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TVerein will keine Kompromisse: Freibad in Bützfleth muss erhalten bleiben

Kämpfen um ihr Freibad (von links): Mike Müller, Dr. Hartmut Meyer und Jens Szidat.

Kämpfen um ihr Freibad (von links): Mike Müller, Dr. Hartmut Meyer und Jens Szidat. Foto: Strüning

Der Trägerverein Bützflether Freibad setzt in der Diskussion um die Zukunft der Freizeiteinrichtung auf eine Sanierung oder auf einen Neubau. Ein endgültiges Aus kommt für die Mitglieder des Vorstands nicht infrage. Im Gegenteil.

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Von Lars Strüning
Donnerstag, 11.07.2024, 19:00 Uhr

Stade. „Der Trägerverein selbst wird keine anderweitigen Entscheidungen als Sanierung bzw. Neubau akzeptieren und auch gegenteilige politische Entscheidungen einer Rechtsprüfung unterziehen.“ In einem mehrseitigen Papier und im TAGEBLATT-Gespräch beziehen die Vereinsvertreter unmissverständlich Position.

Dass ein Großteil der 550 Vereinsmitglieder aus der Zeitung detaillierte Zahlen zu einem möglichen Neubau erfuhr, überraschte den Vorstand, denn eigentlich war Vertraulichkeit vereinbart worden. Gar nicht überrascht sind sie über den Zustand des Bades.

Kritik: Keine nachhaltigen Investitionen ins Freibad

1977 war das Bad eröffnet worden, bereits 15 Jahre später wurden „weitreichende Maßnahmen zur Behebung eines möglichen Investitionsstaus diskutiert“, heißt es im Papier, das Vorsitzender Dr. Hartmut Meyer für den vierköpfigen Vorstand mit seinem Stellvertreter Mike Müller, mit Jutta Woller und Jens Szidat verfasst hat. Seit 2016 sei zudem immer wieder der technische Zustand des Bades diskutiert worden, ohne dass in den vergangenen 25 Jahren nachhaltige Maßnahmen zum Erhalt des Bades ergriffen worden seien - ein Vorwurf an die Bädergesellschaft und ihren Aufsichtsrat.

Jedes Jahr würden mit steigendem Aufwand technische Anlagen und Rohrleitungen repariert. Bei einer strukturierten Sanierungsplanung, so der Verein in Richtung Stader Bädergesellschaft, hätte in den vergangenen acht Jahren bereits ein Großteil der Sanierungskosten refinanziert werden können. Allein in diesem Jahr seien schon 400.000 Euro in den Erhalt gesteckt worden.

Vehement wehrt sich der Verein gegen eine Schließung bereits im kommenden Jahr. Seine Befürchtung: Die Menschen sollten nur an ein geschlossenes Freibad gewöhnt werden. Die Zeit bis Ende der Freiluftsaison 2025 sollte genutzt werden, um Pläne zu verabschieden und Sanierung oder Neubau auszuschreiben. Im Oktober nächsten Jahres könnten dann die Bauarbeiten beginnen, so der Verein.

Kein Neubau - Verein will das jetzige Freibad sanieren

Meyer, Müller und Co. setzen auf eine groß angelegte Sanierung des bestehenden Bades mit mehreren Becken und einer großen Wasseroberfläche von insgesamt 1365 Quadratmetern. Bädergesellschaft und Teile der Stader Politik liebäugeln mit dem von einem Gutachten empfohlenen Neubau und deutlich geringerer Fläche zwischen 560 und 710 Quadratmetern. Die Kosten für die einzelnen Varianten liegen zwischen vier und sechs Millionen Euro.

Das reduzierte Angebot ist nicht das Einzige, was nicht gut ankommt im Bützflether Trägerverein. Dass die Planer, von denen diese Entwürfe stammen, nie vor Ort gewesen sein sollen und nur nach Aktenlage und ohne Absprache mit dem Verein gearbeitet hätten, enttäuscht nicht nur den Vorstand.

Der weist noch einmal eindringlich darauf hin, dass die Stadt in der Pflicht steht, in Bützfleth ein Freibad vorzuhalten. Von alternativen Angeboten fürs Dorf statt des Bades wollen sie im Verein nichts hören, wenn dann nur zusätzlich.

Als Bützfleth für die Industrialisierung auf dem Bützflether Sand nach Stade eingemeindet worden war, war das Freibad auch als Ausgleich für den wegfallenden Strand an der Elbe in den Fusionsvertrag aufgenommen worden. Ihn zu kündigen oder zu ändern, gehe jetzt nicht mehr, da eine Seite, die Gemeinde Bützfleth, seit 50 Jahren nicht mehr besteht.

Was der Vorstand mit dem Bad noch vorhat

Der Vorstand kämpft aber nicht nur um den Erhalt, sondern denkt auch an eine Weiterentwicklung des Freibads. Der Vorstand habe eine eigene Planungsgruppe zusammen mit Bäderexperten und Bützflether Bürgern ins Leben gerufen, um eigene Vorstellungen zu erarbeiten.

Das Freibad biete nicht nur hohen Freizeitwert, sondern sei ein sozialer Treffpunkt im Ort, wo sich Familien, Freunde und Nachbarn treffen, wo ein soziales Miteinander herrsche. Gerade finanziell schwache Familien nutzten das Bad als Urlaubsersatz, Jugendliche als Anlaufpunkt. Schulkinder lernten hier das Schwimmen. Schon jetzt werde ethnische und kulturelle Vielfalt im Bad gelebt. Das Freibad sei ein Faktor für den Tourismus in der Region. Das alles könne noch ausgebaut werden.

Gerade ältere Menschen kämen ins Bad, um sich fit zu halten, Aqua-Fitness-Kurse oder sanfte Schwimmprogramme könnten diesen Zulauf stärken. In Zukunft sollten Betriebskosten und gerade auch der Energieverbrauch reduziert, ein digitales Buchungssystem könnte eingeführt werden. Events oder Themenabende wären denkbar ebenso wie ein Fitness-Center mit Sauna und ganzjähriger Gastronomie. Der Verein denkt weiter - und zeigt sich für Gespräche bereit.

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