TUmstrittener Lärmschutz: 2026 will die Bahn in Neukloster bauen

Wohnhäuser nur von Hecken vor Lärm geschützt: Ein S-Bahnzug fährt entlang der Straße Am Güterbahnhof in Neukloster in Richtung Stade. Foto: Sulzyc
Lärmschutzwände entlang der Bahngleise in Neukloster spalten die Gemüter. Nun soll der Bau umgesetzt werden. Diese Details erfuhr das TAGEBLATT vorab.
Neukloster. Seit 1999 errichtet die Deutsche Bahn mit Hilfe eines Förderprogramms bundesweit Schallschutzwände an bestehenden Schienenwegen. 2023 sollte das auch in den Buxtehuder Ortschaften Neukloster und Hedendorf passieren. Weil sich jedoch viele Anwohner beschwerten, wurde das Bauvorhaben ausgesetzt. Jetzt unternimmt die Bahn einen neuen Anlauf: Das Planfeststellungsverfahren startet am heutigen Montag.
Vorgesehen ist der Bau von zwei Lärmschutzwänden mit einer Gesamtlänge von ungefähr 4000 Metern entlang der Ortsdurchfahrt Neukloster. So heißt es in der vorab veröffentlichten amtlichen Bekanntmachung des Eisenbahn-Bundesamtes. Weitere Details des Bauvorhabens nennt die Behörde nicht. Beantragt hat es die Bahntochter DB InfraGo.
Das kostet der Bau der Schallschutzwände
Zusätzliche Informationen hingegen gab die Deutsche Bahn auf Nachfrage dem TAGEBLATT: Die Lärmschutzwände sollen entlang der Strecke von Heitmannshausen über Neukloster bis Hedendorf aufgestellt werden.
Zweieinhalb bis drei Meter hoch würden die Wände sein. Die voraussichtlichen Kosten: neun Millionen Euro. Baubeginn sei voraussichtlich im zweiten Quartal 2026. Die Deutsche Bahn rechnet mit zwei Monaten Bauzeit.
Wahrgenommener Lärm würde deutlich sinken
Deutlich weniger Lärm verspricht die Deutsche Bahn den Anwohnern: „Die Maßnahme senkt den Geräuschpegel um rund acht Dezibel. Zum Vergleich: Ein Minus von zehn Dezibel halbiert den wahrgenommenen Lärm“, erklärte eine Bahnsprecherin.
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Trotzdem ist der Bau der Lärmschutzwände bei den Anwohnern umstritten. Unmittelbar nach Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachung hat die Ortsbürgermeisterin von Neukloster, Anja Heckert (SPD), Unruhe im Dorf wahrgenommen. „Manche wünschen sich den Lärmschutz, manche lehnen ihn ab“, beschreibt sie die Stimmung in der Einwohnerschaft. Gegner, die auf der Seite der B73 wohnen, möchten zum Beispiel den Blick ins Moor nicht verlieren.
Textauszüge der amtlichen Bekanntmachung hat Anja Heckert auf Papier vergrößert und in einen öffentlichen Schaukasten gehängt. Wie das Bauvorhaben polarisiert, macht ein Gespräch mit zwei Anwohnerinnen deutlich, die das TAGEBLATT nahe des Bahnhofs Neukloster traf: Gisela Cohrs begrüßt den Bau der Lärmschutzwände, ihre Tochter Birte Ambrock lehnt ihn ab.

In Höhe der Siedlung Heitmannshausen stehen Wohngebäude ungeschützt vor Zuglärm an der Bahnstrecke. Hier sollen Lärmschutzwände errichtet werden. Foto: Sulzyc
An die Geräusche von den Zügen hätten sich beide gewöhnt. Der Autolärm an der B73 sei schlimmer. Die Wände würden einen Schutz vor Blicken auf ihr Grundstück bilden, nennt Gisela Cohrs einen Vorteil der Baumaßnahme.
Birte Ambrock aber befürchtet, dass der Zuglärm die Wände überwinden könne. Die Möglichkeit dazu sei bei einer Online-Informationsveranstaltung zu dem Vorhaben vor zwei Jahren zur Sprache gekommen. Was die Anwohnerin noch besorgt: Bei den Bauarbeiten zur Verankerung der Lärmschutzwände im Boden könnten Risse an den Gebäuden entstehen.
Das Projekt war erstmals 2022 vorgestellt worden, in einer gemeinsamen Online-Informationsveranstaltung der Bahn und der Stadt Buxtehude. Von vielen Anwohnerinnen und Anwohnern aus Heitmannshausen, Neukloster und Hedendorf kam daraufhin Kritik - mit der Konsequenz, dass die beiden dort geplanten Lärmschutzwände zunächst nicht gebaut wurden.
So können Bürger in dem Verfahren mitreden
In dem Planfeststellungsverfahren können Bürger nun Einwendungen gegen den Plan vorbringen oder auch Wünsche äußern. Das ist bis einschließlich 31. März 2025 möglich. Die Einwendungen sollen per E-Mail an folgende Adresse übermittelt werden: Kanzlei-sb1-HAN@eba.bund.de.
Erlaubt sind aber auch schriftliche Einwendungen per Post an folgende Adresse: Eisenbahn-Bundesamt, Außenstelle Hannover, Herschelstraße 3, 30159 Hannover.
Die Planunterlagen mit Zeichnung und Erläuterungen sind ab dem heutigen Montag bis zum 17. März 2025 auf der Internetseite des Eisenbahn-Bundesamtes veröffentlicht.