TUmweltverbände: Stadt Stade irrt sich bei Holzkraftwerk

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung. Foto: Hansekraft
Drei Umweltorganisationen appellieren an die Stadt Stade, bei der Kommunalen Wärmeversorgung auf das geplante Holzkraftwerk zu verzichten. Das sind ihre Gründe.
Stade. Stattdessen, so formulieren es Robin Wood, Nabu und Biofuelwatch in einem offenen Brief, der am Donnerstag der Stadt zugestellt wurde, solle „in eine zukunftsfähige und langfristig bezahlbare Wärmeversorgung in Stade investiert“ werden.
Beschluss des Rates zu Holzkraftwerk steht
Die Initiative kommt spät. Gerade hat der Rat nach langer Diskussion Ja gesagt zum geplanten Holzkraftwerk nahe der AOS auf Bützflethersand. Dort plant die Firma Hansekraft, Energie aus jährlich 500.000 Tonnen nicht mehr verwertbarem Altholz zu gewinnen.
Dabei entstehender Dampf solle der AOS und der Dow zur Verfügung gestellt werden, und womöglich könnte eine Fernwärmeversorgung für Stadtteile wie Bützfleth oder Schölisch sowie Airbus in Ottenbeck sichergestellt werden. Das Unternehmen plant in Stade eine Investition in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags.
Industrieansiedlung
T Nach heftigem Streit: Stade sagt Ja zum Holzkraftwerk
Maritime Wirtschaft
T 350 Millionen Euro: So soll der Stader Hafen ausgebaut werden
Die Stadt Stade hat zudem bereits im März ihre Kommunale Wärmeplanung beschlossen. Der Plan beinhaltet ein Szenario für die zukünftige Wärmeversorgung der Stadt mit dem Holzkraftwerk. Die Unterzeichner des Briefes warnen nun davor, dass die Holzverbrennung und der Neubau des Kraftwerks nicht nur klimaschädlich seien, sondern auch zu einer Explosion der Wärmekosten für die Anwohner führen könnten, da Bundesfördermittel nicht wie eingeplant genutzt werden könnten.
Appell: Stadt soll auf Wärme aus Holz verzichten
Die Stadt sollte daher auf Fernwärme aus dem Kraftwerk – unabhängig von dessen Genehmigung und Bau – verzichten. Aus einer Anfrage des Nabu an das Bundesamt, das für die Fördermittelvergabe für Wärmenetze verantwortlich ist, gehe laut Pressemitteilung von Donnerstag hervor, dass die Stadt Stade bisher einem Irrtum aufgesessen sei: Ein hoher Anteil von Wärme aus dem Verbrennen von Altholz sei demnach nicht mit der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ (BEW), auf die auch die Stadt Stade setzt, zu vereinbaren.
Das eigentliche Ziel der Wärmeplanung, nämlich die Dekarbonisierung der Wärme, würde außerdem mit einem Holzkraftwerk nur auf dem Papier erreicht, da bei der Holzverbrennung real mindestens genauso viel CO2 freigesetzt werde, als wenn Kohle verbrannt würde.
Im offenen Brief heißt es hierzu: „Der Wechsel von einem kohlenstoffhaltigen Energieträger zu einem anderen kann nicht als Fortschritt gewertet werden.“ Heutzutage stünden klimafreundliche und saubere Technologien zur Verfügung, darunter Solarthermie, Großwärmepumpen, Geothermie und Power-to-Heat mit überschüssigem Windstrom, argumentieren die Umweltverbände.
Kritik: Versorgung nicht dauerhaft gesichert
Zusätzlich zu den „gravierenden finanziellen Risiken“ sei auch die Versorgungssicherheit nicht garantiert. So seien Holzkraftwerke anfällig für Störfälle wie Brände und es sei außerdem mit einer erhöhten Emissionsbelastung im näheren Umfeld zu rechnen.
Wörtlich heißt es in dem Brief an die Stadt: „Die räumliche Nähe von Chemietanks, die unter der Störfallverordnung unter die höchste Risikokategorie fallen, und Holzlagern und -verbrennungsanlagen klingt in Anbetracht der vielen Feuer im Zusammenhang mit Holzkraftwerken besorgniserregend. Auch die Lärmbelastung und Luftverschmutzung im laufenden Betrieb werden zunehmen, was auch die örtliche Bürgerinitiative stark bewegt.“
Der offene Brief endet mit einem Appell an die Stadt, sich gegen das Altholzkraftwerk auszusprechen und eine Kommunale Wärmeplanung ohne klimaschädliche Holzverbrennung zu beschließen.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.