TTrumps Triumph und die Folgen: Reaktionen aus der Region

US-Amerikaner Susan Lerdo (links) lebt in Fredenbeck, der Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann (rechts, CDU) ist ein ausgesprochener Amerika-Kenner. Foto: privat/dpa/Archiv (Montage)
Donald Trump ist zurück an der Macht. Die Freude über den Wieder-Präsident der USA hält sich bei den Befragten in Grenzen. Es gibt aber auch zufriedene Stimmen.
Landkreis. Nach vier Jahren kehrt der Republikaner Donald Trump als US-Präsident zurück ins Weiße Haus. Der 78-Jährige siegte nach einem hitzigen und oft aggressiven Wahlkampf überraschend eindeutig über seine demokratische Gegenkandidatin, die scheidende Vizepräsidentin Kamala Harris (60).
„Es ist ein politischer Sieg, wie ihn unser Land noch nie erlebt hat“, sagte Trump bei einem Auftritt vor Anhängern im Bundesstaat Florida. „Ich danke dem amerikanischen Volk für die außerordentliche Ehre, zum 47. Präsidenten gewählt worden zu sein“, sagte er weiter. Er versprach ein „goldenes Zeitalter“ Amerikas und bedankte sich bei seinen Wählerinnen und Wählern für die Unterstützung.
Das sagen Menschen aus der Region zur US-Wahl
Christoph von Speßhardt, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Elbe Weser mit Sitz in Stade, sagt: „Das Ergebnis hat Bedeutung weit über die Vereinigten Staaten hinaus.“ Die transatlantischen Beziehungen blieben gefestigt und seien ein unverzichtbarer Pfeiler der Zusammenarbeit, auch mit Trump, ist von Speßhardt überzeugt. Im ersten Quartal dieses Jahres waren laut IHK die USA der weltweit größte Handelspartner Deutschlands mit einem Volumen von über 63,2 Milliarden Euro. „Den Geist des freien Handels gilt es zu stärken“, sagt von Speßhardt.
Die IHK pflege im Elbe-Weser-Raum eine enge Zusammenarbeit mit amerikanischen Unternehmen, die in der Region wirtschaftlich aktiv sind und viele Menschen beschäftigen. Nach der IHK vorliegenden Daten exportieren etwa 50 Unternehmen regelmäßig in die Vereinigten Staaten, während circa 30 Unternehmen regelmäßig Waren beziehen.
Einige größere Unternehmen hätten Niederlassungen oder unterhalten Joint-Ventures über den Atlantik, wie zum Beispiel die Konzerne Dow in Stade oder Mars. Vor diesem Hintergrund werde sich zeigen, ob die Wahl von Donald Trump negative Entwicklungen im Bereich Zölle oder Handelshemmnisse ergeben wird.
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Firmen haben Sorge vor Handelsbarrieren bei Sieg von Trump
Trump-Wahlsieg Thema des IHK-Neujahrsempfangs
Wie wichtig das Thema der IHK ist, zeigt ihr Neujahrsempfang am 8. Januar im Stadeum: Dann werden prominente Vertreter aus Politik und Wirtschaft die Auswirkungen der US-Wahlen auf die regionale Wirtschaft diskutieren.
Dass Donald Trump vor allem im Bereich Wirtschaftspolitik punkten konnte, zeige, so von Speßhardt, welchen Stellenwert die ökonomischen Rahmenbedingungen für die Wähler haben. Das versteht er auch als Signal, „dass unsere heimische Wirtschaft neue Impulse braucht und wir in Europa unsere Rolle in einer sichereren, unabhängigeren und eigenverantwortlicheren Zukunft stärken müssen“.
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Sechs Gründe für Trumps Wahlsieg
Druck auf die deutsche Wirtschaft wird wachsen
Der Stader Matthias Steffen sagte als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade während einer Dienstreise nach Brüssel, dass der Druck auf die deutsche Wirtschaft wachsen werde, sich wettbewerbsfähig aufzustellen. Steffen meint die hohen Energiepreise und die Gesetze, die verunsicherten wie beim Heizungsgesetz oder der E-Mobilität.
Steffens Tipp gen Berlin: Gesetze erst beraten und dann beschließen; nicht umgekehrt.
Dem Handwerk gehe es noch vergleichsweise gut, spüre aber auch die Probleme der Industrie, wenn die Unternehmen ihre Produkte nicht liefern könnten. Steffen hätte sich gern einen anderen Ausgang der Wahl gewünscht, der demokratische Prozess sei aber zu akzeptieren.
Amerikanisches Interesse an Europa hat nachgelassen
„Die EU muss zukünftig selbstständiger sein“, sagt der CDU-Europaabgeordnete David McAllister aus Bad Bederkesa. Das hätte auch bei einem Ausgang pro Harris gegolten. McAllister ist Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Seine Forderungen: „Wir müssen europäischer werden, transatlantisch bleiben und unsere internationalen Allianzen weiter ausbauen.“ Das amerikanische Interesse an Europa habe nachgelassen. McAllister spricht von einer Zeitenwende.

