TUmstrittene Küstenautobahn A20: So geht es weiter im Kreis Stade

So sehen die Planungen für das Kehdinger Kreuz aus. Nur wenn die Planungen dafür rechtskräftig sind, darf der Elbtunnel für die A20 gebaut werden. Foto: Niedersächsischen Landesbehörde
Der neue Elbtunnel zwischen Drochtersen und Glückstadt könnte gebaut werden - theoretisch. Praktisch sind noch viele Fragen zur A20 offen. Und jetzt melden sich die Gegner lautstark zu Wort.
Landkreis. Autobahnbau kann kompliziert sein. Für den Elbtunnel für die Küstenautobahn A20 musste in zwei Abschnitten geplant werden. Jeweils einer für den schleswig-holsteinischen und einer für den niedersächsischen Teil.
Planfeststellungsbeschluss für das Kreuz Kehdingen
Die gute Nachricht für die Befürworter des umstrittenen Projekts: Beide Planfeststellungsbeschlüsse für den Tunnel sind bestandskräftig, es könnte also gebaut werden. In der Praxis braucht es allerdings auch rechtskräftige Planfeststellungsbeschlüsse für die angrenzenden Teilstücke in den beiden Bundesländern. Und hier tut sich in den kommenden Monaten einiges. Die mit den Planungen befassten Organisationen erwarten die Beschlüsse für beide Teilstücke schnell.

So könnte nach einer Darstellung der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr der Elbtunnel-Eingang aussehen. Foto: Archiv
Die in Schleswig-Holstein zuständige Deges nennt das erste Quartal 2025 für den an den Tunnel angrenzenden Bauabschnitt 8. Die Autobahn GmbH für Niedersachsen geht sogar von einem Planungsbeschluss für das Kehdinger Kreuz noch in diesem Jahr aus. Wirklich schnell wird es trotzdem mit dem jahrzehntealten Projekt nicht weitergehen. Zum einen werden die Umweltverbände gegen die Planfeststellungen klagen. Dann entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Zum anderen ist die Finanzierung nicht geklärt.
Bei der Ampel keine Priorität für die Küstenautobahn
Der Küstenautobahn wurde in Berlin zuletzt kein überragendes öffentliches Interesse zugesprochen. Sie befindet sich nicht in der Liste der 144 Verkehrsprojekte, die unter anderem von vereinfachten Verwaltungsverfahren profitieren können. Ob Geld für den Bau der A20 bereitgestellt wird, hängt von der neuen Bundesregierung ab. Ändert sie nicht die Prioritäten, gibt es keine schnelle Perspektive für den Bau.
Kehdinger Kreuz
T A20: Unternehmen fordern schnellen Bau des Elbtunnels in Kehdingen
Besonders in Schleswig-Holstein hatte der Ampel-Beschluss massiven Protest hervorgerufen. Die Ansichten, wie teuer der Weiterbau der A20 von Bad Segeberg bis zum Kehdinger Kreuz wird, sind unterschiedlich. Der Bund geht aktuell von 5,6 Milliarden Euro aus - davon alleine 1,5 Milliarden Euro für den 6,5 Kilometer langen Tunnel. Die Umweltverbände sprechen dagegen von mehr als 7 Milliarden Euro.
Stade-Drochtersen: Planfeststellung nicht vor 2028
Das Kreuz Kehdingen soll die A20 mit der A26 verbinden und so eine alternative Umfahrung für Hamburg anbieten. Dafür braucht es einen Weiterbau der A26 von Stade nach Drochtersen. Für diese beiden Abschnitte 5a und 5b werden die Planfeststellungsbeschlüsse aber nicht vor 2028 erwartet. Bei einer erwarteten Bauzeit für den neuen Elbtunnel von sechs Jahren ist das aber kein Problem.
Dass im nächsten Jahr durchaus grundsätzliche Entscheidungen zum Weiterbau der A20 folgen können, macht sich in der öffentlichen Diskussion bemerkbar. Die norddeutschen Industrie- und Handelskammern (IHK) hatten viele Unternehmen befragt. Eine große Mehrheit der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt hatten, sprach sich wie berichtet für den Weiterbau aus.
IHK-Umfrage: Autobahngegner kritisieren Wirtschaftsverbände
Darauf haben jetzt die Autobahngegner reagiert. „Nur rund neun Prozent der Befragten hat das Thema überhaupt interessiert“, so der Koordinationskreis der Initiativen und Umweltverbände gegen die A20. Von diesen würden dann abenteuerliche und keinesfalls repräsentative Schlüsse gezogen, wie beispielsweise ein drohender Wegzug von Unternehmen: „Das würden nämlich nur Mitgliedsunternehmen im Promillebereich in Erwägung ziehen, ist also eigentlich keiner Erwähnung wert“, so die Gegner.
„Die IHK ist sich tatsächlich nicht zu schade, die A20 als Klimaschutzprojekt darzustellen“, so ein weiterer Kritikpunkt des Koordinationskreises. Die IHK habe allerdings vergessen, zu erwähnen, dass der entstehende Mehrverkehr den möglichen Nutzen kürzerer Wege laut Bundesverkehrswegeplan komplett auffressen und im Gegenteil zu höheren CO2-Emisionen führen würde.
Umweltverbände: Kosten der A20 größer als der Nutzen
„Wie groß muss die berechtige Sorge der IHK sein, dass die A20 am Ende nicht kommen wird, dass sie derart derbe vom Leder zieht, mit fadenscheinigen Zahlen“, sagt Uwe Schmidt, Pressesprecher der Initiativen gegen die A20.
Kommentar
T A26: Harter Schlag für die ganze Region
Die Autobahngegner gehen davon aus, dass sich nach Einpreisung der Kostensteigerungen für Bau und CO2-Ausstoß bei der A20 ein negativer Nutzen ergibt. Das hieße, dass jeder in die A20 investierte Euro Kosten in Höhe von zwei Euro verursacht.