergangenen Jahres steht das Traditionsgasthaus Zur gemütlichen Ecke hinter dem Deich in Spieka-Neufeld leer.

Seit Ende vergangenen Jahres steht das Traditionsgasthaus Zur gemütlichen Ecke hinter dem Deich in Spieka-Neufeld leer. Foto: Leuschner

In der Gemütlichen Ecke ist es still. Der unerwartete Rückzug der Pächter stellt das Traditionslokal vor ungewisse Zeiten. Die Eigentümer der Immobilie erweitern nun die Nachfolgersuche.

Von Heike Leuschner Sonntag, 27.07.2025, 07:50 Uhr

Spieka-Neufeld. Kornblumen wiegen sich im Wind. Blaue Farbtupfer vor dem Traditionsgasthaus Zur Gemütlichen Ecke in Spieka-Neufeld. „Pächter gesucht“ ist im Schaukasten der Backsteinimmobilie zu lesen. Das Lokal, das direkt hinter dem Nordseedeich am Weser-Radweg liegt, ist seit Monaten verwaist. Vor einem Jahr sah es hier noch ganz anders aus.

Im Frühjahr 2024 hatte das Gastronomenpaar Shannon und Kevin Lauer die Gaststätte am Deichweg gepachtet. „Besser hätte es gar nicht laufen können“, freute sich Verpächter und Eigentümer Berthold Ohrmann seinerzeit angesichts vermeintlich langfristiger Zukunftsperspektive. Er sprach von einem „Glücksfall“.

Gasthaus-Pächter gibt nach weniger als einem Jahr auf

Doch noch vor Ablauf des ersten Pachtjahres gab der Betreiber die Selbstständigkeit wieder auf. „Am 11. Dezember 2024 wurde nach langen Diskussionen und auch Abwägungen seitens der Pächter der Entschluss gefasst, das Restaurant nicht mehr zu öffnen. Es sind letztlich persönliche Gründe gewesen, die zu diesem Schritt geführt haben“, teilte Ohrmann wenig später mit.

Gemeinsam mit seiner Frau hatte Ohrmann die Gemütliche Ecke Anfang 2020 gekauft. Die Immobilie, zu der neben Gaststube, Saal, einem Rosengärtchen und dem neuen Biergarten vor dem Gasthaus auch vier Wohnungen gehören, war als Altersvorsorge für die beiden Wahl-Cuxhavener gedacht.

„Wir hängen sehr an der Immobilie“, sagt Ohrmann, der mittlerweile die 70 überschritten hat. Sie selbst zu betreiben, ist für den ehemaligen Maschinenbauer keine Option. „Das möchte ich mir in meinem Alter nicht mehr antun.“ Am liebsten würde er die Gaststätte wieder verpachten. Doch auch ein Verkauf kommt infrage.

Gasthof mit Wohnungen wird für 469.000 Euro angeboten

Seit kurzem bieten die Eigentümer den Gasthof inklusive der vier vermieteten Wohnungen, die Teil des Grundstücks sind, für 469.000 Euro auf einer Plattform im Internet an. „Wir wollen auch Menschen ansprechen, die gern ein eigenes Restaurant haben und deshalb nicht pachten, sondern kaufen, mindestens aber ein Vorkaufsrecht erwerben wollen“, erklärt Ohrmann. Letztlich gehe es ihm und seiner Frau darum, mit dieser Option den Kreis der Interessenten zu erweitern.

Aus Gesprächen wissen die Eigentümer, dass es für potenzielle Käufer interessant ist, den Immobilienkauf mit den Einnahmen aus den vermieteten Wohnungen mitzufinanzieren. Ohrmann kann das nachvollziehen: „Gerade bei Gastro-Immoblien ist die Finanzierung ein ganz großes Problem. Käufer müssen sehr viel Eigenkapital mitbringen.“

Seit 1857 werden Gäste in der Gemütlichen Ecke bewirtet

Interessenten gebe es durchaus. Doch das allein reicht den Eigentümern nicht. „Erfahrung im Gastgewerbe allgemein und eine entsprechende Ausbildung sind in jedem Fall von Vorteil und betriebswirtschaftliche Erfahrung ebenfalls“, sagt Ohrmann.

Gleichwohl rechnet er damit, dass bis zu einem Verkauf noch mindestens ein Jahr vergehen kann. Ihm als Eigentümer sei es vor allem wichtig, dass die Gaststätte, in der bereits 1857 Gäste bewirtet wurden, weiterbetrieben wird.

Ohrmanns vorläufige Strategie: „Wir gucken, dass wir die Nebenkosten so weit herunterfahren, damit sich das Ganze rechnet.“ Den gastronomischen Betrieb ohne Pächter zumindest für größere Feierlichkeiten aufrechtzuerhalten, schließt Ohrmann aber aus. „Der Aufwand, den Betrieb für kurze Zeit hochzufahren, wird häufig unterschätzt.“

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