David McAllister, CDU-Europaabgeordnete aus Bad Bederkesa. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa
„Herzlichen Glückwunsch, Mr. President!“
„Herzlichen Glückwunsch, Mr. President!“, schreibt der Stader CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann. Jetzt gelte es, die Chancen transatlantischer Zusammenarbeit auszubauen. Grundmann, in Sachen LNG und anderer Gase häufig in den USA unterwegs, denkt dabei auch an „unsere Terminalstandorte an der Unterelbe“. Grundmann: „Wir laden jetzt im Gegenzug zu Investitionen aus den USA ein. It’s a good Deal!“
„Es liegt eine riesige Last auf meiner Brust“
Die Wahl Trumps werde die politische Landschaft in den USA und der Welt auf Jahre verändern, meint Kai Koeser, Vorsitzender der SPD im Landkreis Stade, in einem emotionalen Facebook-Post. Koeser: „Es liegt eine riesige Last auf meiner Brust.“ Koeser selbst hat als junger Mensch prägende Jahre in den Staaten verbracht. Als damals der Republikaner George W. Bush zum US-Präsidenten gewählt wurde, habe er in seiner Wahlheimat San Francisco gedacht, schlimmer könne es nicht kommen. „Wir haben uns alle getäuscht.“
Protektionismus führt in eine Sackgasse
Bernd Lange ist SPD-Europaabgeordneter aus Hannover und Vorsitzender des Handelsausschusses in Brüssel. Er sagt zur Wahl Trumps: „Auch beim zweiten Mal ist es immer noch ziemlich unfassbar. Jetzt müssen wir mit dieser Realität arbeiten.“ Es stünden unberechenbare und unruhige Zeiten bevor. Langes Hoffnung: Dass Trump seine extremen Wahlkampfversprechen einem Praxischeck unterzieht und wieder in der Realität ankommt. Protektionismus und nur kurzfristig eigene Wirtschaftsinteressen im Blick zu haben, führe in eine Sackgasse.
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Europa und Trump: Ausgestreckte Hand und geballte Faust
Lange lenkt aber auch ein: „Als EU werden wir immer zur Zusammenarbeit und zum Dialog mit der jeweiligen US-Regierung bereit sein.“ Schließlich seien die USA nach wie vor unser wichtigster Handels- und Investitionspartner.
Donald Trump hat keine Kriege angefangen
„Ich denke, die meisten der AfD-Mitglieder im Kreisverband Stade freuen sich über die Wahl von Trump“, sagt Helmut Wiegers aus Buxtehude, Sprecher des AfD-Kreisverbands. „Ich bin gespannt, wie er seine Wahlkampfversprechen umsetzen wird und wie er mit den Themen Migration und Remigration umgehen will“, sagt Wiegers. „Trump wird auf die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands Druck ausüben. Trump habe in seiner ersten Amtszeit keine Kriege angefangen, aber Kriege beendet. „Wenn er sich jetzt des Ukrainekriegs annimmt, macht das Hoffnung“, sagt Wiegers.
Trump erhebt das Konzept „Idiokratie“ zur Staatskunst
„Donald J. Trump hat es also wieder geschafft - zur Freude all derjenigen, die den lauten Populismus zum politischen Stilmittel erhoben haben“, sagt Clemens Ultsch aus Buxtehude. Der Kreistags- und Stadtratsabgeordnete der Satire-Partei „Die Partei“. Während Trump seinen Sieg feiere, jubele auch die AfD: „Endlich zeigt jemand, wie man mit ein paar Sprüchen und alternativen Fakten die Massen begeistert und das Konzept „Idiokratie“ zur Staatskunst erhebt“, sagt Clemens Ultsch.
Es gebe wenig zu feiern: Ein drohender Wirtschaftskollaps durch neue Handelssanktionen, ein amerikanischer Zollkrieg gegen die EU und steigende Energiepreise könnten Deutschland und den Kontinent in die Rezession stürzen.
Ultsch: „Und dann ist da noch Trumps hehres Ziel, den Ukraine-Krieg „innerhalb von 24 Stunden“ zu beenden. Wie? Ganz einfach - indem er sich mit seinem Freund Wladimir Putin im Hinterzimmer zusammentut und die Ukraine opfert.“
Rückschlag im Kampf gegen den Klimawandel
„Ich schaue da sehr besorgt drauf“, sagt Joachim Fuchs, Co-Sprecher des Kreisverbands von Bündnis 90/Die Grünen. Eine Sorge sei, dass Wahl Trumps einen Rückschlag für die internationalen Bemühungen im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel zur Folge habe. Auch die internationale Sicherheit und die Nato sei gefährdet. „Europa muss mehr mit einer Stimme sprechen und für die Ukraine mehr tun, wenn die USA sich zurückziehen“, so Fuchs. Der Lehrer tritt für die Grünen auch zur Bundestagswahl 2025 im Wahlkreis Stade-Rotenburg an.
„Keine gute Nachricht“, sagt Martin Krarup, Superintendent im Kirchenkreis Buxtehude. „Die Probleme dieser Welt werden wir nur gemeinsam lösen können, das wird nun nicht leichter. Umso wichtiger, dass wir uns hier gemeinsam für die Stärkung der Demokratie einsetzen.“

Martin Krarup, Superintendent im Kirchenkreis Buxtehude. Foto: Archiv
Das sagt eine US-Amerikanerin in Deutschland
„Ich habe wirklich gehofft, dass Kamala Harris gewinnt“, sagt die US-Amerikanerin Susan Lerdo, die in Fredenbeck eine Umschulung in der Pflege macht. Gewählt hat sie in Florida, mit diesem Wahlausgang aber nicht gerechnet. „Ich dachte, die Mehrheit ist schlauer.“ Sie sei über den Wahlausgang richtig erschrocken. Dass Trump die Kriminalitätsrate senken wolle, glaubt sie ihm - „aber wer will das nicht?“.

Susan Lerdo hat in Florida gewählt - ausgerechnet in dem Bundesstaat, aus dem Donald Trump stammt.
Trumps Überzeugung, dass das Problem von illegalen Einwanderern verursacht werde, teilt sie nicht: Es gebe genügend Verbrecher, die sich legal in den USA aufhalten. Auch verspreche er Kostensenkungen und da er früher ein guter Business-Mann gewesen sei, glaubten ihm viele. „Ich schäme mich, auch wenn ich dafür nicht verantwortlich bin“, sagt Susan Lerdo. Trump-Anhänger seien Argumenten gegenüber verschlossen, mit ihnen zu reden sei unmöglich. „Sie kommen mir vor wie brainwashed, sag ich was gegen ihn, wird es laut.“

Stolz hat Susan Lerdo ihren Wahl-Aufkleber fotografiert. Foto: privat
In ihren Facebook-Account möchte Susan Lerdo erstmal nicht schauen. „Die Sprüche seiner Anhänger will ich nicht lesen.“
Das sagt eine Deutsche in den USA
Kathrin Isaacs lebt seit 2012 mit ihrem amerikanischen Mann und ihren zwei Töchtern in den Staaten. Die gebürtige Helmsterin sagt: „Leider hatten mein Mann und ich dieses Wahlergebnis erwartet.“ Die meisten Amerikaner würden offen zeigen, wen sie wählen - durch Schilder im Garten oder auf Social Media. Das Ergebnis sei wirklich enttäuschend und mache sie wütend.

Die Amerikaner würden offen zeigen, wenn sie wählen, sagt die in den USA lebende Fredenbeckerin Kathrin Isaacs.
„Es ist beängstigend, dass die meisten Donald Trump unterstützen und ihn gewählt haben.“ Sie und ihr Mann vermuten, dass viele Amerikaner mit ihrem Leben unzufrieden seien und der Regierung die Schuld dafür geben. „Donald Trump gibt ihnen Hoffnung.“ Außerdem seien viele Amerikaner gegen Abtreibung und einige Menschen „stolze Pistolenbesitzer, die ihre Waffen behalten wollen“. Leider gebe es auch „zu viele, die niemals eine Frau wählen würden“. Kathrin Isaacs befürchtet, dass bürokratische Prozesse in Zukunft sehr viel länger dauern werden. „Zum Glück sind meine Papiere noch einige Jahre gültig.“